Die Öffnungen haben stolze Ausmaße: 1,50 Meter breit, 80 Zentimeter hoch. Die Baukosten sind auf 600.000 Euro kalkuliert. Als Zugabe – und um die von großräumigen Umleitungen betroffenen Bürger milde zu stimmen – hat das Regierungspräsidium den Bau der Krötentunnel mit dem Neubau eines 2,5 Kilometer langen Radweges (für 280.000 Euro aus dem Radwegeprogramm) und einer neuen Fahrbahndecke (220.000 Euro aus dem Straßenetat) verknüpft. So summieren sich die Kosten der Baustelle auf 1,1 Millionen Euro.
Das Konjunkturprogramm macht’s möglich
Ein stattlicher Betrag, der in Zeiten leerer Gemeindekassen und großen Investitionsbedarfs in Schulen und Kindergärten durchaus andere Verwendungswünsche weckt. Doch das Geld ist zweckgebunden, stammt aus dem Konjunkturprogramm, das in der Krise nach den riskanten Spekulationsgeschäften die Wirtschaft wieder ankurbeln sollte. So gab es kurzfristig Mittel zur "Wiedervernetzung von Lebensräumen".
Der NABU und seine ehrenamtlichen Helfer im Hochschwarzwald haben damals schnell reagiert und das Projekt Amphibienschutz ins Gespräch gebracht. Über Jahre hatten sie Tausende von Kröten, Fröschen und Molchen vor dem Verkehrstod auf der Bundesstraße bewahrt, mit bloßen Händen und improvisierten Zäunen. Fakten lieferte eine Amphibienzählung im Frühjahr 2010: Man kam im März und April auf 3500 Amphibienquerungen. Damit war bewiesen, dass es sich am Windgfällweiher nicht um ein beliebiges, sondern um das größte Amphibienvorkommen im Südschwarzwald handelt, so der Naturschutzbeauftragte Karl-Ludwig
Gerecke.
Von da an ging alles sehr schnell. So schnell, dass sich so mancher Bürgermeister in der Region wunderte, wie schnell Planungen und Zuschussbescheide doch erteilt werden können. Das Vorhaben stieß in der Region grundsätzlich auf Zustimmung. Proteste gab es aber gegen die enormen Kosten und die zweimonatige Vollsperrung der B 500 in den touristisch wichtigen Herbstwochen – der ursprünglich geplanten Bauphase.
Bürgermeister von sechs betroffenen Gemeinden sowie Gewerbe- und Wirtevereine schrieben im vergangenen Juni einen zornigen Brief an Regierungspräsident Julian Würtenberger. Mit dem Geld, hieß es, hätte man besser den mit PCB-belasteten Windgfällweiher sanieren sollen. Binnen vier Tagen kamen in Schluchsee auch 1600 Protestunterschriften zusammen, Tenor: Das Projekt sei unverhältnismäßig und für Bevölkerung und Tourismus nicht zumutbar.
Folgen hat die Vollsperrung auch auf die Rettungswege von Feuerwehr und Notarzt. Die vorgeschriebenen Anfahrtszeiten können in diesen acht Wochen nur eingehalten werden, wenn Einsätze über die Forstwege zwischen den Gemeinden Schluchsee und Feldberg gefahren werden. Über die reguläre Umleitung durch die heilklimatischen Kurorte Schluchsee und Lenzkirch sind die vorgegebenen Rettungszeiten nicht einzuhalten.
Und warum nun erst Frühjahr 2011 statt Herbst 2010? Dafür ist der Höllentalhirsch verantwortlich. Weil dessen Podest und die umgebenden Felswände bröckelten, musste zu deren Stabilisierung die Bundesstraße 31 im Höllental im vergangenen Jahr wochenlang voll gesperrt werden, auch sie eine Hauptverkehrsader der Region. Die gleichzeitige Sperrung eines zweiten Hauptverkehrsweges, der B 500 am Schluchsee, erschien dem Regierungspräsidium dann doch zu viel des Zumutbaren. Und so verschob man den Amphibienschutz ins Frühjahr 2011. Seit Montag wird gegraben.