Wunder
über Wunder
Dachau – Als
am 29. April 1945 die Amerikaner das Konzentrationslager Dachau
befreiten, stießen sie auf sieben jüdische Frauen mit ihren Babys.
Ein Wunder war geschehen. Kaufering war ein Außenlager des KZ
Dachau. Hier wurden Marika Nováková und sechs weitere Babys zwischen Dezember 1944 und Februar 1945 geboren.
Alle überlebten das KZ und auch noch den anschließenden
Todesmarsch. Das Lager Kaufering war eines der übelsten, in dem 15.000
von insgesamt 30.000 Häftlingen umkamen.
Die
sieben Mütter waren Eva Fleischmannova, Sara Grun, Ilboya Kovacs, Elisabeth Legmann, Dora
Löwy, Miriam Rosenthal and Magda Schwartz.
Zwei der sieben Mütter sind noch am Leben: die Slowakin Eva Fleischmanová und Miriam Rosenthal, die heute in Kanada lebt. Fünf der sieben
sogenannten KZ- Babys von Kaufering waren im April 2010 zu einer Gedenkstunde nach Dachau
gekommen:
Judit Kálmán, Tochter von Magda Schwarcz, Georg Legmann, Sohn von Elisabeth Legmann, Marika Nováková, Tochter von Eva
Fleischmannová, Leslie Rosenthal, Sohn von Miriam Rosenthal sowie Hana Klein, Tochter von Dora Löwy. Yossi
Grun und Agnes Kovacs waren nicht anwesend.
"Geboren
im KZ" heißt ein Film ,
der die Geschichte dieser sieben Jüdinnen erzählt. Ebenso heißt
das Buch der Filmautorin Eva Gruberová und des SZ-Redakteurs Helmut
Zeller . Beide
erzählen die Geschichte von den sieben jüdischen Müttern, die
verschiedene Konzentrationslager überlebten. Marika Nováková
ist Eva Fleischmanovás Tochter.
In den neun Monaten vor ihrer Befreiung gingen Fleischmanová und Rosenthal durch die gleiche Hölle,
sie wurden von einem KZ ins nächste verlegt, von Auschwitz nach Augsburg zur Zwangsarbeit in die Michel-Werke, dann nach Kaufering.
Fleischmanová stand mehrmals in Auschwitz an der Selektionsrampe vor dem
Arzt Mengele, der ihr in die Brust zwickte, um nach Muttermilch zu tasten. Doch
Fleischmanová gelang es, den Bauch zu verhüllen und die
Schwangerschaft zu verbergen. Sie hatte ihr zu klein gewordenes Hemd gegen das weite einer
Mitinsassin getauscht, um ihre Schwangerschaft zu verstecken. Mit dem
Ruf
„Schwangere vor! Bekommen doppelte Portionen!“ wurden die hungernden
Frauen aus den Reihen der Häftlinge gelockt und ins Krematorium
getrieben. Miriam Rosenthal hat sich bei diesem Appell nicht gemeldet und
überlebte. Alle anderen sind gegangen, 200 Frauen vielleicht, berichtete
sie später. Sie gingen in die Gaskammern.
In einer unterirdischen Baracke in Kaufering im Winter 44/45 half ein
jüdischer Arzt aus Ungarn beiden bereits Hochschwangeren bei der Niederkunft.
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