Samstag, 1. Oktober 2011

 

BBC streicht Jesus Christus

Weil der Sender sein multiethnisches Publikum nicht verärgern will, soll künftig nur noch von vor oder nach der “gebräuchlichen Zeitrechnung” die Rede sein, statt von vor oder nach Christi Geburt.

George Orwell hatte bekanntlich die BBC im Sinn, als er in seinem Roman „1984“ das „Ministerium für Wahrheit“ beschrieb. Diesem Erbe scheint die „Auntie“ nun alle Ehre zu machen. Unter der Schlagzeile: „BBC kehrt unserm Herrn den Rücken“, berichtete die „Daily Mail“, die BBC werde die Nennung von Christus als gebräuchlichem Referenzpunkt der Zeitrechnung hinfort streichen, um Nichtchristen nicht zu beleidigen.

Statt „AD“ oder Anno Domini für die Zeit nach Christus und „BC“ („before Christ“ für die Jahrtausende vor Christus) werde die größte Medienorganisation der Welt in Zukunft „CE“ und „BCE“ benutzen. Es steht für „Common Era“ oder „Before Common Era“ – entsprechend dem deutschen u.Z. (unserer Zeitrechnung) oder v.u.Z (vor unserer Zeitrechnung). Die BBC selbst betont, es gebe keinen Erlass von oben – jede Redaktion könne selbst entscheiden. Aber Mitarbeiter wurden nachdrücklich daran erinnert, was für ein multiethnisches Publikum angemessener sei.

Die Entscheidung löste eine Welle der Empörung aus. Bekannte Moderatoren gelobten, sich zu weigern. „Niemand hat diese Änderung verlangt“, empörte sich Londons Bürgermeister Boris Johnson in seiner viel beachteten Kolumne im „Daily Telegraph“. Wie viele der Kritiker ist er vor allem über den Einfluss besorgt, den die BBC mit solchen Entscheidungen ausübt: „Was die BBC entscheidet, werden alle möglichen anderen Verlage und Rundfunkanstalten nachmachen. Schulen werden folgen, und wenn Menschen protestieren, heißt es, das ist die beste Praxis, weil die BBC es macht“. Melanie Phillips, eine jüdische, rechtskonservative Kommentatorin, erinnerte daran, dass in einigen Gemeinden Weihnachten bereits durch das Kunstwort „winterval“ (Winterfestival) ersetzt wurde, um Nichtchristen nicht zu verletzen. „In diesem Klima ist es nicht frivol, zu fragen, wie lange es dauert, bis die Bibel verboten wird“.

Konservative werfen der BBC vor, sie spiegle mit ihrer Christenfeindlichkeit, ihrem Trend zu linken Labourpositionen und ihrer Europaphilie längst nicht mehr das britische Meinungsspektrum wieder. Kontroversen gab es, als die BBC eine Nachrichtensprecherin abmahnte, die an einer Halskette ein Kreuz trug. Zynische Kritiker halten es nur für eine Frage der Zeit, bis die erste Sprecherin mit Kopftuch auftaucht.

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