Samstag
oder Sonnabend?
Ein Leser schreibt uns: "Hallo, es wäre schön, wenn Ihr statt des jüdischen Wortes
Samstag das schöne deutsche Wort Sonnabend gebrauchen würdet."
Ja,
warum verwenden wir eigentlich für den sechsten (oder nach früherer
Zählweise den letzten) Tag der Woche den Namen Samstag? Die deutsche Sprache leistet sich
hier den Luxus, für
diesen Wochentag zwei unterschiedliche Namen zu verwenden.
Der
ältere Name für den sechsten Wochentag ist
Samstag. Er wird vorwiegend im südlichen und rheinischen deutschen
Sprachgebiet verwendet. Er lautet im Mittelhochdeutschen sam[e]ztac und im
Althochdeutschen sambaztac. Der erste Bestandteil dieses Wortes ist ein im
4. Jahrhundert nach Christus im Rahmen der arianischen Mission
(Bischof Wulfila )
im Südosten Europas übernommenes Lehnwort, das auf einem vulgärgriechischen
sámbaton (für griechisch Sábbaton/Σαββατον) beruht .
Sábbaton/Σαββατον selbst ist von hebräisch schabbath = Ruhetag
abgeleitet .
Die ältesten schriftlichen Belege für einen solchen israelitischen
Ruhetag stammen aus dem 8. Jahrhundert v. Christus. Die Wortwurzel von
schabbath ist von den akkadischen
Wörtern sibbitim für "der, die siebte" oder ša(b)pattu für den Vollmondstag
abgeleitet.
Das Wort Sonnabend kam mit der angelsächsischen Mission im 8. Jahrhundert
nach Christus (Missions-Erzbischof Bonifatius )
in das deutsche Sprachgebiet. Winfried-Bonifatius brachte das altenglische Wort
sunnan-aefen mit, das unter Einsparung des Grundwortes -daeg von
altenglisch sunandaeg (= Sonntag) den Vorabend des Sonntags bezeichnete.
Auf diesem Wort beruhen althochdeutsch sunnunaband und mittelhochdeutsch
sun[nen]abent. Die Bezeichnung wurde früh auf den ganzen Tag vor dem
Sonntag ausgedehnt .
Möglicherweise hatten Bonifatius oder seine Nachfolger die Absicht, den jüdischen Sabbat aus dem Wochenkalender zu streichen und durch ein
nicht-jüdisches Wort zu ersetzen.
Wir haben also Dank dem englischen Missionar Winfried-Bonifatius die Wahl zwischen Samstag und Sonnabend. Welches Wort ihm lieber ist, möge jeder selbst entscheiden. Der Name Samstag hat allerdings zwei unbestreitbare Vorzüge: Er ist kürzer - und bleibt auch in noch kürzerer Form, nämlich als Abkürzung, unverwechselbar: Mo, Di, Mi, Do, Fr, Sa, So.
Wenn's kurz auf knapp kommt, hat der Samstag die besseren Argumente,
und wem die Herkunft des Wortes missbehagt, der setze die Lektüre fort!
Zunächst
muss man sich fragen, weshalb
verwenden wir überhaupt eine Woche von sieben Tagen und nicht von acht oder
zehn, was durchaus möglich wäre und wofür es auch Beispiele gibt (vgl.
die untenstehende Tabelle). Danach: Woher stammen ursprünglich die Namen der
sieben Wochentage?
Kalendersysteme
Kalender |
Wochenlänge (Tage) |
Benutzungsperiode |
akkadisch |
7 |
etwa 2300-1900 v. Chr. |
ägyptisch |
10 |
|
chaldäisch |
7 |
etwa 900-600 v. Chr. |
hebräisch |
7 |
ab 6. Jh. v. Chr. |
griechisch |
10, teilweise 7* |
*ab Hyppokrates ,
460-370 v.Chr. |
etruskisch |
8 |
etwa 800-300 v. Chr. |
römisch/julianisch |
8 , später 7 |
etwa 500 v. Chr. - 321 n. Chr |
christlich |
7 |
321 n. Chr. - Gegenwart |
islamisch |
7 |
622 n. Chr. -Gegenwart |
westafrikanisch |
4 |
|
zentralasiatisch |
5 |
|
französisch-republik. |
10 |
1792-1806 n. Chr. |
sowjetrussisch |
5 |
1929-1940 n. Chr. |
gregorianisch |
7 |
1582-Gegenwart |
Sieben ist die Anzahl der schon
in der Frühzeit mit bloßem Auge sichtbaren, scheinbar beweglichen Himmelskörper: Sonne und Mond, dazu die Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und
Saturn. In frühen Gesellschaften wurde das Himmelsgeschehen als göttlich verstanden, diese Wandelgestirne wurden mit den Göttern
gleichgesetzt und erhielten deren Namen. Die sieben beweglichen
Himmelskörper werden häufig als Ursprung für die Sieben-Tage-Woche erwähnt: Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus
und Saturn. Es stimmt, dass die Tage gegenwärtig nach diesen
'beweglichen' Gestirnen bzw. nach ihren entsprechenden (römischen)
Götternamen benannt sind. Der Vorstellung, dass sich die 7-Tage-Woche
hiervon ableitet, muss jedoch widersprochen werden. Im Altertum hielt man
den Planeten Venus für zwei verschiedene Objekte, und ihm wurden zwei Namen gegeben: der Morgenstern
(Phosphorus) und der Abendstern (Hesperus). Venus hätte also ohne weiteres zwei verschiedene Wochentage liefern können, und das gleiche gilt für Merkur. Wenn die Woche ursprünglich nach
den mit bloßem Auge sichtbaren, scheinbar beweglichen Himmelskörpern bestimmt worden wäre, gäbe es mindestens neun Wochentage!
Die
Zahl 7 hat schon seit Urgedenken eine Sonderstellung in vielen
Kulturen: Am 7. Tag ruhte Gott, nachdem er die Welt erschaffen
hat - 7 fetten Jahren folgten in Ägypten 7 magere - 7armiger Leuchter
im Tempel von Jerusalem - 7 Tore schützten Theben
- Rom wurde auf 7 Hügeln erbaut - 7 Weltwunder - Buch mit 7 Siegeln - 7 Zwerge
- 7 japanische Glücksgötter - 7 Todsünden. Man
glaubt, dass um 2350 vor Christus Sargon der Erste , König von Akkad, nachdem er Ur
und die anderen sumerischen Städte bezwungen hatte, offiziell die 7-Tage-Woche
einrichtete. Und warum gerade eine Woche mit sieben Tagen. Vermutlich
setzte König Sargon I wegen der magischen Bedeutung der Zahl 7 die
Anzahl der Tage pro Woche auf sieben fest oder übernahm eine
entsprechende schon bestehende Tradition. Die einzelnen Tage benannte er
nach seinen Haupt-Göttern bzw. den ihnen zugeordneten Wandelgestirnen.
Planeten |
Sumerisch |
Babylonisch |
Griechisch |
Lateinisch |
Englisch |
Nanna |
Sin |
Selenê |
Luna |
Moon |
Gugalanna |
Nergal |
Ares |
Mars |
Mars |
Enki |
Nabû |
Hermes |
Mercurius |
Mercury |
Enlil |
Marduk |
Zeus |
Iuppiter |
Jupiter |
Inanna |
Ishtar |
Aphroditê |
Venus |
Venus |
Ninurta |
Ninurta |
Kronos |
Saturnus |
Saturn |
Utu |
Shamash |
Helios |
Sôl |
Sun |
Über den hellenistischen
Kulturkreis gelangte die 7-Tage-Woche mit ihren Tagesbezeichnungen in das
römische Imperium. Als der römische Kaiser Konstantin das Christentum im 4.Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung zur Staatsreligion machte,
wurde die 7-Tage-Woche offiziell mit dem Julianischen Kalender verknüpft, der im 16.Jahrhundert durch den Gregorianischen Kalender
ersetzt wurde.
Die Christen erhielten die 7-Tage-Woche im wesentlichen von den Juden (tatsächlich waren die ursprünglichen Christen Juden). Die jüdische Erklärung für die Verwendung der 7-Tage-Woche war, dass ihr Gott dies befohlen
hätte. Hinweise darüber gibt es allerdings nur aus Dokumenten, die ungefähr in der Mitte des
1. Jahrtausends vor Christus in Babylonien
zusammengestellt wurden. Tatsächlich übernahmen die Juden die 7-Tage-Woche
von den Babyloniern, und diese zuvor von den Sumerern ,
vgl.
weiter oben.
Die Wochentage im
Germanischen sind zumeist Lehnübersetzungen der lateinischen Wochentagsbezeichnungen, die wiederum
- über die griechischen Namen - aus den ursprünglich babylonischen Namen übersetzt sind. Als die Germanen diese Namen im 4. Jahrhundert kennen lernten, benannten sie diese nach den Namen der den römischen Göttern ungefähr entsprechenden germanischen um. Im Zuge der Christianisierung wurde versucht, diese heidnischen Namen zurückzudrängen, was aber im deutschsprachigen Raum nur beim Mittwoch und Samstag
gelang .
Tag |
Französisch |
Englisch |
Deutsch |
Lundi |
Monday |
Montag |
Mardi |
Tuesday |
Dienstag |
Mercredi |
Wednesday |
Mittwoch |
Jeudi |
Thursday |
Donnerstag |
Vendredi |
Friday |
Freitag |
Samedi |
Saturday |
Samstag/Sonnabend |
Dimanche |
Sunday |
Sonntag |
Nochmal
zurück zur Anregung, statt des 'jüdischen' Wortes
Samstag das schöne deutsche Wort Sonnabend zu gebrauchen: Wie dargelegt,
verbirgt sich hinter der jüdischen Benennung Schabbath für den letzten
Tag der 7-Tage-Woche dessen ursprünglicher akkadischer Name als
siebenter Tag der von König
Sargon I um 2350 vor Christus
eingeführten Woche. Entsprechendes gilt für alle anderen Wochentage. Warum sollte man diesem Herrscher die ihm hierfür
gebührende Hochschätzung durch bewussten Verzicht auf seine originale Namensgebung
versagen, Wertschätzung, die derjenigen Karls des Großen in Europa vergleichbar
ist.
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