Löwenzahn-Kautschuk:
Von Caesar zu Prüfer ABC
Münster - Professor Dirk Prüfer (oben)
vom Institut für Biologie und Biotechnologie der
Pflanzen der Universität Münster
hat das Enzym entdeckt, das für die schnelle Gerinnung der milchigen Flüssigkeit
des Löwenzahns sorgt, die austritt, sobald man die Pflanze aufschneidet. Dieser Effekt erschwert bisher die Kautschukgewinnung. Mit Hilfe der Gentechnik
wurde das Gerinnungsenzym ausgeschaltet, so dass der Latex nun frei fließen
kann. Weil gentechnisch veränderter Löwenzahn in der
BRD nicht angebaut werden darf, soll Löwenzahn mit dem nicht-gerinnenden Milchsaft nun auf konventionellem Weg gezüchtet werden.
Das 2006 begonnene Forschungsprojekt wurde am Montag beim bundesweiten Wettbewerb „Land der Ideen“
als Zukunftsidee ausgezeichnet.
Das Wissen, auf dem die Arbeiten des Münsteraner
Instituts beruhen, stammt aus der Zeit des Dritten
Reichs: Im Nebenlager Rajsko
des KZ Auschwitz wurde im Jahr 1942 mit dem Aufbau einer landwirtschaftlichen Versuchsstation begonnen, in der unter der Leitung von Joachim Caesar
(unten)
und seiner polnischen und russischen
wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen, die selbst keine Häftlinge
waren, die wissenschaftliche Bearbeitung von Kautschukpflanzen
betrieben. Tagsüber wurden dort zwischen 150 und 250 Häftlinge aus dem nahe gelegenen KZ Auschwitz, überwiegend Frauen,
eingesetzt. Dort arbeitete auch zwischen dem 15. Januar und Dezember 1944
der Landwirt Thies Christophersen
als „Landwirtschaftlicher Sonderführer“. Nachdem Christophersen
1973
in seinem Bericht 'Die Auschwitz-Lüge'
beteuerte, ihm sei in dieser Zeit weder etwas von Tötungen noch von einer unmenschlichen Behandlung der KZ-Häftlinge
in Auschwitz bekannt geworden, wurde er
in mehreren Verfahren zu Haftstrafen verurteilt und
floh schließlich nach Dänemark.
Die Politologin Susanne Heim hat die Löwenzahn-Arbeiten bis 1945
in ihrem Buch 'Kalorien, Kautschuk, Karrieren. Pflanzenzüchtung und landwirtschaftliche Forschung an Kaiser-Wilhelm-Instituten 1933-1945'
zusammengefasst .
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