Ein
norddeutsches Koalitionsheer unter Adolf IV. von Schauenburg und Holstein
besiegt den dänischen König Waldemar II .
Weitere
Infos:
ABCD
Folgen der Schlacht bei Bornhöved
Dänemark
verzichtet auf alle Gebiete zwischen Eider und Elbe sowie die vormals slawischen Länder (bis auf Rügen). Lübeck steigt zur führenden Wirtschaftsmetropole im späteren Hanse-Gebiet auf.Norwegen und Schweden gewinnen an Autonomie.
Die Schlacht bei Bornhöved
Am Marien Magdalenentage 1227
Der König, der in Banden war
Des Grafen von Schwerin.
Das war der König Waldemar,
Verstäubter Hermelin.
Er sah vom Gitterfenster aus
Nur Schwalbenflug und Fledermaus,
Und sah die Wolken ziehn.
Bis er versprach, das ganze Land,
Wo deutscher Stamm und Kern,
Zurückzugeben in die Hand
Der anerkannten Herrn.
Doch als er los in Lenz und Flur,
Vergißt er bald den Friedenschwur,
Und glaubt an seinen Stern.
Auf Märschen lang und Märschen heiß
Des Königs Helmbusch vorn,
Der nickt und winkt scharlach und weiß
Und grüßt den Güldensporn.
Bis mitt' im Holstenland er hält,
Den Pflock einschlägt für Zaum und Zelt
Im sichelreifen Korn.
Genüber schnitzt sein Widerpart
Den Pfeil sich und den Bolz,
Von Bremen Bischof Gerihardt,
Graf Adolf, Holstenstolz.
Und Lübeck Bürgermeister fuhr
Dem Dänen an die Gurgelschnur,
Daß dem die Seele schmolz.
Maria Magdalenentag,
Mittsommersonnenschein,
Gelärm auf Schild und Eisendach,
Die Lanzen rasseln drein.
Doch allzuscharf die Sonne sticht
Dem Holstenvolk ins Treugesicht,
Die Reihen werden klein.
Wie Blatt und Zweig im Bachgespül,
So treibt manch blond Gesell.
Graf Adolf nur im Kampfgewühl,
Er treibt nicht von der Stell'.
Und bald aus Bach wird Strom und Schaum,
Nimmt Blumen mit und Ast und Baum,
Wie treibt die Woge schnell!
»Maria Magdalena, hilf,
Dämm' ab die Dänenflut,
Du hebst zerknicktes Rohr und Schilf,
Gieb uns den alten Mut,
Am Himmel zeig' dein Siegpanier,
Auf immer will ich dienen dir
In Hulden treu und gut.«
Der Graf packt fest in Zeug und Riem,
Sieg oder untergehn.
Da sieh! am Himmel zeigt sich ihm
Maria Magdalen,
Und breitet ihren Mantel aus,
Die Sonne zieht ins Wolkenhaus,
Und kühle Winde wehn.
Hei! flog der Graf ins Schlachtgedräng,
Die Axt durchbricht den Wald,
Um seinen Harnisch im Gemeng
Die Holstentatze krallt.
Und kratzt dem Dänen Bart und Bein,
Und hackt sich ihm ins Fleisch hinein,
Bis blaß er wird und kalt.
Herr Waldemar, der Dänen Schild,
Wie heißes Eisen glüht.
In seinen Augen roth und wild
Die Zornesblume blüht.
»Du Hundegraf, du Hurensohn,
Ich mähe dich wie Wiesenmohn,
Des Königs Lippe sprüht.
Hin, hin auf weisem Friesenhengst,
Schwert klirrt und Panzerkleid,
»Du Frosch, daß in den Schlamm du sänkst,«
Der König schreit es weit.
Der Graf sich wie der Löwe hebt,
Sein Helmbusch wie die Möwe schwebt
Auf Wassern, stoßbereit.
Ein Pantherthier vom Pfeil geritzt,
Der König wütend schlägt.
Herr Adolf ihm im Nacken sitzt,
Den Widerschlag verlegt,
Und stößt den König auf die Knie',
Der betet: »Jesus und Marie!« –
Vom Roß der Graf, bewegt.
Und hebt ihn auf den Sattel sacht,
Gewonnen ist das Spiel,
Und trägt ihn durch die Sternennacht
Bis auf sein Schloß zu Kiel.
Er löst ihm Kettenhemd und Schien',
Und stellt ihm Rosen und Jasmin
Um seine Wunden viel.
Dann denkt er an Maria rein
Und an sein heißes Flehn.
Er ministrirt am Altarschrein,
Und barfuß muß er gehn.
Als Bettelmönch mit Spottgewinn,
So dankt er seiner Helferin
Marien Magdalen.
Detlev von Liliencron
ABCD
Ernst Ludwig Heim
* 22. Juli 1747 in Solz bei Rippershausen/Thüringen
† 15. September 1834 in Berlin
Berliner Arzt und Ehrenbürger, genannt »der alte Heim«, Armenarzt, einer beliebtesten Ärzte Berlins, führte die erste Pockenschutzimpfung durch.
Weitere
Infos:
ABCD Zitate
Husten kommt aus der Lunge oder vom Saufen. Aus der Lunge kommt Ihr Husten nicht.
Der Arzt hat in den Augen des Kranken ein dreifaches Gesicht: Das eines Engels, wenn er ans Krankenbett tritt, das eines Gottes, wenn er geholfen hat, und das eines Teufels, wenn er die Rechnung schickt.
Wenn eine Krankheit bei vornehmen Leuten einkehrt, so wird sie mit solchen pomphaften Zeremonien empfangen, daß sie gar nicht wieder fortgehen mag.
ABCD
Gregor
Mendel
* 22. Juli 1822 in Heinzendorf
bei Odrau
† 6. Januar 1884 in Brünn
Augustiner-Mönch in Brünn, Entdecker der Mendelschen
Gesetze.
Weitere
Infos:
Gustav Hertz
* 22. Juli 1887 in
Hamburg
† 30. Oktober 1975 in Berlin
Deutscher Physiker und Nobelpreisträger.
Weitere
Infos:
ABCD Kommentar
Der Frank-Hertz-Versuch
lieferte einen unmittelbaren experimentellen Beweis für die diskreten Anregungsniveaus der Elektronen in der Atomhülle. 1926 erhielten James Frank
und Gustav Hertz für diese Arbeit den Nobelpreis für Physik.
ABCD
Grote Mandränke Januar 1362
Detlev von Liliencron
* 3. Juni 1844 in Kiel
† 22. Juli 1909 in Alt-Rahlstedt
bei
Hamburg
Deutscher Lyriker, Prosa- und Bühnenautor.
Weitere Infos:
Zitate
Bleiben wir tapfer und werden wir immer milder,
laßt uns fröhlich sein, fröhlich die paar Tage auf Erden.
Jeder darf seine Philosophie haben! Muß sie nur keinem aufdrängen.
Ist der Humor verloren, ist alles verloren.
Ein toter Docht kann nicht mehr glimmen.
Dorfkirche im Sommer
Schläfrig singt der Küster vor,
Schläfrig singt auch die Gemeinde,
Auf der Kanzel der Pastor
Betet still für seine Feinde.
Dann die Predigt, wunderbar,
Eine Predigt ohne Gleichen.
Die Baronin weint sogar
Im Gestühl, dem wappenreichen.
Amen, Segen, Thüren weit,
Orgelton und letzter Psalter.
Durch die Sommerherrlichkeit
Schwirren Schwalben, flattern Falter.
Lewwer duad üs slaav
Der Amtmann von Tondern, Henning Pogwisch,
schlägt mit der Faust auf den Eichentisch:
»Heut fahr' ich selbst hinüber nach Sylt
und hol' mir mit eigner Hand Zins und Gült.
Und kann ich die Abgaben der Fischer nicht fassen,
sollen sie Nasen und Ohren lassen,
und ich höhn' ihrem Wort:
Lewwer duad üs Slaav.«
Im Schiff vorn der Ritter, panzerbewehrt,
stützt finster sich auf sein langes Schwert.
Hinter ihm, von der hohen Geistlichkeit,
steht Jürgen, der Priester, beflissen, bereit.
Er reibt sich die Hände, er bückt den Nacken.
»Die Obrigkeit helf' ich die Frevler zu packen,
in den Pfuhl das Wort:
Lewwer duad üs Slaav.«
Gen Hörnum hat die Prunkbarke den Schnabel gewetzt,
ihr folgen die Ewer, kriegsvolkbesetzt.
Und es knirschen die Kiele auf den Sand,
und der Ritter, der Priester springen ans Land,
und waffenrasselnd hinter den beiden
entreißen die Söldner die Klingen den Scheiden.
Nun gilt es, Friesen:
Lewwer duad üs Slaav!
Die Knechte umzingeln das erste Haus,
Pidder Lüng schaut verwundert zum Fenster heraus.
Der Ritter, der Priester treten allein
über die ärmliche Schwelle hinein.
Des langen Peters starkzählige Sippe
sitzt grad an der kargen Mittagskrippe.
Jetzt zeige dich, Pidder:
Lewwer duad üs Slaav!
Der Ritter verneigt sich mit hämischem Hohn,
der Priester will anheben seinen Sermon.
Der Ritter nimmt spöttisch den Helm vom Haupt
und verbeugt sich noch einmal: »Ihr erlaubt,
daß wir Euch stören bei Euerm Essen,
bringt hurtig den Zehnten, den ihr vergessen,
und Euer Spruch ist ein Dreck:
Lewwer duad üs Slaav!«
Da reckt sich Pidder, steht wie ein Baum:
»Henning Pogwisch, halt deine Reden im Zaum!
Wir waren der Steuern von jeher frei,
und ob du sie wünscht, ist uns einerlei!
Zieh ab mit deinen Hungergesellen!
Hörst du meine Hunde bellen?
Und das Wort bleibt stehn:
Lewwer duad üs Slaav!«
»Bettelpack,« fährt ihn der Amtmann an,
und die Stirnader schwillt dem geschienten Mann,
»du frißt deinen Grünkohl nicht eher auf,
als bis dein Geld hier liegt zu Hauf.«
Der Priester zischelt von Trotzkopf und Bücken
und verkriecht sich hinter des Eisernen Rücken.
O Wort, geh nicht unter:
Lewwer duad üs Slaav!
Pidder Lüng starrt wie wirrsinnig den Amtmann an,
immer heftiger in Wut gerät der Tyrann,
und er speit in den dampfenden Kohl hinein:
»Nun geh an deinen Trog, du Schwein!«
Und er will, um die peinliche Stunde zu enden,
zu seinen Leuten nach draußen sich wenden.
Dumpf dröhnt's von drinnen:
»Lewwer duad üs Slaav!«
Einen einzigen Sprung hat Pidder getan,
er schleppt an den Napf den Amtmann heran
und taucht ihm den Kopf ein und läßt ihn nicht frei,
bis der Ritter erstickt ist im glühheißen Brei.
Die Fäuste dann lassend vom furchtbaren Gittern,
brüllt er, die Türen und Wände zittern,
das stolzeste Wort:
»Lewwer duad üs Slaav!«
Der Priester liegt ohnmächtig ihm am Fuß,
die Häscher stürmen mit höllischem Gruß,
durchbohren den Fischer und zerren ihn fort;
in den Dünen, im Dorf rasen Messer und Mord.
Pidder Lüng doch, ehe sie ganz ihn verderben,
ruft noch einmal im Leben, im Sterben
sein Herrenwort:
»Lewwer duad üs Slaav!«
Trutz, blanke Hans
Heut bin ich über Rungholt gefahren,
die Stadt ging unter vor fünfhundert Jahren.
Noch schlagen die Wellen da wild und empört,
wie damals, als sie die Marschen zerstört.
Die Maschine des Dampfers zitterte, stöhnte,
aus den Wassern rief es unheimlich und höhnte:
Trutz, blanke Hans.
Von der Nordsee, der Mordsee, vom Festland geschieden,
liegen die friesischen Inseln im Frieden.
Und Zeugen weltenvernichtender Wut,
taucht Hallig auf Hallig aus fliehender Flut.
Die Möwe zankt schon auf wachsenden Watten,
der Seehund sonnt sich auf sandigen Platten.
Trutz, blanke Hans.
Im Ozean, mitten, schläft bis zur Stunde
ein Ungeheuer, tief auf dem Grunde.
Sein Haupt ruht dicht vor Englands Strand,
die Schwanzflosse spielt bei Brasiliens Sand.
Es zieht, sechs Stunden, den Atem nach innen,
und treibt ihn, sechs Stunden, wieder von hinnen.
Trutz, blanke Hans.
Doch einmal in jedem Jahrhundert entlassen
die Kiemen gewaltige Wassermassen.
Dann holt das Untier tiefer Atem ein
und peitscht die Wellen und schläft wieder ein.
Viel tausend Menschen im Nordland ertrinken,
viel reiche Länder und Städte versinken.
Trutz, blanke Hans.
Rungholt ist reich und wird immer reicher,
kein Korn mehr faßt selbst der größte Speicher.
Wie zur Blütezeit im alten Rom
staut hier täglich der Menschenstrom.
Die Sänften tragen Syrer und Mohren,
mit Goldblech und Flitter in Nasen und Ohren.
Trutz, blanke Hans.
Auf allen Märkten, auf allen Gassen
lärmende Leute, betrunkene Massen.
Sie ziehn am Abend hinaus auf den Deich:
"Wir trutzen dir, blanker Hans, Nordseeteich!"
Und wie sie drohend die Fäuste ballen,
zieht leis aus dem Schlamm der Krake die Krallen.
Trutz, blanke Hans.
Die Wasser ebben, die Vögel ruhen,
der liebe Gott geht auf leisesten Schuhen.
Der Mond zieht am Himmel gelassen die Bahn,
belächelt der protzigen Rungholter Wahn.
Von Brasilien glänzt bis zu Norwegs Riffen
das Meer wie schlafender Stahl, der geschliffen.
Trutz, blanke Hans.
Und überall Friede, im Meer, in den Landen.
Plötzlich wie Ruf eines Raubtiers in Banden:
Das Scheusal wälzte sich, atmete tief
und schloß die Augen wieder und schlief.
Und rauschende, schwarze, langmähnige Wogen
kommen wie rasende Rosse geflogen.
Trutz, blanke Hans.
Ein einziger Schrei - die Stadt ist versunken,
und Hunderttausende sind ertrunken.
Wo gestern noch Lärm und lustiger Tisch,
schwamm andern Tags der stumme Fisch.
Heut bin ich über Rungholt gefahren,
die Stadt ging unter vor fünfhundert Jahren.
Trutz, blanke Hans?
ABCD
Hermann Prey
* 11. Juli 1929 in Berlin
† 22. Juli 1998 in
Krailling