Abschied

Wohlauf gut G'sell von hinnen!
Meins Bleibens ist nimmer hie,
Der Mai der tut uns bringen
Den Veiel und grünen Klee.

Vor'm Wald da hört man singen
Der kleinen Vöglein G'sang,
Sie singen mit heller Stimme
Den ganzen Sommer lang.

Das Megdlein an der Zinnen, 
Die sach zum Fenster nauß,
In rechter Lieb und Treue 
Warf sie zwei Krenzlein rauß,

Das eine war von Veiel, 
Das ander von grünem Kle:
„Sol ich dich, feins Lieb, meiden, 
Meim Herzen dem gschicht we.“

[Ich scheid mich mit dem Leibe, 
Laß ihr das Herze mein,
Dem allerschönsten Weibe, 
Das auf der Erd mag g`sein.

Ach weh, du bitters Scheiden, 
Wer dich nur hat erdacht?
Hast mir mein Freud genommen, 
Mein Herz in Trauern bracht.

Ich kan nit me geschweigen, 
Es glag mir nie so hart,
Daß ich trag heimlich Leiden 
Gen einem Freulein zart.

Ir Lib hat mich umbfangen 
Darzu ir gut Gestalt;
Daß ich dich, Lieb, muß leiden,
Darzu zwingt mich Gewalt.

Gewalt, du bist eine große Pein, 
We der dich tragen muß!
Du übest gen mir solchen Schein, 
Mein Leid war nie so groß.

Hat mir ein Eid geschworen, 
Sie wolt mir bleiben stät,
Sie wolt daran gedenken 
Wenn sie ein ander bät.] 

[Zart Frau, ich bin ein Schuler,
Darzu noch unbekannt,
Von rechter Art ein Buler 
Und lern eß mit der Hand,

Kann wol schreiben und lesen,
Ghort einem Bulen zu,
Der Herbst ist abgelesen, 
So han wir beid kein Ruh.]

Text & Musik: Caspar Othmayr 1549 (1515-1553)

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