Intakte Zivilgesellschaft
ABCD
Lübben - Peggy Dierich aus Lübben im Kreis Dahme-Spreewald sucht ihre einjährige Tochter Soraya
in Ägypten. Soraya wurde Anfang 2010 in Brandenburg geboren. Im Mai 2011 entführte sie ihr Vater in Ägypten.
Vor drei Jahren lernte die 35-Jährige im Internet einen Ägypter kennen. Sie wurde zum Urlaub
eingeladen und blieb ein Jahr lang bei ihm in Alexandria. Dann wurde Peggy schwanger. Ihr Freund schickte sie
fort. Sie kehrte im Herbst 2009 zurück nach Lübben. Anfang 2010 kam Soraya zur Welt. Im Mai, das Mädchen
war ein Jahr alt, fuhr Peggy wieder nach Ägypten. Der Kindesvater holte
sie und Soraya mit Freunden am Flughafen ab. Mit dem Wagen fuhren sie durch Kairo,
hielten in einer Nebenstraße, dann hieß es: Ziel erreicht. Peggy wollte ihr Gepäck aus dem Kofferraum nehmen - plötzlich raste das Auto mitsamt ihrer Tochter los. Das Kind wird in der Hafenstadt Alexandria vermutet, wo sein Vater wohnt.
Die BDR-Botschaft in Kairo setzte sich bei den Behörden für eine Unterstützung
ein. Ein Anwalt wurde auf Empfehlung der Botschaft eingeschaltet. Dreimal war er
bereits in Ägypten, um Soraya zu finden, aber der Vater ist untergetaucht.
Großmutter Dierich in Cottbus hat schon 30.000 Euro für den Anwalt bezahlt, jetzt ist sie pleite.
Auch die Dulli-Linksfraktion im Potsdamer Landtag hat sich mit dem Fall befasst und Ministerpräsident Matthias Platzeck
(SPD-Dulli) um Unterstützung gebeten. Platzeck hat die 'ehrenamtliche Hilfsbereitschaft' in diesem Fall als Zeichen einer intakten Zivilgesellschaft in Brandenburg gewürdigt. Pro Jahr
gibt es bis zu 120 solcher Fälle.