Mittwoch, 13 Juli 2011

 

Die NATO hat den Krieg in Libyen verloren 

 

Tripolis - ... Hier muss man das Gewicht der politischen Kräfte [in Libyen] betrachten. Der 'Nationale Übergangsrat' konnte sich keine soziale Basis schaffen. Seine vorläufige Hauptstadt Bengasi zählte früher 800.000 Einwohner. Hunderttausende hatten im Februar die Gründung [des Nationalen Übergangrats] gefeiert. Heute ist die 'von den Rebellen befreite und von der NATO beschützte Stadt' tatsächlich eine tote Agglomeration, die nicht mehr als einige Zehntausend Bewohner zählt, häufig Menschen, denen die Mittel zum Wegziehen fehlten. Die Menschen Bengasis haben sich nicht von den Kämpfen abgesetzt, sondern vom neuen Regime.

Im Gegensatz hierzu war das 'Regime Gaddafi' in der Lage, am 1. Juli in Tripolis 1,7 Millionen Personen zu einer Demonstration zu mobilisieren, und es kann jeden Freitag regionale Manifestationen organisieren. Letzte Woche waren es mehr als 400.000 Menschen in Sabha (im Süden des Landes), und man erwartet eine ebenso große Menge diesen Freitag in Zuwarah
(im Westen). Festzustellen ist, dass sich diese Manifestationen gegen die NATO richteten, die mehr als tausend Libyer umgebracht hat, nicht-ölproduzierende Infrastrukturen des Landes zerstörte und durch eine Seeblockade die Versorgung des Landes abschnürte. Diese Manifestationen gruppieren sich um 'den Führer' als Anti-Kolionalisten, bedeuten aber nicht notwendigerweise die nachträgliche Billigung aller Aspekte seiner Politik.

Letztendlich hat das libysche Volk gesprochen. Die NATO ist nicht gekommen, um es zu beschützen, sondern um das Land zu erobern. Gaddafi ist derjenige, der es vor der westlichen Aggression schützt.

Unter diesen Umständen hat die NATO keine Strategie mehr, keinen 'Plan B', nichts. Die Abgänge auf Seiten des 'Nationalen Übergangrates sind so zahlreich, dass nach Ansicht der meisten Experten die 'Rebellen-Kräfte' nicht mehr als 800 bis 1.000 Kämpfer ausmachen, durch die westliche Allianz bestens ausgerüstet, aber dennoch unfähig, eine bedeutende Rolle ohne die Unterstützung durch das Volk zu spielen. Wahrscheinlich sind die NATO-Sonderkommandos auf libyschen Boden zahlreicher als die Rebellen-Kräfte, die sie zusammenhalten.

Der italienische Rückzug und die Erklärungen des französischen Verteidigungsministers überraschen deshalb nicht. Trotz seiner in der Geschichte unvergleichlichen Feuerkraft hat die NATO-Armada den Krieg verloren. Natürlich nicht militärisch, sondern weil sie vergessen hat, dass 'der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln' ist, weil sie sich politisch geirrt hat. Das Wutgeschrei aus Washington, wo man den französischen Verteidigungsminister tadelte und das Gesicht nicht verlieren möchte, ändern an der genannten Tatsache nichts.

Quelle: Thierry Meyssan

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