Unfriedliche
Friedenspreiser
Aachen - 'Aachener Friedenspreis stellt sich neu auf', heißt es in einer knappen Pressemitteilung, die der neu formierte Vorstand des Vereins
'Aachener Friedenspreis'
in der Nacht auf Samstag veröffentlichte. Vorangegangen war eine
fünfstündige Mitgliederversammlung, aus der der
Verein ohne eine neuen Führungspersönlichkeit hervorgegangen ist.
Formal wird der bisherige Vorsitzende Karl Heinz Otten
zwar bis auf weiteres kommissarisch im Amt bleiben. Doch kurz nachdem Otten am Freitagabend hinter verschlossenen Türen mit einer knappen Mehrheit bestätigt worden war, trat der 67-Jährige im Zorn zurück.
Otten zog damit die Konsequenz aus seit langem geführten heftigen
internen Grabenkämpfen.
Vor zwei Jahren hatte Otten die Nachfolge seines
Vorgängers Otmar Steinbicker
angetreten, der seinerseits infolge massiver Auseinandersetzungen seinen Hut genommen hatte und dem Verein inzwischen nicht mehr angehört.
Zum neuen Schriftführer wurde Ralf Woelk , auch Vorsitzender des DGB in der Region Aachen, gewählt.
Am vergangenen Mittwoch hatte sich eine Gruppe von Mitgliedern zusammengesetzt, um über die personellen Perspektiven des Vereins zu beraten. Otten hatte an dieser Runde nicht teilgenommen. Gleichwohl stellte sich kein weiterer Kandidat für das Amt des Vorsitzenden zur Verfügung. So wurde Otten am Freitag mit 42 von insgesamt knapp 80 Stimmen wiedergewählt.
In jüngerer Vergangenheit hatten sich die langwierigen Querelen im rund 400 Mitglieder zählenden Verein erneut verschärft, heftige Auseinandersetzungen entzündeten sich unter anderem daran, dass Otten
vorgeworfen wurde, er hätte sich nicht klar genug von «antisemitischen» Tendenzen distanziert.
Hintergrund waren dabei die Aktivitäten des Initiators der «Kölner Klagemauer», Walter
Herrmann
, der 1998 mit dem Friedenspreis ausgezeichnet worden war und mit Karikaturen über die Politik des Staates Israel
in Köln hervortrat. Otten sagte am Samstag: «Jetzt hat sich eine Allianz aus politisch links Orientierten durchgesetzt – und damit ist genau das passiert, was ich verhindern wollte».
Herrmann bekam 1998 den 'Aachener Friedenspreis' für
sein 'Kölner Klagemauerprojekt' . In Köln wie in Aachen
lief seit einiger Zeit eine Kampagne, die darauf
abzielte, Hermann ein antisemitisches Image zu verpassen. Gleichzeitig
wurden gesellschaftliche Organisationen unter Druck gesetzt, sich von
ihm zu distanzieren.
In Aachen wurde die Kampagne angeführt von Matthias Fischer
(ehem. Vorstandsmitglied des Aachener Friedenspreises)
und Otmar Steinbicker
(ehem. Vorsitzender des Friedenspreises). Die Stoßrichtung geht inzwischen gegen
'den Aachener Friedenspreis'
selbst, da dieser bisher dem Druck nicht nachgab, sich von
Hermann zu distanzieren. In Köln hatte sich eine Gruppe
unter der Leitung von Gerd Buurmann
zusammengetan, um Herrmann wegen Verbreitung von Antisemitismus und Anstachelung von
Rassenhass anzuzeigen. Herrmann hatte daraufhin eine
Karikatur, auf dem ein Israeli ein palästinensisches Kind mit Messer und Gabel zerstückelt,
entfernt und sich in einer schriftlichen Erklärung von
der Karikatur distanziert. Die Staatsanwaltschaft Köln
hatte dann den Vorwurf des Antisemitismus zurückgewiesen.
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