Chronologie des 4. Novembers 2011

9.30 Uhr: Überfall auf die Sparkasse in Eisenach gemeldet.

Sofort nach dem Überfall: Der Leitende Polizeidirektor (PD) Michael Menzel für die Region Gotha schickt zahlreiche Polizeikräfte nach Eisenach zu einer umgehenden Fahndung. Man beschränkt sich nicht auf die übliche Ringalarmfahndung, sondern besetzt auch alle Abgangswege vom Tatort, errichtet Straßensperren und setzt Hubschrauber ein. 

Gegen 11.00 Uhr: Die Ringfahndung wird beendet. Die den Polizeifunk hörenden Täter hätten sich jetzt gefahrlos aus Eisenach mit dem Wohnmobil absetzen können.

Nach 11 Uhr: Im Ortsteil Stregda, keine zwei Kilometer von der überfallenen Sparkasse entfernt, meldet sich ein Passant bei der Polizei und sagt, er habe zwei Männer gesehen, die ihre Fahrräder in einem Wohnmobil verstauten, das in diesem Wohngebiet parkte. Andere Zeugen berichteten von einer dritten Person, die kurz vor dem Eintreffen der Polizei das Wohnmobil verlassen habe. Mit einem Hubschrauber wird nach dieser dritten Person gefahndet. 

Etwa 12.05 Uhr: Zwei Polizisten entdecken das Wohnmobil im Wohngebiet Wartburgblick und nähern sich. Sie hören angeblich zwei knallartige Geräusche [Schüsse], gehen in Deckung und fordern Verstärkung an. Anwesende Zeugen bemerken von den Schüssen nichts bemerkt.

Kurz nach 12 Uhr: Das Wohnmobil steht in Flammen. Zu gleicher Zeit versucht jemand aus dem sächsischen Innenministerium, sich auf dem Handy von Beate Zschäpe zu melden. Insgesamt gibt es an diesem Tag auf Zschäpes Handy 15 Kontaktversuche von Anschlüssen des sächsischen Innenministeriums und der Polizeidirektion Südwestsachsen. (Die Polizei vor Ort findet erst gegen 17 Uhr die Handynummer von Zschäpe heraus.)

Etwas nach 12.00 Uhr: PD Menzel, der Bundesnachrichtendienst und der militärische Abschirmdienst treten in Erscheinung. Die Polizisten erinnern sich, dass die "Geheimen" sich gegenseitig auf den Füßen "herumlaschten". 

12.20 Uhr: Feuerwehr beginnt zu löschen.

12.30 Uhr: Polizei betritt den Wohnwagen, findet zwei Erschossene mit großflächigen Kopfverletzungen vor, weiß nicht, wer die beiden sein könnten. Menzel betritt ebenfalls das Wohnmobil. Gleich links neben der Eingangstür liegt ein Körper auf dem Boden. Er ist kaum zu erkennen. Man ahnt, dass ein Mann auf dem Bauch liegt, erkennt seine blau-weißen Joggingschuhe. Der Körper ist mit Ruß bedeckt, das Dach des Campers ist durchgebrannt, die Reste der Verkleidung sind auf den Boden und die Leiche gefallen. Der Kopf des Mannes ist von der Tür aus kaum zu erkennen, er liegt unter dem Schutt begraben. Blut schimmert auf dem Fußboden durch den Ruß hindurch. Im hinteren Teil des Wohnmobils sitzt ein zweiter Mann auf dem Boden, das Kinn auf der Brust. Auch dieser Körper ist mit Ruß, Dreck, verbrannter Deckenverkleidung überzogen, doch nicht in dem Maße wie die Leiche neben der Tür. Vor allem sieht man ein riesiges Loch in seiner Schädeldecke, das ganze Gehirn scheint zu fehlen. Auf dem Tisch liegt eine Pistole, die sofort als Polizeipistole erkannt wird. Man nimmt deshalb an, dass es hier nicht nur um Bankraub gehen könnte. 



12.31 Uhr: Das erste Fernsehteam trifft am Ort ein.

12.55 Uhr: Erste Pressemitteilung zum Bankraub (nicht zum Wohnmobil).

13.00-14.00 Uhr: Rechtsmediziner beginnen mit ihrer Arbeit der Identifizierung. Inzwischen wurde ermittelt, dass das Wohnmobil von Holger G. gemietet worden war; der Mann wird in der Nacht verhaftet. 

13.22 Uhr: PD Menzel bestellt einen Sattelschlepper, der gegen 15 Uhr kommt und den Camper auf seine Ladefläche zieht. Menzel ist zu dieser Zeit schon weg. Die Leichen sind noch immer in dem Fahrzeug, mögliche Beweismittel ebenfalls. Der silberfarbene Truck fährt das Wohnmobil, notdürftig abgedeckt durch blaue Plastikplanen, über fünf Kilometer durch die Stadt – nicht zu einer Polizeiwache, sondern zu einer privaten Abschleppfirma in Eisenachs Westen. Die Firma hat mehrere große Hallen auf ihrem Gelände, in einer wird der Camper neben einem großen Kran abgestellt.

14.18 Uhr: Erstmals wird öffentlich mitgeteilt, dass sich im Wohnwagen zwei Leichen fanden, die noch nicht identifiziert worden sind.

15.00 Uhr: Eine Frau setzt die Wohnung in der Zwickauer Frühlingstraße in Brand und ruft dann per Handy André E. an, der sie mit dem Auto abholt und wegfährt.

Nach 15 Uhr: PD Menzel erhält die Nachricht, dass die Ermittler die Seriennummer einer der Waffen aus dem Wohnmobil ins Polizeisystem eingegeben und einen Treffer gelandet haben: Die Waffe gehörte der Polizistin Michèle Kiesewetter, die am 25. April April 2007 in Heilbronn erschossen wurde. Zudem lag eine zweite Heckler & Koch-Pistole, fast unversehrt, in dem kleinen Bad des Campers auf dem Fußboden. Sie gehörte dem Kollegen von Kiesewetter, Martin A., dem ebenfalls eine Kugel in den Kopf geschossen wurde, der jedoch überlebte.

Nachmittags: Polizeidirektor (PD) Michael Menzel befragt per Anruf den Thüringer Verfassungsschutz nach Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe und fordert die alten Vermisstenakten an.

16.32 Uhr: Das Handy von Beate Zschäpe bekommt einen Anruf von einer Handynummer, deren Absender nicht identifiziert werden kann. Am Abend ein zweites Mal. Die Verbindung ist jedesmal nur einige Sekunden lang.

Später Nachmittag: PD Menzel ruft die Polizei in Baden-Württemberg an und teilt mit, dass man zwei Bankräuber in einem Wohnmobil in einem Eisenacher Vorort tot aufgefunden habe, die mutmaßlich mit dem Mord an der  Polizistin Kiesewetter zu tun haben. 

Abends: PD Menzel ruft den LKA-Staatsschützer Jürgen Dressler an und sagt: "Wir haben den toten Mundlos im Wohnmobil gefunden."

Abends: Die Polizei leitet eine Fahndung nach Beate Zschäpe ein. 

5. November 3.00 Uhr:
Durch Vergleich der Fingerabdrücke mit der Datenbank des BKA wird Mundlos identifiziert. 

5. November 8 Uhr: Die Identität von Mundlos wird gerichtsmedizinisch bestätigt.

6. November: Böhnhardt wird über DNA-Material identifiziert. Nach den Obduktionsberichten wurden in den Lungen der beiden keine Rußpartikel gefunden. 

8. November: Beate Zschäpe stellt sich am 2011 der Polizei in Jena. In den Zwickauer Trümmern werden neun Feuerwaffen, ein Repetiergewehr und eine Maschinenpistole gefunden. 

Später: Die Polizei findet im Wohnmobil die DNA-Spur eines unbekannten Mannes. 

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