Donnerstag, 13. Oktober 2011

 

Iranisches Terrorkomplott: Schwindel, Schwindel, Schwindel - Nicht einmal gute Propaganda


Justin Raimondo

Schwindel, Schwindel, Schwindel – ich meine die jüngste antiiranische Propaganda, die aus Washington kommt, welche behauptet, dass die Revolutionären Garden des Iran in eine „Verschwörung“ verwickelt sind, die die Auslöschung des saudischen Botschafters in den Vereinigten Staaten von Amerika und die Sprengung der saudischen und der israelischen Botschaft zum Ziel hatte. Die Geschichte liest sich wie ein formelhaftes Melodrama: zwei Iraner, einer davon naturalisierter Staatsbürger der Vereinigten Staaten von Amerika, nahmen angeblich Kontakt mit jemandem auf, den sie für ein Mitglied eines mexikanischen Drogenkartells hielten – laut Anklage war es ein „hochentwickeltes“ Drogenkartell, nicht eines von der plebeischen Sorte – und machten ihm den Vorschlag, ihm $1,5 Millionen für den Mord an Adel al Jubeir, Botschafter des Königreichs in Washington, zu bezahlen – oh, und weil wir gerade dabei sind, sagten die Iraner angeblich: „Könnt ihr auch gut mit Sprengstoffen umgehen?“

Der Schlüssel zum Verständnis dafür, wie falsch diese Geschichte ist, kann in dem Bericht der New York Times gefunden werden, die uns folgendermaßen informiert:

„Die ganze Operation hindurch standen die vertraulichen Quellen unter Beobachtung und wurden von Bundesagenten geführt, sagte Preet Bharara, Staatsanwalt der Vereinigten Staaten von Amerika für den Südlichen Bezirk in der Pressekonferenz. ‚Es wurden also nirgends Sprengstoffe gelegt,’ sagte er, ‚und niemand war zu irgendeinem Zeitpunkt in Gefahr.’“

Sprich: die ganze Angelegenheit ist faul von Anfang bis Ende.

Das ist ein weiterer der von den Gesetzeshütern der Vereinigten Staaten von Amerika fabrizierten “antiterroristischen” Triumphe, wo die Behörden jemanden aufbauen, ein „Verbrechen“ aus dem Nichts heraus erfinden und sich dann daran machen, einen Fall zu „lösen,“ der von Beginn an nie existiert hat. Das war von Anfang an das übliche Muster der „antiterroristischen“ Operationen in den Vereinigten Staaten von Amerika von Anfang an – denn wirkliche Terroristen zu finden und zu fangen ist zumindest für unsere Keystone Cops viel zu schwierig. Anstatt nach den wirklich schlimmen Kerlen zu suchen und diese festzusetzen, locken sie einen ahnungslosen muslimischen Einwanderer in eine Falle und lassen diese zuschnappen, wenn die Zeit gekommen ist. 

Die lang ausgewalzte Geschichte der Anklageschrift sagt uns alles außer dem, was wir wirklich wissen wollen: wie ist es dazu gekommen, dass diese beiden iranischen „Terroristen“ zufällig einen Killer des mexikanischen Drogenkartells trafen, der zufällig ein alter Informant der DEA (amerikanische Drogenbehörde) war? Wahrscheinlich ist das zuviel verlangt, dafür ist die Geschichte mit furchterregenden Details gewürzt, wie zum Beispiel einem Gespräch zwischen einem der beiden Attentäter und dem Informanten, in dessen Verlauf der erstere sagt: „Wenn du das Restaurant in die Luft jagen musst und hundert Amerikaner töten, gut, dann fick sie!“

Die Glaubwürdigkeit dieser Geschichte ist so gut wie null. Sagen wir, dass die Iraner sich wirklich verschworen haben, den saudischen Botschafter auf amerikanischem Boden zu töten: würden sie damit die mexikanische Mafia beauftragen, reihenweise leicht verfolgbare Geldüberweisungen von Iran in die Vereinigten Staaten von Amerika durchführen, und sich nicht darum kümmern, ob sie hundert Amerikaner bei ihrem Projekt töten? Oder würden sie eine/n Fanatiker/in schicken, der/die es nicht nur gratis macht, sondern auch sich selbst auslöscht? Diese fadenscheinige widersinnige Geschichte ist so offenkundig gefälscht, dass es eine Schande ist für die Vereinigten Staaten von Amerika. Bringen unsere Spione nichts besseres zustande?

Dieser Schwindel kennzeichnet einen neuen Trend im Bereich der antiiranischen Kriegspropaganda. Davor verließ sich die Kriegspartei auf die gleiche Technik, die sie in der Vorbereitung der Invasion des Irak benutzt hatte: das alte „Waffen der Massenvernichtung“ Gambit. Das große Problem damit ist, dass es alt und ausgeleiert ist: niemand glaubt es mehr. Einmal verbrannt, zweimal vorsichtig, heißt es. Die neueste Lüge ist ein frischer Haken an einem anhaltenden Thema, wobei der Iran den traditionellen Schwarzen Mann namens al-Qaeda ersetzt.

Dass diese Geschichte die mexikanischen Drogenkartelle mit einbezieht und Justizminister Eric Holder verkündet, dass wir „die iranische Regierung zur Verantwortung ziehen werden,“ muss eine Art kranker Scherz gewesen sein: immerhin haben wir es hier mit dem Mann zu tun, der zugeschaut hat, wie die Gesetzeshüter der Vereinigten Staaten von Amerika Waffen über die Grenze der Vereinigten Staaten von Amerika gehen ließen, um gerade diese Kartelle zu bewaffnen. Ist dieser „Coup“ für das Justizministerium die Abfindung für dieses närrische Komplott – und wann wird Holder zur Verantwortung gezogen werden?

Dass unsere Regierung eine Geschichte wie diese, die die grundlegenden Regeln des Geschichtenschreibens missachtet – glaubwürdige Charaktere schaffen, die glaubhafte Dinge tun – herausbringt, ist Washingtons Art, Verachtung für die Iraner, für die Amerikaner und für jeden, der ihrer Kriegsagenda im Weg steht, zu zeigen. Es ist ihnen egal, wenn sie nicht glaubhaft ist. Sie denken, die Amerikaner schlucken sowieso alles, dass wir zu sehr damit beschäftigt sind, in diesen Tagen von einem Tag auf den anderen zu überleben, um über die „offizielle“ Darstellung hinaus zu ermitteln. Und natürlich stellen unsere hirntoten Medien, deren Rolle hauptsächlich auf die von Stenografen reduziert ist, keine unbequemen Fragen.

Diese Geschichte ist wirklich furchterregend – nicht weil sie glaubwürdig oder glaubhaft ist, das ist sie beides nicht. Dennoch ist es die erschreckendste Geschichte, die ich seit einiger Zeit gehört habe, weil sie zeigt, dass die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika entschlossen ist, gegen den Iran in den Krieg zu ziehen, ohne Rücksicht auf die Folgen. Alle gute Ratschläge in den Wind schlagend haben unsere Beherrscher beschlossen, voll gegen Teheran loszuschlagen – umso mehr, als sie unsere derzeitige wirtschaftliche Malaise unter dem Schaden verstecken können, der durch die Verdreifachung und Vervierfachung der Ölpreise entstanden ist. Auf diese Weise kann Obama die Schuld an unserer zusammenbrechenden Wirtschaft Teheran in die Schuhe schieben, statt seiner eigenen in Verruf geratenen Politik – und die Republikaner zur Seite drängen, die ihn kritisiert haben, weil er zu „weich“ sei gegen den Iran.

Die Entstehung der amerikanischen Außenpolitik liegt ganz und gar in der heimischen Politik begründet. Durch die Vorbereitung des Landes für den Krieg gegen den Iran will Obama nicht nur die Republikaner entschärfen, sondern auch die höchst wichtige israelische Lobby beschwichtigen, die schon seit Jahren die Kriegstrommeln geschlagen hat.

Obama und seine Bande hoffen, dass die Amerikaner zu müde sind, zu niedergeschlagen und zu pleite, um sich um seine neueste Übung in Sachen Kriegspropaganda zu kümmern und diese zu hinterfragen. Sicher werden die „Massenmedien“ – Obamas lauteste Jubelsektion – diese nicht in Frage stellen.

Hier hat sich die Administration wahrscheinlich verrechnet: die Menschen sind gerade verärgert genug, um sich zu wundern „warum jetzt?“ Sie sind gerade pleite genug, um es übelzunehmen, wenn von ihnen verlangt wird, dass sie für einen neuen Heiligen Kreuzzug in Übersee zahlen sollen. Und sie haben die Nase voll genug von dem Bullshit (Bullenscheiße), der ihnen Tag für Tag als „Neuigkeiten“ berichtet wird, um alle Arten unbequemer Fragen über dieses neueste Produkt der Washingtoner Märchenfabrik zu stellen.

Die Amerikaner glauben bereits nicht die Behauptung, dass die iranische Regierung direkt verantwortlich ist für die Handlungen dieser beiden Individuen, indem sie sagen, dass die höchsten iranischen Funktionäre nicht „unbedingt“ wissen mussten, was da vorging. Je mehr Details dieser Angelegenheit ans Licht kommen, desto mehr beginnt Holders Geschichte sich aufzulösen, wie eine schleißige Jacke, und Sie können alles erfahren über diesen Auflösungsprozess – hier, auf Antiwar.com ... 

Erschienen am 12. Oktober 2011 auf

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