Operation
Ebenezer Exodus
ABCD
Zum fundamentalistischen Bibelverständnis gehört die Überzeugung vom
nahen Ende der
Weltzeit. Evangelikale und charismatische Christen glauben, dass die
Endzeit bereits angebrochen sei. Sie vertreten das heilsgeschichtliche
Schema, wonach sich die Juden als Gottes auserwähltes Volk im Heiligen
Land sammeln und zu Jesus bekehren müssen, ehe dieser als Messias
wiederkommt und die Welt erlöst.
So finanziert die vom verstorbenen Schweizer Gustav Scheller gegründete
Operation Ebenezer Exodus
für Juden aus Russland die Schiffsreise von Odessa nach Haifa: Sämtliche
Juden sollen nach Israel heimkehren. Das schließt auch Judäa und Samaria ein. Scheller und seine Nachfolger sind
überzeugt, dass sich in der Rückkehr der Juden alttestamentliche
Prophetien und die Kapitel 9-11 des Römerbriefes erfüllen, welche sie wörtlich
nehmen: Erst die Sammlung aller Juden in Israel und ihre Bekehrung zum
Messias Jesus werde die Geschichte an ihr Ende bringen. Operation Ebenezer
Exodus
hat schon 125.000 Juden aus dem Osten nach Israel gebracht.
Das eschatologische Muster ist bei evangelikalen Fundamentalisten
Gemeingut. Es projiziert das eigene heilsgeschichtliche Schema auf die
politisch-zionistische Bewegung. Im Einklang mit israelischen
nationalreligiösen Vorstellungen beschwören Evangelikale ein
Gross-Israel-Konzept. Die zionistische Bewegung, die Staatsgründung 1948
und die Okkupation Jerusalems von 1967 sind für
sie Zeichen, dass das Ende der Zeiten und die Wiederkunft Christi
unmittelbar bevorstehen .
Zuvor aber soll sich die in der Johannesapokalypse prophezeite Schlacht
von Harmagedon
ereignen. Gemäss diesem Endzeitszenario erheben sich alle Nationen gegen
Israel. Nach der Schlacht soll Jesus sich dem Volk Israel als Messias zu
erkennen geben, es bekehren und mit dem Gott seiner Väter versöhnen.
Gerettet werden natürlich auch die standhaften Evangelikalen. Gottes Plan kann
nach Scheller und seinen Geistesverwandten nicht gestoppt werden, auch wenn die Welt mit
aller Kraft versucht, Israel unter seine Feinde aufzuteilen. Denn der Herr sagt, dass
Er Israel sammeln wird von den vier Enden der Erde (Jesaja 11,12). Im Angesicht des Bombenterrors und der
Anstrengungen des Iran, eine eigene Atombombe zu bauen, spricht der Herr zu Israel: „Fürchte dich nicht,
denn ich habe dich erlöst! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“ (Jesaja 43,1). Er verspricht,
die Nachkommen Israels ins Land zu bringen. Da der Herr nicht schnell
genug seinen Plan allein verwirklichen kann, bedarf Er des Beistandes
Schellers und seiner Nachfolger. Im
Jahr 2008 haben sich letztere in der BRD leider zerstritten, so dass es
seit Anfang 2009 einen Ebenezer-Exodus-Verein unter der Leitung von Hinrich Kaasmann
(oben rechts)
und einen zweiten unter der Leitung von Helmut Specht (unten vierter von
links)
gibt.
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