Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
In dumpfer Stube beisammen sind;
Es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt,
Großmutter spinnet, Urahne gebückt
Sitzt hinter dem Ofen im Pfühl -
Wie wehen die Lüfte so schwül!
Das Kind spricht: "Morgen ists Feiertag,
Wie will ich spielen im grünen Hag,
Wie will ich springen durch Tal und Höhn,
Wie will ich pflücken viel Blumen schön;
Dem Anger, dem bin ich hold!" -
Hört ihrs, wie der Donner grollt?
Die Mutter spricht: "Morgen ists Feiertag,
Da halten wir alle fröhlich Gelag,
Ich selber, ich rüste mein Feierkleid;
Das Leben, es hat auch Lust nach Leid,
Dann scheint die Sonne wie Gold!" -
Hört ihrs, wie der Donner grollt?
Großmutter spricht: "Morgen ists Feiertag,
Großmutter hat keinen Feiertag,
Sie kochet das Mahl, sie spinnet das Kleid,
Das Leben ist Sorg und viel Arbeit;
Wohl dem, der tat, was er sollt!" -
Hört ihrs, wie der Donner grollt?
Urahne spricht: "Morgen ists Feiertag,
Am liebsten morgen ich sterben mag:
Ich kann nicht singen und scherzen mehr,
Ich kann nicht sorgen und schaffen schwer,
Was tu ich noch auf der Welt?" -
Seht ihr, wie der Blitz dort fällt?
Sie hörens nicht, sie sehens nicht,
Es flammet die Stube wie lauter Licht:
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
Vom Strahl miteinander getroffen sind,
Vier Leben endet ein Schlag -
Und morgen ists Feiertag.
ABCD
Gustav Schwab
ABCD
* 19. Juni 1792 in
Stuttgart
† 4. November 1850
ebd.
ABCD
Deutscher Pfarrer und
Schriftsteller.
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Zitate
Es ist ein großer Segen, daß in Deutschland die Lüge nie auf die Dauer ihr Glück macht.
Vorschlag
Laß sie schimpfen,
laß uns impfen.
Laß sie schmähen,
laß uns säen.
Laß sie lügen,
laß uns pflügen.
Laß sie klaffen,
laß uns schaffen.
Laß sie richten,
laß uns dichten.
Wer zu fallen bestimmt, mit Ehren zu fallen versäumt hat,
Fällt mit Schanden, ein Spott Feinden, und Freunden ein Graun.
Was spricht zu Heine's Bubenhohn
Uhland, der hohen Muse Sohn?
Er dacht' es längst und sagt es auch:
"Das ist ein jüdisch ekler Gauch*!" *Narr
Sammlung und Volkssagen habe ich mit Liebe gemacht; es freut mich, wenn sie wieder Liebe finden. Könnte
ich mich doch in diesen bösen Zeiten, wo das Junge Deutschland den Frevel der Verwüstung
aufpflanzen wollte und, auch verfolgt, noch einschwärzt, mich ganz ins Wunderland der
Poesie aus der verfluchten und verruchten Tagesliteratur, wo der Judaismus, mit allen
ekelhaften Lastern, Lüge, Prahlerei und Feigheit, Schmeichelei und Verleumdung herrscht,
herausretten.
Du fragst, von welcher Dichtersort’ ich sei?
Ich bin, wie Viele, halt ein morscher Knochen,
Vom Alter in das Mittelreich gesprochen;
Die Gegenwart ist längst für mich vorbei,
Und die Vergangenheit nicht angebrochen!