Die SWG hatte in das noble "Logenhaus" im Stadtteil Rotherbaum geladen. Vor allem Männer, viele augenscheinlich über 50 Jahre, folgten der Einladung, die an Mitglieder und Interessenten verschickt worden war. Beim Seminar ging es um die Zukunft Deutschlands und Europas, angesichts des ganz normalen politischen und gesellschaftlichen Irrsinns, wie es in der Ankündigung hieß. Journalisten durften bei der Veranstaltung nicht in den Saal.

Mit NDR Reporter will Gauland nicht sprechen

Mit Gauland trat erstmals ein prominenter Politiker der AfD bei der SWG auf. Der Vorsitzende des Hamburger Vereins, Manfred Backerra, war froh, dass ein führender Kopf der Partei bei seiner Versammlung auftrat. Gauland sprach bei der Veranstaltung zum Thema "Ein Europa selbstbestimmt vereint wirkender Vaterländer". Der AfD-Bundesvize und Fraktionschef im Brandenburgischen Landtag gibt sich vor dem "Logenhaus" wortkarg: Gauland beantwortete NDR.de keine Fragen.

SWG-Chef: "Waffen-SS beging nur vereinzelt Verbrechen"

Backerra sagte, mit Rechtsextremisten habe seine Gesellschaft nichts zu tun: Die nationalsozialistische Waffen-SS habe maximal vereinzelt Verbrechen begangen, so der Oberst a.D. Und der millionenfache Mord an den Juden? "Über den Holocaust sprechen wir nicht", antwortete der SWG-Chef. Denn darüber darf man in Deutschland nicht frei reden. Backerra meint den Paragraphen 130 des Strafgesetzbuches, der die 'Leugnung' des Holocausts und die Verharmlosung von NS-Verbrechen unter Strafe stellt.

Verfassungsschutz hat mögliche SWG-Kontakte zu Rechtsextremisten im Fokus


Ursula Haverbeck-Wetzel nimmt als Besucherin an der WSG-Veranstaltung teil.

Der Hamburger Verfassungsschutz hat die SWG im Blick. Offiziell beobachtet wird der Verein vom Hamburger Verfassungsschutz aber nicht. Nicht nur die SWG-Referenten stammen oft aus der rechten Szene. Aus Vlotho in Westfalen reiste zum "Seminartag" die Holocaust-Skeptikerin Haverbeck-Wetzel als Besucherin an. Die 86-Jährige ist mehrfach wegen Volksverhetzung verurteilt, zählt zu den bekanntesten Rechtsextremisten in Deutschland. Auch Burschenschafter und ein ehemaliger Spitzenkandidat der NPD fanden am Sonnabend den Weg ins "Logenhaus".

Befeuert Gauland Richtungsstreit in der AfD?

Mit seinem Auftritt bei dem Rechtsaußen-Verein in Hamburg dürfte Gauland den Richtungsstreit innerhalb der AfD weiter anfeuern. Vergangene Woche hatte Gauland die "Erfurter Resolution" unterzeichnet, die von Kritikern wie Parteivize Hans-Olaf Henkel scharf angegriffen wird. Henkel warnt vor dem "völkischen Gedankengut" der Erklärung, die inzwischen von rund 1.400 Mitgliedern unterschrieben wurde. Der Hamburger AfD-Verband war vorab nicht über Gaulands Auftritt bei der SWG unterrichtet worden, wie ein Pressesprecher mitteilte. Dies sehe die Partei jedoch auch nicht als nötig an. Zuvor hatte die "tageszeitung" (Donnerstagausgabe) berichtet, Gauland habe nach eigenen Worten seine Vortragstätigkeit mit dem Hamburger AfD-Chef Jörn Kruse abgesprochen.

Zusammen mit Gauland referierte beim "Seminartag" der Publizist Manfred Kleine-Hartlage, der unter anderem für die Zeitschrift "Zuerst!" schreibt. Kleine-Hartlage trat im letzten Jahr bei der "German Defence League" auf, stand auch schon bei einem "Lesertreffen" eines rechten Verlags auf der Referentenliste. Außerdem hatte die SWG den ehemaligen parlamentarischen Staatssekretär Willy Wimmer (CDU) eingeladen, der unter anderem über die Ukraine-Krise sprach.

SWG als Scharnier zwischen Konservativen und Rechtsextremen

Politikwissenschaftler ordnen die SWG der Neuen Rechten zu und betonen eine "Scharnierfunktion" zwischen Konservativismus und Rechtsextremismus. Im vergangenen Jahr hatte die SWG zusammen mit einem rechten Verleger aus Bayern zu einer Tagung eingeladen, bei der auch bekannte Referenten auftreten sollten. Ebenfalls geplant war ein Vortrag des heutigen SWG-Chefs Backerra. Die Veranstaltung fiel allerdings aufgrund zu geringer Resonanz aus. Immer wieder treten bei der SWG in Norddeutschland Referenten aus der rechten Szene auf - beispielsweise Walter Marinovic, ein Österreicher mit guten Kontakten zur NPD.

SWG-Gründer war Pressereferent unter Goebbels

Gründungsvorsitzender der 1962 ins Leben gerufenen SWG war der ehemalige Pressereferent in Josef Goebbels’ Propagandaministerium, Hugo Wellems. Der Verein hat heute über 4.000 Mitglieder und Freunde. Zu den Hauptaufgaben der Organisation zählt der Kampf gegen die politische Korrektheit. Auch gegen die Umerziehung der Alliierten in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zieht die Gesellschaft zu Felde.
ABC 

Register:  
Email:   Quelle: Internet

Weitere Infos: