Von JUPP SCHRÖDER

Für viele Pflanzen ist die Kälte im Winter wichtig und bleibt diese weitgehend aus, wollen viele Stauden und manche Sträucher nicht recht blühen. Besonders auffällig war die Blühfaulheit im vergangenen Jahr nach dem milden Winter zu beobachten. Die frostigen Nächte der letzten Zeit waren deshalb ideal zum Stimulieren der Pflanzen. Es ist gut, dass die Vegetation nun doch noch zurück gehalten wird und es noch ein weitgehend normales Frühjahr geben kann.

"Kakteen" des Winters

Blätter wären für die meisten unserer Pflanzen im Winter ein tödlicher Luxus: Deshalb müssen sie im Herbst vom Baum verschwinden. Nur einige Spezialisten wie Efeu, Stechpalmen, Buchsbaum, Mahonien, Rhododendron, Hauswurze und die meisten Nadelgehölze halten den Frost aus. Dank ihrer Spezialblätter und Nadeln werden sie mit der extremen winterlichen "Trockenheit" fertig. Man könnte sie auch als "Kakteen" des Winters bezeichnen, weil sie die Verdunstung gegen Null verringern können.

Schneiden bevorzugt bei wärmeren Temperaturen

Bei Temperaturen unter minus vier Grad sollte man überhaupt nicht schneiden. Es ist besser, das erst nach den stärksten Frösten tun. Das hat noch den Vorteil, dass mit zunehmendem Saftstrom die Schnittwunden schneller verheilen und nicht zu lange offen stehen bleiben. Noch schneller verheilen die Wunden im Sommer. Deswegen werden Kirschen und andere empfindliche Gehölze im Sommer gleich nach oder während der Ernte geschnitten. Auch bei Kernobst ist das keine schlechte Idee, wenn das Triebwachstum gebremst werden soll. Im Sommer heilen die Wunden am besten, da dann die Gehölze diese gleich abschotten können.

Besonders Bäume werden oft falsch geschnitten

Leider sieht man beim Blick über die Zäune, dass in sehr vielen Fällen durch falsche Schnittpraktiken mehr Schaden als Nutzen verursacht wird. Daher ist es ratsam, dass Gartenbesitzer die angebotenen Schnittkurse der Gartenbauvereine besuchen. Meist wird des vermeintlich Guten zuviel getan. 

Es ist notwendig, wenigstens die einfachen Schnittgesetze zu kennen: So ist ein Anschneiden der jungen Triebe mit der Schere im Wesentlichen nur beim Aufbauschnitt in den ersten Jahren wichtig. Dies geschieht, um junges Holz zu erzeugen und die Leitäste zu stärken. In späteren Jahren müssen diese vor allem durch ein Herausnehmen überbauender Trieben freigestellt werden - Ansonsten verkümmern die Leitäste, die das tragende Astgerüst bilden sollen. Das Triebwachstum spielt sich dann hauptsächlich im oberen Bereich ab. 

Schlimm ist die "Herumschnippselei" mit der Schere an ausgewachsenen Bäumen. Dies führt zu einem besenartigen Wachstum und damit zu übermäßiger Produktion von jungem Holz. Bei älteren Bäumen ist es vor allem wichtig, abgetragenes Holz auf junges abzusetzen. Somit entsteht eine ständige Rotation des Fruchtholzes. Der Baum bleibt dadurch im Gleichgewicht zwischen alten und jungen Trieben. Damit sind gleichmäßige Erträge und eine gute Fruchtqualität gesichert.

Hecken und Sträucher sollten bald geschnitten werden

In der freien Landschaft stehende Hecken sollten bis Ende Februar geschnitten werden. Der aufsteigende Saft drückt die Knospen bei so einer radikalen Verjüngung aus den verbleibenden Stümpfen heraus. Bei einem späteren Termin kommt es zu einem schwächeren Austrieb. Ein Naturschutzgesetz erlaubt den Schnitt der Hecken in der freien Landschaft nur noch bis zum 28. Februar. 

Auch eine Verjüngung von stark verwilderten Sträuchern im Garten ist möglich und sollte genau so zeitig erfolgen. Dies geht allerdings nicht bei allen Pflanzen: Je mehr ein Strauch Bodentriebe hat, wie zum Beispiel Forsythie und Pfeifenstrauch, umso leichter lässt er sich verjüngen - Dann muss allerdings ein Neuaufbau erfolgen. Zu viele Bodentriebe müssen dazu im Frühjahr und Sommer ausgedünnt werden. Frühlingsblühende Sträucher haben allerdings im ersten Jahr nach dem Schnitt keine Blüten.

Grundsätzlich sollten beim Beschneiden von Bäumen größere Wunden vermieden werden, da diese nur sehr langsam wieder zuheilen. Dadurch entstehen Eintrittspforten für Holzzersetzende Pilze. Der Baum kann die Wunde aber nur von außen mittels Kambiumring überwallen. Dieser Prozess kann durchaus mehrere Jahrzehnte andauern. Deshalb gilt es, lieber mehrere kleine Äste weiter weg vom Stamm abzuschneiden, als einen großen. Denn zu große Wunden heilen oft überhaupt nicht mehr und der Baum wird hohl. 

Tipps zum Schneiden von Obstbäumen

Wenn man abgeschnittene Äste in Streuobstanlagen noch einige Zeit auf dem Boden liegen lässt, nagen Hasen und Rehe mit Vorliebe an der Rinde und den jüngeren Trieben dieser Äste. Netter Nebeneffekt: Gleichzeitig werden diese von jungen Bäumen abgelenkt. 

Von Kern- und Steinobstbäumen sollten zusätzlich noch die Fruchtmumien vom vergangenen Jahr entfernt werden, um Infektionen zu vermeiden. Das Bindematerial zur Befestigung von Bäumen an einem Baumpfahl sollte überprüft werden, damit es nicht einwächst und den Stamm dadurch abschnürt. So kann sich die Rinde nicht mehr verbinden und der Baum bleibt geschwächt und instabil.

Keine Angst vor einem radikalen Rückschnitt

Jetzt in der Winterruhe kann man bei völlig überalterten Gehölzen noch einen totalen Rückschnitt bis auf kurze Stummel machen - die meisten unserer Blütensträucher vertragen das. Im Sommer muss aber dann unbedingt ein großer Teil der zahlreich nachwachsenden jungen Triebe entfernt werden. Dadurch können sich die ausgedünnten Ruten kräftiger entwickeln. 

Die Arten, bei denen man von der Basis her viele junge Triebe beobachten kann, können gefahrlos zurückgeschnitten werden. Dazu zählen beispielsweise Berberritzen, Liguster, Hartriegel, Deutzien, Weigelien, Kolkwitzien, Haselnuss und Heckenkirschen. Diese Maßnahmen müssen jedoch mit einer ausreichenden Wasserversorgung und einer sinnvollen Bodenpflege im Frühjahr und Sommer gekoppelt sein.

Eine Blüte ist bei diesen Pflanzen nach einem solch radikalen Schnitt im ersten Jahr nicht zu erwarten und viele Gartenbesitzer glauben irrtümlicherweise, dass es sich bei neuen Trieben um "Wilde Triebe" handelt. Verzweigungen und Blüten kommen aber erst in den folgenden Jahren. 

Ein totaler Rückschnitt tut aber nicht allen Sträuchern gut

Bei Bäumen ist so eine Verjüngungskur aber auf keinen Fall zu empfehlen und auch langsam wachsende, solitäre Sträucher, wie beispielsweise Zauberhasel, sollten davon verschont bleiben. Mit der Schönheit würde es dann nämlich nichts mehr werden. Bei Flieder oder Essigbäumen könnte ein solcher Totalschnitt zusätzlich auch noch für Wurzelschösslinge im großen Umkreis sorgen.
 

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