Freitag, 9. Oktober 2009

 

Jetzt fahren wir nach Auschwitz
ABCD

Aus einem Aufsatz 'Emotionale Prozesse in der pädagogischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus' von Gudrun Brockhaus*:

""Was geschieht, wenn die von den Schülern eingeforderte freie Meinungsäußerung in ausländerfeindlichen Parolen besteht? Wenn die gewünschte Betroffenheit den armen bombengeschädigten Deutschen gilt, die Frage nach der Schuld der Juden gestellt wird? - Resultat sind Irritationen und Ärger auf Seiten der Lehrer, affektive Ablehnung eines behaupteten moralischen Drucks auf Seiten der Schüler, einige fühlen sich in ihrer Meinungsfreiheit blockiert [sic!].

Wenn die Interviewten [Schüler] 'politisch nicht korrekte' Ansichten äußern, wechseln die Interviewer [Lehrer] schnell das Thema, wie im folgenden Beispiel: Der Realschüler Konstantin (18) erzählt, dass er 'Mein Kampf' besitze, 'leider ohne Autogramm'. Die Interviewer gehen nicht auf moralisch provokante Positionen ein, stoppen mit cooling out-Techniken den Redefluss über die 'geniale' Kriegsführung, die faszinierenden Erfolge der Nazis, den 'netten und menschlichen Hitler', der nicht für die Judenvernichtung verantwortlich gewesen sei.

  
Deshalb besucht ein Lehrer die Gedenkstätte nur im Winter, weil nur dann das richtige Feeling rüberkomme. Er überlegt, überhaupt nicht mehr nach Dachau zu fahren, denn Dachau bringe nicht 'diesen Kick, den ich mir erwartet hätte', das steckten die Schüler zu leicht weg, sie packten dort ihre Brotzeit aus und spielten nachher im Bus gleich wieder mit ihren Handys**. [Der Lehrer]: Vermutlich war das auch meine letzte Fahrt nach Dachau. Jetzt fahren wir nach Auschwitz, weil das - es klingt jetzt furchtbar, aber es gibt mehr her - [wir] da mal wirklich drei Tage intensiv Geballtes machen.""

*Aus der Studie „Aktuelle Herausforderungen der schulischen Thematisierung von Nationalsozialismus und Holocaust. - Interkulturelle und generationsspezifische Perspektiven“, die mit finanzieller Unterstützung des Bayerischen Kultusministeriums und des Auswärtigen Amtes im Rahmen der 'Task Force For International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and Research' durchgeführt wurde. In Interviews wurden Lehrer und Schüler befragt, welche Erfahrungen sie mit dem Thema gesammelt haben .

**Anders dagegen Spielfilme, deren Titel und Handlungsverlauf meist präsent sind, und die oft in voller Länge Eingang in den Unterricht finden. Zugleich werden sie von den Schülern mit einem gewissen Wahrheitswert ausgestattet .

Quelle: Internet  

Weitere Infos:  
 

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