Erfurt - Der Chefredakteur der 'Thüringer Allgemeinen'
Sergej Lochthofen (oben) wurde am Donnerstag von WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach
(unten) abgesetzt. Seine Ehefrau Antje-Maria Lochthofen, die stellvertretende Chefredakteurin war, wurde
ebenfalls abgelöst. Für Lochthofen kam die Entscheidung angeblich aus heiterem Himmel. Er
sagte hierzu "das ist Sippenhaft wie bei Stalin
und den Nazis." Die Essener WAZ-Mediengruppe ist Eigentümerin der der
'Thüringer Allgemeinen' .
Lochthofen kam 1953 als Sohn eines deutschen Kommunisten im russischen Workuta zur Welt. Seine Mutter ist Russin, sein Vater Deutscher. Sein Vater Lorenz Lochthofen verbrachte 20 Jahre seines Lebens im Gulag und in der Verbannung. Er arbeitete in der Sowjetunion als Bergwerksschlosser, studierte Journalismus in Moskau, lehrte Politökonomie und arbeitete bis 1937 als Redakteur bei einer deutschsprachigen Zeitung.
Er wurde 1938 zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach
dem Krieg wurde er rehabilitiert und reiste 1958 in die DDR aus. 1963 wurde er in das Zentralkomitee der SED berufen. Später leitete Lorenz Lochthofen
ein Büromaschinenwerk im thüringischen Sömmerda.
Zu DDR-Zeiten arbeitete Sergej Lochthofen als Auslandsredakteur bei der SED-Zeitung
'Das Volk' in Erfurt. Antje-Maria Lochthofen besuchte
zu DDR-Zeiten die SED-Parteihochschule und schaffte es bis zur stellvertretenden Chefredakteurin der Zeitung
'Das Volk'. 1990 benannte sich das Blatt um in 'Thüringer
Allgemeine'. Lochthofen wurde von seinen Kollegen damals zum Chefredakteur gewählt. Gemeinsam mit anderen Mitarbeitern war er Miteigentümer der Zeitung.
Die Position des Chefredakteurs hatte Sergej
Lochthofen 20 Jahre inne.