Am
Rande vermerkt
Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg Lippe (1906-1983)
berichtet in seinem Buch 'Sonne im Nebel' ,
er hätte im Jahr 1926 als Student der Rechte in Köln bei der Witwe Laura
von Oelbermann (2. Bild von oben)
,
Hohenstaufenring 57, gewohnt. Diese hätte bei einem Abendessen in
größerem Kreise - unter anderen der Kölner OB Konrad Adenauer (3. Bild
von oben)
und der Bankier Robert Pferdmenges (3. Bild von unten)
- folgende Geschichte zum besten gegeben: ABCD "Der
Urgroßvater des Prinzen (3. von unten)
war, wie fast alle regierenden deutschen Fürsten, zum Wiener Kongress
erschienen. Er saß mit all den anderen Regierenden in einem großen,
herrlichen Saal, und die Verhandlungen hätten schon längst beginnen
sollen. Der Kaiser aber schien noch auf jemanden zu warten. Da endlich
wurden die großen Flügeltüren des Saales wieder geöffnet, und ein
kleiner, untersetzter Herr betrat mit dem Ausdruck betonter Bescheidenheit
den Saal. Es ging ein Geraune um, einer flüsterte es dem anderen, und
jeder der vielen Monarchen erhob sich von seinem Stuhle. Nur einer, der
Fürst zu Schaumburg Lippe, der blieb ganz ruhig sitzen - als ginge ihn
das alles gar nichts an. Da stießen ihn die Nachbarn an und sagten, ob er
denn gar nicht wisse, wer das sei. 'Oh, ja, das weiß ich schon', gab er
recht laut zur Antwort, und man hörte es durch die Stille der allgemeinen
Spannung deutlich, 'aber ich bin anscheinend der einzige im Saal, der dem
Rothschild nichts schuldig ist.' ABCD Prinz
zu Schaumburg Lippe berichtet weiter, die gleiche Geschichte - die seiner
Familie nicht bekannt gewesen sei - hätte er nach 1933 auch von Adolf
Hitler gehört (2. von unten) .
Stefan Meyer schreibt hierzu in seiner Dissertation aus dem Jahr 2005 ,
es kursierte in den 1840er Jahren die Rede von dem ungeheuren Reichtum des
Fürsten Georg Wilhelm zu Schaumburg Lippe, der der einzige unter den deutschen Fürsten gewesen sei, der
den Rothschilds nicht verpflichtet war. Tatsächlich war der Fürst damals
so hoch verschuldet - zwar nicht beim Hause Rothschild -, dass er kurz vor
dem Konkurs stand. Seinen großen Reichtum erwarb Fürst Georg Wilhelm
erst im nächsten Jahrzehnt, vor allem durch Bodenspekulation in
Österreich Ungarn und durch Beteiligung am Bau der Bahnstrecke Hannover–Minden mit Anschluss an die Stammstrecke der Köln-Mindener
Eisenbahn-Gesellschaft im Jahr 1847 .
Fürst Georg Wilhelm nahm zwar 1814/15 persönlich am Wiener Kongress
teil, jedoch als 30-Jähriger in völlig unbedeutender Rolle. Bei dem in
der obigen Anekdote erwähnten Rothschild könnte es sich - wenn man die
Anekdote für wahr nehmen will - nur um Salomon Mayer Rothschild
(1774-1855, unten) handeln, den 'Chefdiplomaten' des Hauses Rothschild .
Wenn
die Geschichte nicht wahr ist, so ist sie doch gut erfunden.
ABCD Prinz
zu Schaumburg Lippe schreibt in seinem o. e. Buch des weiteren, Laura von
Oelbermann hätte ihn damals als Alleinerben ihres riesigen Vermögens
einsetzen wollen, hätte aber schließlich wegen Bewusstseinstrübungen
ihr Testament zugunsten des OB Konrad Adenauer geändert. Tatsächlich vermachte sie
ihr Vermögen bedürftigen evangelischen Kindern und Dienstmädchen sowie verarmten Witwen evangelischer Pfarrer
und ähnlichen wohltätigen Zwecken
.
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