Max Brose und seine Erben

Coburg - Michael Stoschek (Mitte) ist eine der wichtigsten Unternehmerpersönlichkeiten in Bayern. Er ist Vorsitzender der Gesellschafterversammlung von Brose, dem Weltkonzern aus Coburg. Er war mal Präsident der örtlichen Industrie- und Handelskammer, gilt als einer der mächtigsten Firmenlenker in Nordbayern und nebenher als einer der reichsten Männer im Freistaat. Für eines aber ist Stoschek auch bekannt, spätestens seit der Kommunalwahlkampf 2008 ums Oberbürgermeisteramt in Coburg zur Materialschlacht entglitt. Stoschek wollte mit allen Mitteln einen anderen OB als den damals amtierenden SPD-Mann durchsetzen. 

Seit mehr als zehn Jahren streitet Stoschek mit der Stadt um eine nicht erfolgte Straßenumwidmung. Er wollte 2004 eine Straße nach Max Brose (oben) seinem Großvater, benannt wissen. Die Stadt wollte das nicht, Max Brose war NSDAP-Mitglied. Seitdem liegt der Lenker des Weltkonzerns mit der Stadt über Kreuz, mal im Eskalationsmodus, mal weniger heftig. Bis vor Kurzem schienen beide Seiten um Abrüstung bemüht zu sein. Stoschek und der neue SPD-OB von Coburg, Norbert Tessmer, kamen Anfang März zum Friedensgipfel zusammen, im Kern ging es um die Frage, ob eine zehn Jahre währende Stadtfehde womöglich jetzt doch aus der Welt geschafft werden könnte. Für soziale Einrichtungen in Coburg könnte eine Annäherung segensreich sein. Sozialen Institutionen, die um Spenden bitten, lässt Brose seit Jahren mitteilen, der Konzern stehe dafür nicht zur Verfügung - solange der Konflikt von 2004 nicht aus der Welt sei. Die Firma Brose investierte seit einiger Zeit in Bamberg statt in Coburg.

In seinem Buch "Brose. Ein deutsches Familienunternehmen 1908-2008" kommt der Historiker Gregor Schöllgen zum Ergebnis, Brose habe der nationalsozialistischen Ideologie nicht viel abgewinnen können. Er habe aber die Vorgaben der Machthaber und die Handlungszwänge des Systems in Kauf genommen. Das Unternehmen habe während des Kriegs von staatlichen Aufträgen gelebt und profitiert. Das NSDAP-Mitglied Brose habe die Firma in Zeiten lenken müssen, in denen Konzessionen an den Zeitgeist in der Konsequenz auf die jedenfalls mittelbare Unterstützung eines totalitären Regimes hinausliefen.

Inzwischen ist Josef Schuster (unten), Präsident des Zentralrats der Juden, auf den Konflikt aufmerksam geworden. Er schrieb an die Stadt Coburg, dass er eine Ehrung Max Broses nicht gutheißen würde. Die Frage stellt sich: Wer wird sich durchsetzen?
ABCD

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