Dienstag, 5. Juli 2011

 

Durch das Volk, mit dem Volk, für das Volk  
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Prora/Rügen - Am Montag wurde in einem ersten sanierten Abschnitt des 4,5 Kilometer langen, unmittelbar an der Ostseeküste gelegenen 'KdF-Seebads Prora' eine 
Jugendherberge eröffnet. Für 16,4 Millionen Euro wurde ein 152 Meter langer Teil der von den Nationalsozialisten geplanten und auch zum größeren Teil bereits fertiggestellten Anlage ausgebaut. 

 

Das KdF-Seebad Prora erstreckt sich über eine Länge von etwa fünf Kilometern in einem Abstand von circa 150 Metern zum Strand. Die Küste der Schmalen Heide bietet einen langen flachen Sandstrand, der von Binz bis zum neuen Fährhafen Sassnitz im Ortsteil Neu Mukran reicht und ideal für die Errichtung eines Seebades war. Der Bereich zwischen Gebäuden und Küste ist heute mit Kiefern und niedrigem Gebüsch bewachsen, die gesamte Anlage vergammelte seit Ende des Krieges immer mehr.

Die NS-Organisation 'Kraft durch Freud'e sollte durch Projekte wie den 
'KdF-Wagen' und günstigen Urlaub den Lebensstandard breiter Schichten des deutschen Volkes heben. Die Investitionspläne sahen 10 Seebäder (davon fünf für jeweils 20.000 Menschen), 60 'KdF-Schiffe' und 20 'KdF-Hotels' mit je 2.400 Betten vor. Hunderttausenden sollte es erstmalig ermöglicht werden, günstig jeweils zwei Wochen im Jahr Urlaub zu machen. Das einzige wegen des Krieges auch nur in Teilen realisierte Seebad-Projekt aus diesem Plan ist das 'KdF-Seebad Prora. Der Aufenthalt im neuen Seebad sollte pro Tag nur 2 RM kosten, und darin sollten auch sämtliche Nebenkosten, wie z. B. Kurtaxe, Strandkorb und auch Badeanzug, Badetuch etc., enthalten sein. 

Der Auftrag zur Errichtung des Seebades wurde nach einer Ausschreibung im 
Februar 1936 an den Architekten Clemens Klotz erteilt. Klotz hatte diesen Prototyp eines Gebäudes für den Massentourismus im Stil der klassischen Moderne entworfen. Mit klaren Linien ordnet sich der Bau der Funktion unter: Alle Zimmer liegen zur Seeseite hin, pro Block macht das 1.118 Fenster. Die Bettenhäuser sind gerade mal zehn Meter tief, was den riesigen Baukörper überraschend schlank wirken lässt. Zur Seeseite entwickelt die Fassade mit ihren Wiederholungen einen besonderen Charme. Die Pläne von Klotz wurden nach dem Wettbewerb auf Weisung Adolf Hitlers dahingehend modifiziert, dass aus dem Entwurf des Architekten Erich Putlitz die große Festhalle als weiteres zentrales Element übernommen und architektonisch angepasst wurde. Der Gesamtentwurf wurde auf der Weltausstellung in Paris 1937 mit dem Grand Prix ausgezeichnet. Die für das Seebad Prora benötigten Flächen wurden durch die KdF-Organisation 1935 von Malte zu Putbus erworben. Die Grundsteinlegung erfolgte am 2. Mai 1936  durch Robert Ley , Chef der Deutschen Arbeitsfron. Die eigentlichen Arbeiten begannen ein halbes Jahr später.
 
In den drei Jahren zwischen 1936 und 1939 wurden die acht Gästeblöcke 
errichtet. Neun renommierte Baufirmen (Philipp Holzmann, Hochtief, 
Dyckerhoff & Widmann, Siemens-Bauunion, Boswau & Knauer, DEUBAU, Sager & 
Woerner, Polensky & Zöllner, Beton- und Monierbau) waren an den 
Bauarbeiten beteiligt, es arbeiteten zeitweise 9.000 Bauarbeiter am KdF-Seebad Prora. Eine von der Bauleitung 1938 erstellte Kostenzusammenstellung bezifferte die Baukosten auf 237,5 Mio. RM (heutiger Gegenwert etwa 800 Mio. Euro). Klotz hatte zusätzlich die Infrastruktur einer kompletten Kleinstadt geplant, unter anderem mit einem Kraftwerk, einem Krankenhaus, Schule, Bahnstation, Geschäften und Poststelle. Die Anlage selbst sollte ein Wellenschwimmbad, einen Turm mit Höhencafé, Restaurants, Theater und ein Kino enthalten. 2.000 Angestellte sollen in zusätzlichen Bauten untergebracht werden. 


Matthäus - Kapitel 7, Vers 16 bis 20: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? Also ein jeglicher guter Baum bringt gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt arge Früchte. Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. 

 


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Exkurs: Malte von Putbus gehörte bis 1945 ein Sechstel der Fläche Rügens, Sein Besitz umfasste 44 Güter, 152 Bauernhöfe und sieben gewerbliche Betriebe die Kreidebrüche und -schlämmereien in Jasmund, Mönkendorf, Sehlitz, Dumsevitz, Dubnitz, Groß-Volksitz und Poissow. Gemäß dem letzten Betriebsprüfungsbericht vom 31. Juli 1940 handelte es sich um 18. 360,47 Hektar Land. Dazu gehörten Schloss Putbus und Park, Seebad Lauterbach, kleine Sommerresidenzen und Förstereien; den Mittelpunkt bildeten die repräsentativen, im klassizistischen Stil gebauten Beamten- und Handwerkerhäuser der Stadt Putbus, der Marstall, das Pädagogicum, die Christuskirche. Schließlich das Jagdschloß Granitz wie das Theater von Putbus, beide von Friedrich Schinkel entworfen. Fast alles hat den Zweiten Weltkrieg überstanden, nur das Schloss selbst fehlt, es wurde 1960 von den Kommunisten kurzerhand abgerissen, weil das Geld für die schon begonnen Erhaltungs- und Sanierungsarbeiten ausgegangen war.
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Malte von Putbus kam in Sachsenhausen im Februar 1945 um, wurde aber von der BDR-Justiz in einer Justiz-Farce nicht als Opfer politischer Verfolgung anerkannt, weshalb sein Sohn Franz zu Putbus einen Rückerstattungsprozess anstrengte, jedoch 1999 verlor. Malte zu Putbus hatte den Ersten Weltkrieg mitgemacht, danach in den Freikorps gegen die Bolschewisten gekämpft und war der NSDAP 1932 beigetreten. Rasch zerstritt er sich mit den kleinen örtlichen NS-Funktionären. Als zu Putbus sich weigerte, an den nationalen Beflaggungstagen ausschließlich die Hakenkreuzfahne zu hissen, und deshalb vom Bürgermeister

 und Ortsguppenleiter Schröder, dem örtlichen Bäcker, zur Rede gestellt wurde, beschied er den nationalsozialistischen Funktionär, "dass er zu dem alten Ärger noch jeden Augenblick neuen hinzufügt". Einen anderen Vorfall im März 1939 protokollierten die Parteirichter so: "Zu Putbus hat versucht, auf seinen Angestellten Jahn, Zellenleiter und Betriebsobmann seiner Verwaltung, einzuwirken, sein jüngstes Kind taufen zu lassen. Dessen Ablehnung hat er mit den Worten beantwortet, er sei genau so verrückt wie der Kreisleiter und die ganze Partei. Im Verlauf des Gesprächs hat er zur Judenfrage Stellung genommen und in seiner Erregung geäußert, er könne die Juden verstehen, sie würden sich an Deutschland einmal rächen, sie hätten ihre Ehre und verteidigten sie. Es sei ungerecht, sie aus Deutschland zu verweisen, Gott werde Deutschland durch die Juden strafen. Er hat weiter erklärt, das deutsche Volk sei das dümmste Volk auf der ganzen Erde und seine Führung treibe heute eine Politik, als ob ein Elefant im Porzellanladen trample."

Wenig später notierte der Putbuser Ortsgruppenleiter: "Die Bewegung steht im scharfen Gegensatz zu Herrn Malte zu Putbus." Außerdem sorgte der Ortsgruppenleiter dafür, dass der Fürst für drei Tage in Schutzhaft genommen und in Putbus Plakate angeschlagen wurden, die ihn als "Judenfreund", "Saboteur Hitlers" und "Landesverräter" bezeichneten. Trotz einiger verteidigenden Einlassungen wurde Malte zu Putbus aus der NSDAP ausgeschlossen. Ein Verfahren vor dem Sondergericht Stettin wegen "Heimtücke" nach einer Intervention des Reichsjustizministeriums mit einer Verwarnung eingestellt.

Das Sondergericht Stettin leitet der notorische Blutrichter Johannes Paulick . Er hatte es soweit getrieben, dass er später nicht einmal mehr in den BDR- Justizdienst übernommen wurde. Paulick war in Stettin Gaurechtsberater gewesen. "Er galt", wie es in einer Urkunde der Ludwigsburger Zentralstelle zur Verfolgung von NS-Verbrechen heißt, "als rechte Hand des Gauleiters von Pommern Schwede-Coburg." In den letzten Kriegswochen leitete er das Standgericht und sorgte dafür, dass sämtliche Akten des Sondergerichts am 28. April 1945 in Greifswald, wohin sie verlagert worden waren, verbrannt wurden. Anfang Februar 1945 leitete er als kommissarischer Richter des Volksgerichtshofs mindestens eine Verhandlung in Stettin. Diese Verhandlungen fanden in der letzten Kriegsphase auch außerhalb von Berlin statt. Paulick leitete die Räumung der pommerschen Gefängnisse, entschied täglich über Leben und Tod. 

Bis zum Tag der Überstellung nach Sachsenhausen besaß dieser Mann die Gewalt über den Untersuchungsgefangenen Malte zu Putbus, der am 21. Januar 1945 an seinen Sohn Franz schrieb, er erwarte seinen Prozess in Stettin. Paulick war, auch das ist aktenkundig, ein erklärter persönlicher und politischer Gegner des Fürsten zu Putbus. Alle diese Fakten hat die BRD-Justiz ignoriert. Nicht die geringste Anstrengung hat sie unternommen, die Szene und die handelnden Personen zu beleuchten. Gauleiter Franz Schwede, ein gelernter Maschinenschlosser, war seit der gemeinsamen Kampfzeit in Bayern eng mit Heinrich Himmler verbunden. Schwede war der Inbegriff des nationalen Arbeiters - Malte zu Putbus, ein weltläufiger, gelegentlich starrsinniger und gewissensfester Konservativer, sein natürlicher Feind.

Längst schon angefeindet, von einem Betriebsführer verwaltet, hielt sich die Begüterung Putbus bis 1945 in der Rechtsform des Familienfideikommisses. Sie war also unverkäuflich, ihren Besitzern kamen nur die Erträge aus den Ländereien zu, gegebenenfalls die Schulden. Eigentlich hatte der Artikel 155 der Weimarer Verfassung diese Form feudaler Besitzstandswahrung ausdrücklich verboten. Selbst das entsprechende Reichsgesetz vom 6. Juli 1938, das der republikanischen Verfassungsnorm endlich zur Geltung verhelfen sollte, drang hier nicht durch, bis es 1947 vom Alliierten Kontrollrat endgültig durchgesetzt wurde.

Selbst wenn Franz zu Putbus nicht nachweisen konntet, dass sein Vater Malte zu Putbus noch von den Behörden Hitlerdeutschlands enteignet wurde, so sprechen alle historischen Fakten dafür, dass diese Enteignung vorgesehen war. Seine politische Verfolgung, sein gewaltsamer Tod im KZ dienten dazu, die Verfügung über seinen Besitz zu ermöglichen. Im Winter 1944/45 waren die Neusiedler bereits im Anmarsch. Heinrich Himmler hatte schon im August 1944 durchgesetzt, dass sie auf den enteigneten Gütern der 'Verbrecher des 20. Juli' angesiedelt werden sollten. Zu Putbus unterhielt zu den Verschwörern lockere, vielleicht nur verwandtschaftliche Beziehungen. Ob er als Mitwisser oder einfach im Schatten der großen Razzia am Tag nach dem gescheiterten Attentat verhaftet wurde, ist unklar.

 

Epilog: Die zeitgenössische Justitia: Auf den Augen die Binde, in den Ohren die Watte, im Mund den Knebel.

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