Donnerstag, 20. Januar 2011

 

Das Geheimnis der Urne
 

Dresden - Am Pfingstmontag wird der am 3. Februar 1943 im Konzentrationslager Dachau umgekommene sorbische Priester Alojs Andritzki (oben) in Dresden seliggesprochen. Am 5. Februar beginnen die Feierlichkeiten mit einer Umbettung von Andritzkis Asche in die Bischofsgruft der Dresdner Hofkirche. Auf dem alten katholischen Friedhof in Dresden gibt es allerdings drei Priester-Urnen, von denen eine die von Andritzki sein soll, man weiß nur nicht, welche. Deswegen werden am Sonnabend, 5. Februar alle drei Urnen in einer feierlichen Prozession in die katholische Hofkirche überführt. Der Zug startet am Polizeipräsidium, geht über den Neumarkt, dann entlang an der Frauenkirche, bis zur Hofkirche. Dort werden die Urnen bis zur Seligsprechung am 13. Juni aufbewahrt. Dann finden sie im linken Seitenschiff des Altars ihren endgültigen Platz. Der Vorsitzende des Domowina-Bundes Lausitzer Sorben e.V. , Jan Nuck (unten), sieht der Seligsprechung Alois Andritzkis mit Freude entgegen. Es wäre das erste Mal, dass ein Sorbe seliggesprochen wird. Im Gegensatz zu Heiligen dürfen Selige nur regional verehrt werden.

Andritzki war in Dachau mit anderen Geistlichen im  sogenannten 'Pfarrerblock“' untergebracht. Dort bildete er mit anderen Priestern einen Liturgiekreis. Am 19. Januar 1943 kam er in die Baracke für Bauchtyphuskranke, wo er im Sterben liegend durch eine Giftinjektion getötet sein soll. Beim Pfarrerblock handelte es sich wie bei allen Häftlingsblöcken im Lager Dachau um Holzbaracken mit der Grundfläche 100 x 10 Meter. Sie entsprachen dem damaligen Stand von Reichskasernen und hatten vier Räume, genannt Stuben. Diese wiederum waren in je einen Schlaf- und einen Tagesraum aufgeteilt. Jeweils für zwei Stuben standen ein Wasch- und ein Toilettenraum zur Verfügung. Jede Stube war für 52 Häftlinge eingerichtet. Der Pfarrerblock bestand später aus drei zusammenliegenden Wohnblöcken: Block 26, 28 und 30. Den anderen Häftlingen war der Zutritt zu dem Pfarrerbereich untersagt. Während die katholischen Priester Unterstützung ihrer Amtskirche erhielten, fehlte den inhaftierten evangelischen Geistlichen, die vor allem der Bekennenden Kirche angehörten, entsprechende Unterstützung.  
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Im Januar 1941 wurde in Block 26, Stube 4, auf Befehl von Heinrich Himmler für die Geistlichen eine Kapelle eingerichtet. Vom 22. Januar an konnten die Geistlichen dort täglich Gottesdienst feiern. Hierbei war jeweils ein SS-Wachtum zur Aufsicht anwesend. Später trafen Pakete und Geschenke von kirchlichen Vertretern ein. Die Priester waren im Winter mit dem Schneeräumen beauftragt. Im März setzte die SS viele auf einer Plantage im Freiland ein. Ende März 1941 wurden sie von den Arbeitskommandos abberufen und mit der täglichen Verteilung des Essens im Lager beauftragt. Ihre Wohnblocks teilte die SS nun mit Drahtzäunen ab, der Kontakt zu normalen Häftlingen war ihnen untersagt.

Ab dem 11. April 1941 erhielten alle Geistlichen eine größere Brotration und andere Vergünstigungen, zum Beispiel täglich einen Viertelliter Kakao, einen Viertelliter Messwein und einen Achtelliter Bier. Die Lebensmittelprivilegien waren vom Vatikan finanziert. Einmal wöchentlich wurden die Priester gewogen, zweimal pro Woche nahmen sie ein Bad. Je eine Stunde vormittags und nachmittags teilte ihnen die SS Bettruhe zu. Die Vergünstigungen kamen bei anderen Häftlingen und bei SS-Leuten nicht gut an. Normale Häftlinge warfen den 'Pfaffen' vor, arbeitsscheu zu sein.  

Am 15. September 1941 wurden die deutschen und österreichischen Geistlichen auf Block 26 untergebracht, Block 26 war nun allein abgezäunt. Die SS verfügte, die Fenster der Kapelle weiß zu streichen, damit Häftlinge keinen Einblick mehr hätten und die Missgunst verringert würde. Die restlichen Geistlichen fasste man in den Blöcken 28 und 30 zusammen. Zu Ostern 1942 mussten diese in der Karwoche strafexerzieren, auch bei Schneeregen. Ein Umschwung kam Ende 1942, als die Beschränkung bei Paketen aufgehoben wurde. Priester, vor allem polnische, bekamen mehr Pakete als andere, da sie auch von ihren Pfarrgemeinden bedacht wurden. Vor den Pfarrerblocks bildeten sich nun Reihen von Bittstellern, viele waren russische Häftlinge, die nie Pakete aus der Heimat erhielten. Durch den Tauschhandel konnten polnische Geistliche nun wieder in bessere Kommandos gelangen. 
 
Insgesamt waren während der zwölf Jahre 1933-1945 in Dachau 2.720 Geistliche inhaftiert: 132 wurden in andere Lager verlegt oder evakuiert, 314 wurden entlassen, 1.034 verstarben im Lager. Am Sonntag, 29. April 1945 wurde das Lager Dachau befreit, unter den Häftlingen waren 1.240 Geistliche.

Quelle: Internet   

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