Die deutsche Kriegsmarine hat Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Deportierte eingesetzt, um in Bremen eine der größten U-Boot-Werften der Welt zu errichten. Mehr als 1.400 Menschen starben dabei. Der "Denkort Bunker Valentin" soll an die Opfer erinnern und über den menschenverachtenden Rüstungswahn der Nationalsozialisten aufklären.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann eröffnete am Sonntag in Bremen den "Denkort Bunker Valentin". In den kommenden fünf Jahren soll er als Gedenkstätte ausgebaut werden.
Wichtigste Aufgabe des Projekts sei es, diesen Koloss mit Hintergrundinformationen für die Besucher zum Sprechen zu bringen, erklärte Neumann. "Der U-Boot-Bunker Valentin war das monumentale Zentrum eines menschenverachtenden Geflechts zur Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft für die Ziele nationalsozialistischer Eroberungspolitik."
Beispiel für das System der Zwangsarbeit
1943 wurde in Bremen-Farge mit dem Bau der bombensicheren Werftanlage begonnen. Laut Plan der deutschen Kriegsmarine sollten dort die neuen U-Boote vom Typ XXI zusammengesetzt und ausgerüstet werden. Von ihrem Einsatz erhoffte sich das NS-Regime eine Wende im Seekrieg.
Für den Bau der Bunkerwerft auf insgesamt rund 35.000 Quadratmetern wurden Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Deportierte aus allen Teilen Europas eingesetzt. Untergebracht waren sie in mehreren Lagern, unter anderem in Farge in einem Außenlager des Konzentrationslagers Neumengamme. Täglich arbeiteten 10.000 bis 12.000 Menschen unter unerträglichen Bedingungen auf der Baustelle. Rund 1.400 Menschen verloren dabei ihr Leben.
Neumann: außergewöhnlicher und lehrreicher Gedenkort
In der Errichtung der Bunkeranlage zeige sich, so Neumann, der gesamte Komplex der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Das mache den Bunker "Valentin" zu einem außergewöhnlichen und lehrreichen Gedenkort.
Der Bunker "Valentin" wurde niemals fertiggestellt. Kurz nach Kriegsende wurde der Baukörper ausgeschlachtet. Ab 1964 nutzte die Bundeswehr einen Teil der Anlage als Materialdepot. Seit Anfang der neunziger Jahre kann die frühere Bunkerwerft in Führungen besichtigt werden.
Vom Bund gefördert
In den kommenden fünf Jahren soll auf dem Gelände eine Gedenkstätte mit Besucherzentrum eingerichtet werden. Eine Ausstellung, Wegeleitsysteme auf dem Gelände sowie pädagogische Angebote werden Besucherinnen und Besucher dann über die Geschichte des Bunkers, den nationalsozialistischen Rüstungswahn und das menschenverachtende System der Zwangsarbeit informieren.
Der Kulturstaatsminister fördert den Ausbau des "Denkorts Bunker Valentin" mit 1,9 Millionen Euro. Das Land Bremen stellt die gleiche Summe bereit.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann eröffnet "Denkort Bunker Valentin" in Bremen
ABCD
Kommentare:
gelato - 09.05.2011 10:43 Uhr
Mein Vater berichtete von seinem ersten Gefangenencamp in Jabbeke/Belgien. 6 Wochen kampierten sie unter freiem Himmel, zu essen: das Gras, den Sauerampfer. Zu trinken: der Regen, aus den ausgewrungenen Kleidern. Erst dann
ging's weiter nach Wales. Als er nach 4 Jahren nach Haus kam, brachte er seinen Gefangenenausweis mit Bild mit. So sehe ich nicht aus als 72jähriger, wie er als 43jähriger.
Jule1205 - 09.05.2011 10:15 Uhr
So schlimm die Erlebnisse auch waren, den Deutschen ging es in der Gefangenschaften genauso. In grausamer Fortsetzung des Vernichtungskrieges gegen alle Deutschen ließen insbesondere die Amerikaner unter General Eisenhower planmäßig Hunderttausende verhungern - die "Rheinwiesenlager" wurden zum Symbol dieser Massenvernichtung, nachdem die Waffen niedergelegt waren. Gibt es in den Ländern (Russland, England, Frankreich, Belgien...) auch Gedenkstätten für deutsche Kriegsgefangene?