Die Zigeuner müssen
weg!
Rumburg - In
Rumburg
geht die Wut um. Nach der Arbeit haben sich vorkurzem fast 2000 Menschen versammelt, um gegen die grassierende Kriminalität in der Stadt zu demonstrieren.
Die Leute ärgert, dass die Stadtväter immer nur unpersönlich von denen redeten, die Gullideckel klauen, das Problem aber nicht beim Namen nennen. Schon schreit einer: „Sprich doch einfach von Zigeunern!“ Dann wird der Ruf laut:
„Die Zigeuner müssen weg!“. Auf einmal setzt sich eine Gruppe von Männern in Bewegung. Kahl rasiert, muskulös und tätowiert bilden sie die Spitze des Zuges. Die Menschen laufen
hinterher. Erstes Ziel sind drei Hochhäuser im Stadtzentrum, wo Zigeuner leben. Die Demonstranten ziehen weiter.
„Wo sind die Zigeuner? Zeigt euch!“, brüllen einige aus der Menge. Die Männer an der Spitze wissen, wo sie suchen müssen. Doch dort versperren ihnen die 200 Einsatzpolizisten den Weg. Sie müssen die
Zigeuner vor der Bevölkerungsmehrheit schützen. In die Rufe „Zigeuner raus!“ und „Zigeuner an die Arbeit!“ mischt sich das ratternde Geräusch eines Polizeihubschraubers. Nur mit Mühe verhindert die Polizei an diesem Abend Schlimmeres.
Auf den einschlägigen Internetseiten heißt es schon: "Wir kommen
wieder".
Nicht nur in Rumburg, im ganzen Schluckenauer Zipfel
macht sich eine gefährliche Stimmung breit. In dem Zipfel, der weit in die sächsische Oberlausitz hineinragt, sind vor allem die „weißen“ Tschechen in Aufruhr, wie die Bevölkerungsmehrheit oft genannt wird. Ein explosives Gemisch aus Armut, steigender Kriminalität und Rassismus hat sich in der strukturschwachen Region mit fast 20 Prozent Arbeitslosigkeit zusammengebraut.
Statt der Investoren kamen nur solche Leute, die die Hand aufhalten und kriminell
sind. Die Kriminalität ist im ersten Halbjahr um fast 100 Prozent gestiegen. Mit 33 Straftaten auf 1000 Einwohner halte
Schluckenau einen Spitzenplatz in der Region, gleich gefolgt von Rumburg. Geklaut wird, was sich klauen lässt, vorzugsweise öffentliches Eigentum in Form von Bahngeleisen, Telefonkabeln und Kanalgittern, denn die Preise für Altmetall steigen.
Viele Tschechen sehen dafür nur eine Ursache: die stabsmäßige Umsiedlung von
Zigeunern in Randgebiete wie den Schluckenauer Zipfel, die seit einiger Zeit vollzogen werde.
Reiche Leute kaufen ein Haus in Prag oder Teplitz-Schönau mit sogenannter Problemklientel und erlassen denen die Mietschulden. Im Gegenzug bieten sie ihnen eine neue Wohnung in einem Plattenbau im Randgebiet
an und zahlen die ersten drei Mieten. Häufig ist der neue Hausbesitzer auch Vermieter im Grenzgebiet und kassiert später das Wohngeld vom Staat. Ein sicheres Geschäft.
Das leergezogene Haus in der Großstadt wird danach für ein Vielfaches verkauft.
Die Perspektiven in den Randgebieten sind düster.
Rumburg hatte am 17. Mai 1939
9.453 deutsche Einwohner. Diese wurden 1945 von den Tschechen vertrieben
bzw. ermordet. In die Häuser der aus Rumburg, Schluckenau und Warnsdorf und den umliegenden Ortschaften
verjagten Deutschen zogen zuerst tschechische Neusiedler ein. Viele junge tschechische Familien sind aber längst wieder in bessere Gegenden abgewandert. Geblieben sind die Alten, zugezogen sind junge
Zigeuner, die in den besseren Gegenden nicht mehr erwünscht sind. Fast alle sind arbeitslos, viele hatten überhaupt noch nie eine Beschäftigung und sind von Sozialhilfe abhängig.
Die Gewaltbereitschaft der jungen Zigeuner und ihrer Banden nimmt zu. Die tschechischen Familien in der Grenzregion klagen darüber, dass sie ihre Kinder nicht mehr unbeaufsichtigt draußen spielen lassen könnten, dass sich die Älteren fürchteten, ihre Wohnungen zu verlassen.
Der Bürgermeister von
Rumburg fordert von Prag, endlich Schluss zu machen mit dem Personalabbau bei der Polizei. Sonst könne er für die Sicherheit der Bürger nicht mehr garantiert.
Am 7. August stürmte eine Gruppe junger Zigeuner mit Schlagstöcken und Macheten eine Bar. Drei Gäste wurden bei dem Überfall verletzt. Zwei Wochen später fielen an die 20 junge
Zigeuner auf einer Straße in Rumburg über sechs Tschechen her.
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