Was in dem Video zu sehen ist
Es sind Szenen wie im Film: "Komm", mahnt der Fahrkartenkontrolleur in einem Zug in Niederbayern. "Give me my Geld, I go outside", erwidert der Zugfahrgast in einem Mix aus Englisch und Deutsch. "Raus, komm raus. Steh auf", ruft der Kontrolleur schärfer und wedelt unmissverständlich mit seiner Hand. "Give me 7,50 Euro, I go outside", entgegnet der Mann. Und so schaukelt sich die Situation hoch: "Aufstehen, komm", fordert der Bahnangestellte und greift den Mann am Arm.
Als der sich wehrt ("don't touch me"), baut sich der Kontrolleur mit erhobenem Zeigefinger vor ihm auf: "Hey!" Er packt den Fahrgast ("I want you to get out") und zerrt an ihm, bis zwei weitere Mitfahrer eingreifen. Auch sie nehmen den Mann und schieben ihn Richtung Tür. Es folgen Geschrei und ein Handgemenge, danach Stille. Nur ein vierfaches Piepsen ist zu hören, das die Weiterfahrt signalisiert.
Der Vorfall hat sich am vorvergangenen Montag in der Waldbahn zwischen Zwiesel und Bodenmais zugetragen. Bei dem Mann, der aus dem Zug geworfen wurde, soll es sich um einen Asylbewerber handeln. Das berichtet das Onlinemagazin Der Hog'n, das auch den Film ins Internet gestellt hat.
Woran sich der Konflikt entzündet hat
Der knapp einminütige Beitrag wurde von einem weiteren Passagier mit dem Handy aufgenommen. Die Bilder wurden so verfremdet, dass keine der Personen identifizierbar ist. Ein beigefügtes Foto zeigt, dass der unsanft an die Luft gesetzte Fahrgast ein Schwarzer ist.
Der Mann soll ein Bayerwaldticket für die Strecke Bodenmais - Zwiesel gehabt haben. Allerdings soll er es laut Angaben der Bahn nicht mit Vor- und Nachnamen, sondern nur mit einem einzigen unleserlichen Wort ausgefüllt haben. Dies nahm der Kontrolleur zum Anlass, den Mann aus dem Zug zu entfernen. Dass der Mann ein Asylbewerber ist, geht aus dem Video nicht hervor.
Diese Informationen stammen von mehreren Augenzeugen, die den ganzen Vorgang beobachtet hätten, wie Da Hog'n-Redakteur Stephan Hörhammer erklärt. Angesichts der Sensibilität des Themas habe man "nach bestem Wissen und Gewissen berichtet".
Die Regierung von Niederbayern, die für die zentralen Asylbewerberunterkünfte zuständig ist, wusste bislang nichts von den Geschehnissen. Allerdings gibt es im Landkreis Regen auch noch dezentrale Flüchtlingsquartiere.
Wie das Bahnunternehmen den Vorfall bewertet
Die Länderbahn als Betreiberin der Waldbahnstrecke erklärt, sowohl das Unternehmen als auch der Mitarbeiter bedauerten den Vorfall sehr. Der Kontrolleur sei am Montag zur Geschäftsführung bestellt worden. Es sei grundsätzlich verboten, an Passagiere Hand anzulegen - außer es handle sich um Erste-Hilfe-Maßnahmen. "Das Verhalten entspricht weder unseren Unternehmenswerten noch den Vorgaben, nach denen unsere Mitarbeiter arbeiten", teilte eine Sprecherin mit.
Damit Tagestickets nicht mehrfach genutzt würden, müsse der Fahrgast leserlich seinen Vor- und Nachnamen eintragen. Das sei hier nicht geschehen. Normalerweise werde der Fahrgast dann mehrfach aufgefordert, dieser Vorgabe nachzukommen - im konkreten Fall bereits auf dem Abschnitt zwischen Plattling und Zwiesel.
Als nach dem Umstieg nach Bodenmais eine weitere Aufforderung ergebnislos geblieben sei, kam es zur Eskalation. Normalerweise sei stattdessen eine weitere Zahlung zu erheben und in letzter Konsequenz die Bundespolizei hinzuzuziehen. "Bedauerlicherweise wurden diese Vorgaben nicht eingehalten", teilte die Bahn mit. Dabei hätten alle Mitarbeiter ein Deeskalations-Training absolviert. |