Auszüge aus der Rede von Philipp Jakob Siebenpfeiffer
Vaterland - Freiheit - ja! ein freies deutsches Vaterland - dies der Sinn des heutigen
Festes, dies die Worte, deren Donnerschall durch alle deutschen Gemarken drang, den Verräthern
der deutschen Nationalsache die Knochen erschütternd, die Patrioten aber anfeuernd und stählend
zur Ausdauer im heiligen Kampfe, im Kampf zur Abschüttelung innerer und äußerer
Gewalt.
Wir widmen unser Leben der Wissenschaft und der Kunst, wir messen die Sterne, prüfen Mond und Sonne, wir stellen Gott
und Mensch, Höll' und Himmel in poetischen Bildern dar, wir durchwühlen die Körper- und
Geisterwelt: aber die Regungen der Vaterlandsliebe sind uns unbekannt, die Erforschung dessen,
was dem Vaterlande Noth thut, ist Hochverrath, selbst der leise Wunsch, nur erst wieder ein
Vaterland, eine freimenschliche Heimath zu erstreben, ist Verbrechen.
Es wird kommen der Tag, wo deutsche Knaben ... durch lebendigen Nationalunterricht und würdige Leibesübung sich zu deutschen
Männern heranbilden und zu jenem Vaterlandssinn sich stählen, von dem alle politische Tugend,
alle Großthat ausströmt; wo die deutsche Jungfrau den Jüngling als den
würdigsten erkennt, der am reinsten für das Vaterland erglüht.
Die Natur der Herrschenden ist Unterdrückung, der Völker Streben ist Freiheit. Das
deutsche Volk ... wird in einem Moment erhabener Begeisterung allein vollenden das Werk, wovor der siechkranke
Dünkel erschrickt, wovor die auszehrende Selbstsucht erbebt, und wogegen die hinsterbende
Gewalt vergebens die Streiche des Wahnsinns in die Luft führt; das deutsche Volk wird
vollbringen das heilige Werk ... der Wiedergeburt des Vaterlandes.
Derselbe glühende Drang für das Vaterland kocht und siedet und sprudelt in der Brust aller Knaben und
Jünglinge, die noch nicht vergiftet sind von den Lehren der Selbstsucht, des aristokratischen
Hochmuths; sie wollen den stolzen Tag heraufführen, wo das morsche gothische Gebäude des
politischen Europa zusammensinkt, wobei man sich über nichts wundern wird, als über das
geringe Getöse des Sturzes.
Ihr deutsche Männer! o lasset auch uns aller Spaltungen
vergessen, alle Marken und Abscheidungen beseitigen; lasset uns nur eine Farbe tragen, damit sie uns stündlich erinnere, was
wir sollen und wollen, die Farbe des deutschen Vaterlands; auf ein Gesetz nur lasset Im Geist uns
schwören, auf das heilige Gesetz deutscher Freiheit; auf ein Ziel nur lasset uns blicken, auf das
leuchtende Ziel deutscher Nationaleinheit, deutscher Größe, deutscher
Macht.
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