Nach der Veröffentlichung
des Interviews mit Winfried Stöcker meldeten sich zahlreiche Angehörige
der BDR-Nomenklatura zu Wort und distanzierten sich von den Äußerungen des Kaufhaus-Investors. Der
Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege, vormals Mitglied der Kampfgruppen der Arbeiterklasse
(Abb.): Ist entsetzt, dass in heutiger Zeit noch ein solches Vokabular benutzt
wird und distanziert sich deutlich von den Aussagen des Herrn Stöcker. Geht
nicht davon aus, dass die Sache für das Kaufhaus-Vorhaben folgenlos ausgeht.
Da seien jetzt Professor Stöcker und sein Team gefragt.
Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt: Attestierte Stöcker einen
Mangel an Respekt, wenn er einerseits Menschen aus anderen Ländern als Arbeitskräfte
habe, andererseits aber unbedingt verhindern wolle, dass diese sich in Deutschland
festsetzen. Dass Stöcker wenige Tage vor Weihnachten dieses Fest als
Firlefanz und als Märchen hinstelle, sei nicht hinzunehmen.
Hans-Wilhelm Pietz, Pfarrer der Görlitzer Frauenkirche: Lud als Reaktion auf das Interview zu einer Adventsandacht ein
unter dem Titel: Barmherzigkeit ist kein Märchen. Im Ankündigungstext heißt es, man könne
den in Stöckers Äußerungen deutlich werdenden Geist der Abgrenzung und zynischen Herablassung auf Fremde und Flüchtlinge nicht
hinnehmen. Auch die Art und Weise, in der die christliche Weihnachtsbotschaft von Herrn Stöcker lächerlich gemacht
wird, könne nicht unwidersprochen bleiben. Er sei enttäuscht darüber, dass das von vielen in der Nachbarschaft der Frauenkirche begrüßte Kaufhaus-Projekt mit einer solchen Haltung verbunden
ist.
Gabi Kretschmer: Hat die lebensgroße Krippe im Kaufhaus unter den
Herrnhuter Sternen abgeholt.
Christina Lumper vom Vorstand der Stiftung Diakonie-Sozialwerk Lausitz:
Hat eine Spende Stöckers für das Kinderheim in Weinhübel zurückzugeben.
Sie sagte, Stöckers Positionen seien menschenverachtend, zynisch und herablassend.
Joachim Rudolph vom Aktionskreis für Görlitz: Sagte: Wir können nicht schweigen und wehren uns gegen die Äußerungen von Prof. Stöcker, die nicht nur Formulierungen sind, sondern eine Haltung widerspiegeln, die traurig stimmt und betroffen
macht.
Rainer Müller: Sagte, dass er sich von Winfried Stöcker abwenden werde.
Das Thema sei vergiftet, das Kaufhaus auch. Einen größeren Schaden hätte
Stöcker nicht anrichten können. Er, Müller, könne nicht verstehen, wie ein Mann, der seinen unternehmerischen Erfolg aus der Globalisierung zieht, zu einer so platten, ausländerfeindlichen Einschätzung
kommt.
Ralf Thies von der Kaufhausgenossenschaft: Sagte, er habe ihn [Stöcker]
als freundlichen, hochintelligenten und wertschätzenden Menschen kennengelernt. Aber seine Äußerungen
hätten damit nichts zu tun. Er sei entsetzt und bestürzt. Als aktiver Sozialdemokrat und Vorsitzender der
AWO in Treptow-Köpenick sei er täglich mit dem Thema beschäftigt, erlebe traumatisierte Kinder, verstörte Erwachsene.
Diese Menschen heiße er bei uns ausdrücklich willkommen, diesen Menschen könnten und
sollten wir als Gesellschaft, ihnen ganz persönlich helfen. Für alles andere habe
er kein Verständnis. Er wünsche dem Konzert am Sonnabend, das nun auf dem Untermarkt stattfindet, viel Erfolg.“
Katja
Mentz, Mitglied der Grünen Bürgerschaftsfraktion: Sagte, Stöcker
diffamiere in seiner Begründung Flüchtlinge auf übelste rassistische Weise. Herrn Stöckers verbale Entgleisung
dürfe nicht folgenlos bleiben.
Die Görlitzer Linkspartei: Sagte, Stöckers widerwärtige Tiraden seien nicht mehr durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Der Unternehmer demonstriere
ein menschenfeindliches, rassistisches und kolonialistisches Weltbild und habe sich in verfassungswidriger Weise über die Flüchtlinge geäußert. Stadtrat und
Landtagsabgeordneter Mirko Schultze: Rief die Görlitzer dazu auf, nun erst Recht ein weltoffenes Görlitz zu präsentieren. Frank Seibel Reporter der SZ für die östliche
Oberlausitz: Schrieb, der Millionär und Medizinprofessor erscheine hartherzig, böse, intolerant,
gefährlich deutschtümelnd, rede zynisch und totalitär. Stöcker werde
Schwierigkeiten haben, Vertragspartner zu finden, die sich in sein Kaufhaus
einmieten und auch innerhalb der Stadt Probleme bekommen. Stöcker sei ein schlechter Kaufmann,
den man als Kunde oder als Vertragspartner nicht mehr unterstützen
könne. Nur noch eine Entschuldigung könne ihm helfen.
Der Lübecker Sozialsenator Sven Schindler (SPD): Sagte, die Äußerungen
seien menschenverachtend und beschämend, sie passten in keinster Weise zur offenen Flüchtlingspolitik und zur positiven Willkommenskultur der Hansestadt Lübeck.
Auch wenn der Professor wieder zur Besinnung kommen sollte, könne er den angerichteten Schaden mit seinen Millionen nicht wieder
gutmachen. CDU-Fraktionschef Andreas Zander:
Zweifelt an Stöckers Verstand und sagte: „Wenn jemand das in der heutigen Zeit ernsthaft äußert, muss man sich überlegen, ob er sich nicht auf seinen geistigen Zustand untersuchen lassen
muss. Michelle
Akyurt (Die Grünen): Sagte, mit seinen Ansichten
gösse Stöcker Öl ins Feuer der Pegida-Bewegung in Dresden. Der Unternehmer
solle sich für seine Äußerungen öffentlich entschuldigen und die Absage des Benefizkonzertes zurücknehmen. Der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität Lübeck:
Sagte, die Uni müsse sich von Stöcker distanzieren, ihn von allen Lehrverpflichtungen freistellen und ihm die Honorarprofessur
entziehen.
Ragnar Lüttke, Fraktionsgeschäftsführer der Lübecker Linken in der Bürgerschaft:
Sagte, Stöcker bediene sich übelster Beschimpfungen. Sein übersteigerter Rassismus
sei juristisch eine Volksverhetzung, politisch Faschismus. Eine Zusammenarbeit der Stadt mit dem Unternehmer müsse ausgeschlossen sein.
Stöckers Ehrenprofessur an der Lübecker Universität sollte die Universität
aberkennen.
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