Cantatas: „Er konnte unsern Vater
eher ersetzen, als wir alle
zusammengenommen." (Carl Philip Emanuel Bach
über die musikalischen Fähigkeiten seines Bruders Wilhelm Friedemann)
Vor genau 301 Jahren, am 22. November 1710, wurde in Weimar der älteste Sohn Johann Sebastian Bachs, Wilhelm Friedemann, geboren. Im Gegensatz zum Werk seines Vaters war ein Großteil der Musik von Wilhelm Friedemann in Vergessenheit geraten. Viele seiner Kompositionen gingen im Zweiten Weltkrieg verloren und tauchten erst 1999 in Kiew wieder auf. Die vorliegende Weltersteinspielung von vier seiner Kantaten lädt zu einer musikalischen Entdeckungsreise ein und gewährt einen faszinierenden Einblick in das unbekannte Werk von Wilhelm Friedmann Bach. Die technisch überaus anspruchsvollen Kantaten entstanden zu Weihnachten und Christi Himmelfahrt und bezeugen die musikalische Virtuosität des ältesten Bachsohns.
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ABCD
Zu Mantua in Banden
der treue Hofer war,
In Mantua zum Tode
führt ihn der Feinde Schar.
Es blutete der Brüder Herz,
ganz Deutschland, ach in Schmach und Schmerz.
Mit ihm das Land Tirol,
Mit ihm das Land Tirol.
Die Hände auf dem Rücken
der Sandwirt Hofer ging,
mit ruhig festen Schritten,
ihm schien der Tod gering.
Der Tod, den er so manchesmal,
vom Iselberg geschickt ins Tal,
Im heil'gen Land Tirol,
Im heil'gen Land Tirol.
Doch als aus Kerkergittern
im Festen Mantua
die treuen Waffenbrüder
die Händ' er strecken sah,
da rief er laut: "Gott sei mit euch,
mit dem verrat'nen deutschen Reich,
und mit dem Land Tirol,
und mit dem Land Tirol."
Dem Tambour will der Wirbel
nicht unterm Schlegel vor,
als nun der Sandwirt Hofer
schritt durch das Kerkertor,
der Sandwirt, noch in Banden frei,
dort stand er fest auf der Bastei.
Der Mann vom Land Tirol,
Der Mann vom Land Tirol
Dort soll er niederknien
er sprach: "Das tu ich nit!
will sterben, wie ich stehe,
will sterben, wie ich stritt!
So wie ich steh' auf dieser Schanz,
es leb' mein guter Kaiser Franz,
Mit ihm sein Land Tirol!
Mit ihm sein Land Tirol!"
Und von der Hand die Binde
nimmt ihm der Korporal
und Sandwirt Hofer betet
allhier zum letzten Mal
dann ruft er: "Nun, so trefft mich recht!
gebt Feuer! Ach, wie schießt ihr schlecht!
Ade, mein Land Tirol!
Ade mein Land Tirol!
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