Montag, 25. Juli 2011

 

Samstag oder Sonnabend?

Ein Leser schreibt uns: "Hallo, es wäre schön, wenn Ihr statt des jüdischen Wortes Samstag das schöne deutsche Wort Sonnabend gebrauchen würdet."

 

Ja, warum verwenden wir eigentlich für den sechsten (oder nach früherer Zählweise den letzten) Tag der Woche den Namen Samstag? Die deutsche Sprache leistet sich hier den Luxus, für diesen Wochentag zwei unterschiedliche Namen zu verwenden. 

 

Der ältere Name für den sechsten Wochentag ist Samstag. Er wird vorwiegend im südlichen und rheinischen deutschen Sprachgebiet verwendet. Er lautet im Mittelhochdeutschen sam[e]ztac und im Althochdeutschen sambaztac. Der erste Bestandteil dieses Wortes ist ein im 4. Jahrhundert nach Christus im Rahmen der arianischen Mission (Bischof Wulfila ) im Südosten Europas übernommenes Lehnwort, das auf einem vulgärgriechischen sámbaton (für griechisch Sábbaton/Σαββατον) beruht . Sábbaton/Σαββατον selbst ist von hebräisch schabbath = Ruhetag abgeleitet . Die ältesten schriftlichen Belege für einen solchen israelitischen Ruhetag stammen aus dem 8. Jahrhundert v. Christus. Die Wortwurzel von schabbath ist von den akkadischen Wörtern sibbitim für "der, die siebte" oder ša(b)pattu für den Vollmondstag abgeleitet.

Das Wort Sonnabend kam mit der angelsächsischen Mission im 8. Jahrhundert nach Christus (Missions-Erzbischof Bonifatius ) in das deutsche Sprachgebiet. Winfried-Bonifatius brachte das altenglische Wort sunnan-aefen mit, das unter Einsparung des Grundwortes -daeg von altenglisch sunandaeg (= Sonntag) den Vorabend des Sonntags bezeichnete. Auf diesem Wort beruhen althochdeutsch sunnunaband und mittelhochdeutsch sun[nen]abent. Die Bezeichnung wurde früh auf den ganzen Tag vor dem Sonntag ausgedehnt .
Möglicherweise hatten Bonifatius oder seine Nachfolger die Absicht, den jüdischen Sabbat aus dem Wochenkalender zu streichen und durch ein nicht-jüdisches Wort zu ersetzen.  

Wir haben also Dank dem englischen Missionar Winfried-Bonifatius die Wahl zwischen Samstag und Sonnabend. Welches Wort ihm lieber ist, möge jeder selbst entscheiden. Der Name Samstag hat allerdings zwei unbestreitbare Vorzüge: Er ist kürzer - und bleibt auch in noch kürzerer Form, nämlich als Abkürzung, unverwechselbar: Mo, Di, Mi, Do, Fr, Sa, So. Wenn's kurz auf knapp kommt, hat der Samstag die besseren Argumente, und wem die Herkunft des Wortes missbehagt, der setze die Lektüre fort!

 

Zunächst muss man sich fragen, weshalb verwenden wir überhaupt eine Woche von sieben Tagen und nicht von acht oder zehn, was durchaus möglich wäre und wofür es auch Beispiele gibt (vgl. die untenstehende Tabelle). Danach: Woher stammen ursprünglich die Namen der sieben Wochentage?


Kalendersysteme

Kalender Wochenlänge (Tage) Benutzungsperiode
akkadisch 7 etwa 2300-1900 v. Chr.
ägyptisch 10   
chaldäisch 7 etwa 900-600 v. Chr.
hebräisch 7 ab 6. Jh. v. Chr.
griechisch 10, teilweise 7* *ab Hyppokrates , 460-370 v.Chr.
etruskisch 8 etwa 800-300 v. Chr.
römisch/julianisch 8 , später 7 etwa 500 v. Chr. - 321 n. Chr
christlich 321 n. Chr. - Gegenwart
islamisch 7 622 n. Chr. -Gegenwart
westafrikanisch 4  
zentralasiatisch 5  
französisch-republik. 10 1792-1806 n. Chr.
sowjetrussisch 5 1929-1940 n. Chr.
gregorianisch 7 1582-Gegenwart

 

Sieben ist die Anzahl der schon in der Frühzeit mit bloßem Auge sichtbaren, scheinbar beweglichen Himmelskörper: Sonne und Mond, dazu die Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. In frühen Gesellschaften wurde das Himmelsgeschehen als göttlich verstanden, diese Wandelgestirne wurden mit den Göttern gleichgesetzt und erhielten deren Namen. Die sieben beweglichen Himmelskörper  werden häufig als Ursprung für die Sieben-Tage-Woche erwähnt: Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn. Es stimmt, dass die Tage gegenwärtig nach diesen 'beweglichen' Gestirnen bzw. nach ihren entsprechenden (römischen) Götternamen benannt sind. Der Vorstellung, dass sich die 7-Tage-Woche hiervon ableitet, muss jedoch widersprochen werden. Im Altertum hielt man den Planeten Venus für zwei verschiedene Objekte, und ihm wurden zwei Namen gegeben: der Morgenstern (Phosphorus) und der Abendstern (Hesperus). Venus hätte also ohne weiteres zwei verschiedene Wochentage liefern können, und das gleiche gilt für Merkur. Wenn die Woche ursprünglich nach den mit bloßem Auge sichtbaren, scheinbar beweglichen Himmelskörpern bestimmt worden wäre, gäbe es mindestens neun Wochentage! 

 

Die Zahl 7 hat schon seit Urgedenken eine Sonderstellung in vielen Kulturen: 

Am 7. Tag ruhte Gott, nachdem er die Welt erschaffen hat - 7 fetten Jahren folgten in Ägypten 7 magere - 7armiger Leuchter im Tempel von Jerusalem - 7 Tore schützten Theben - Rom wurde auf 7 Hügeln erbaut - 7 Weltwunder - Buch mit 7 Siegeln - 7 Zwerge - 7 japanische Glücksgötter - 7 Todsünden. Man glaubt, dass um 2350 vor Christus Sargon der Erste , König von Akkad, nachdem er Ur und die anderen sumerischen Städte bezwungen hatte, offiziell die 7-Tage-Woche einrichtete. Und warum gerade eine Woche mit sieben Tagen. Vermutlich setzte König Sargon I wegen der magischen Bedeutung der Zahl 7 die Anzahl der Tage pro Woche auf sieben fest oder übernahm eine entsprechende schon bestehende Tradition. Die einzelnen Tage benannte er nach seinen Haupt-Göttern bzw. den ihnen zugeordneten Wandelgestirnen.

 
Planeten
Sumerisch Babylonisch Griechisch Lateinisch Englisch
Nanna Sin Selenê Luna Moon
Gugalanna Nergal Ares Mars Mars
Enki Nabû Hermes Mercurius Mercury
Enlil Marduk Zeus Iuppiter Jupiter
Inanna Ishtar Aphroditê Venus Venus
Ninurta Ninurta Kronos Saturnus Saturn
Utu Shamash Helios Sôl Sun


Über den hellenistischen Kulturkreis gelangte die 7-Tage-Woche mit ihren Tagesbezeichnungen in das römische Imperium. Als der römische Kaiser Konstantin das Christentum im 4.Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung zur Staatsreligion machte, wurde die 7-Tage-Woche offiziell mit dem Julianischen Kalender verknüpft, der im 16.Jahrhundert durch den Gregorianischen Kalender ersetzt wurde. Die Christen erhielten die 7-Tage-Woche im wesentlichen von den Juden (tatsächlich waren die ursprünglichen Christen Juden). Die jüdische Erklärung für die Verwendung der 7-Tage-Woche war, dass ihr Gott dies befohlen hätte. Hinweise darüber gibt es allerdings nur aus Dokumenten, die ungefähr in der Mitte des 1. Jahrtausends vor Christus in Babylonien zusammengestellt wurden. Tatsächlich übernahmen die Juden die 7-Tage-Woche von den Babyloniern, und diese zuvor von den Sumerern , vgl. weiter oben.

 

Die Wochentage im Germanischen sind zumeist Lehnübersetzungen der lateinischen Wochentagsbezeichnungen, die wiederum - über die griechischen Namen - aus den ursprünglich babylonischen Namen übersetzt sind. Als die Germanen diese Namen im 4. Jahrhundert kennen lernten, benannten sie diese nach den Namen der den römischen Göttern ungefähr entsprechenden germanischen um. Im Zuge der Christianisierung wurde versucht, diese heidnischen Namen zurückzudrängen, was aber im deutschsprachigen Raum nur beim Mittwoch und Samstag gelang .
Tag
Französisch Englisch Deutsch
Lundi Monday Montag
Mardi Tuesday Dienstag
Mercredi Wednesday Mittwoch
Jeudi Thursday Donnerstag
Vendredi Friday Freitag
Samedi Saturday Samstag/Sonnabend
Dimanche Sunday Sonntag


Nochmal zurück zur Anregung, statt des 'jüdischen' Wortes Samstag das schöne deutsche Wort Sonnabend zu gebrauchen: Wie dargelegt, verbirgt sich hinter der jüdischen Benennung Schabbath für den letzten Tag der 7-Tage-Woche dessen ursprünglicher akkadischer Name als siebenter Tag der von König Sargon I um 2350 vor Christus eingeführten Woche. Entsprechendes gilt für alle anderen Wochentage. Warum sollte man diesem Herrscher die ihm hierfür gebührende Hochschätzung durch bewussten Verzicht auf seine originale Namensgebung versagen, Wertschätzung, die derjenigen Karls des Großen in Europa vergleichbar ist.

Email:   Quelle: Internet 

Weitere Infos:  
 

 

Ihr Kommentar / Leave a comment

Bitte füllen Sie alle mit * markierten Felder aus (Pflichtfelder)
Please fill out the boxes marked  with an asterisk *
Ihr Kommentar* / 
Your comment*
(Restzeichen: 1000)
Ihr Name im Internet* /
Your Internet name*
Ihre E-Mail-Adresse* /
Your email address*
    

nach oben