Tova Adlers Neuhäusler und Auschwitzer Geschichten

München - Tova Adler ist klein. Gerade einmal etwas über ein Meter fünfzig. Sie stammt Ihrer Auskunft nach aus der Slowakei und ist aus Tel Aviv angereist, um von ihrer Deportation und ihren Erlebnissen zu erzählen. 

So lautet ihre Geschichte: Es ist um den Jahreswechsel 1942/43. Tova ist damals 14 Jahre alt und wohnt bei ihrer Familie in Nova-Zamka, ihrer Aussage nach einer Stadt in der Slowakei. Das Mädchen näht mit ihrer Mutter aus Stoffresten und Putzlappen Taschen, die sie verkauft. Den gelben Stern, der sie als Jüdin verrät, nimmt sie dabei ab. Dann beginnen die Transporte. An der Tür klopfte es. „Verfluchte Juden, kommt raus!“, riefen die Soldaten von draußen. Als sie in der Nacht aus dem Haus getrieben wurden, habe sie nach ihrer Familie gerufen. Dann hätten sie sich an den Händen gehalten, um sich nicht zu verlieren. Als sie sich wehrte, packte sie ein Mann und warf sie kurzerhand in den Zug nach Auschwitz. Auf der Fahrt verlor sie ihre ganze Familie.  

Dann berichtet Tova Adler vom Kopfrasieren im Vorraum einer Auschwitzer Gaskammer, von den grauen Kitteln für die Frauen und der Tätowierung ihrer Lagernummer mit einem Füllfederhalter. Als es schließlich zum Duschen ging, hätten sich alle gedrängelt, jeder habe ein Handtuch bekommen und ein Stück Seife. Die habe sogar gut gerochen. Dann öffneten sich die Türen in den Tod, man sah die Flammen der Krematorien. Sie aber habe gedacht, da stimmt was nicht. Für jeden Schritt, den es vorwärts ging, machte sie zwei zurück. Sie war klein, es fiel nicht weiter auf, dass sie immer weiter zurückfiel. Dann gingen die Türen zu. Sie stand davor. Allein.

Dort fand Sie eine Aufseherin, brachte sie zum Krematorium. "Du bist stark, du hast Muskeln, du kannst das", sagte die Frau und ließ sie Leichen aus der Gaskammer schleppen. Nach ein paar Tagen musste Tova Adler dann Steine im Steinbruch schleppen. Später, 1943, kam sie nach Dachau. Nahe Dachau musste sie bis zum Ende des Krieges in einer Waffenfabrik arbeiten. Eine jüdische Hilfsorganisation griff sie schließlich auf und brachte sie ins heutige Israel.  

Geschichten wie die von Tova Adler gibt es viele in Israel, noch immer leben etwa 200.000 Überlebende des HOLOCAUST. Besonders Überlebende aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion hätten in Israel sehr mit Altersarmut zu kämpfen, weil sie alle Pensionsansprüche aus der ehemaligen Sowjetunion verloren hätten. Sie wären Anfang der 1990er Jahre im Alter nach Israel gekommen und hätten dort beruflich nicht mehr groß aktiv werden können, um Rentenansprüche zu erwerben. Im Jahr 2008 habe die israelische Regierung zwar ein Gesetz auf den Weg gebracht, dass den Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion  eine kleine Rente zusichert. Das seien aber nicht mehr als etwa 400 Euro und reichten bei weitem nicht aus für teure Medizin und notwendige Behandlungen. 

Deshalb hat Harald Eckert im vergangenen Jahr mit drei israelischen Organisationen die Aktion "Würde und Versöhnung" ins Leben gerufen, um bedürftigen Zuwanderern in Israel zu helfen. Immer wieder bringt die Aktion Zeitzeugen nach Deutschland, die von ihrer Vergangenheit berichten und sammelt Spenden. Eckert wünscht sich mehr Engagement aus Deutschland für Bedürftige in Israel. 

Anmerkungen: Mit Nova-Zamka ist wohl Nové Zámky (deutsch Neuhäus[e]l, ungarisch Érsekújvár) gemeint, eine Stadt in der Südslowakei, die von 1938 bis 1945 zu Ungarn gehörte. - Obwohl Ungarn im Zweiten Weltkrieg mit dem Deutschen Reich verbündet war, blieben die rund 800.000 im Land lebenden Juden bis 1944 von der Deportation verschont. Erst als Ungarn Mitte März 1944 von deutschen Truppen besetzt und die Regierung unter Döme Sztójai eingesetzt worden war, kam es zu den von Adolf Eichmann organisierten Deportationen. Ab dem 5. April 1944 hatten alle Juden in Ungarn den gelben Stern zu tragen.  - Im Januar 2013 gab es insgesamt noch mehr als 500.000 HOLOCAUST-Überlebende mit einem durchschnittlichen Alter von 79 Jahren . 1945 gab es also nach Anwendung der Sterbestatistiken etwa 1 Million den HOLOCAUST überlebende jüdische Kinder im durchschnittlichen Alter von 11 Jahren.

Email:   Quelle: Internet

Weitere Infos:  

nach oben