Montag, 2. Januar 2012

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Chanukkafest 


Aldenhoven - Pfarrer Charles Cervigne aus der Evangelischen Kirchengemeinde Aldenhoven hat sich seit Jahren die Patenschaft für das Grab von Michel Ernst auf dem niederländischen US-Friedhof Margraten zur Aufgabe gemacht. Mit einer beieindruckenden Feier im evangelischen Gemeindesaal vor vielen Gästen, Vertretern der Gemeinde, Abordnungen der Kirchen und Traditionsvereine wie auch der jungen Konfirmanden wurde jetzt das Gedächtnis an den mit 21 Jahren im Dezember 1944 in Alsdorf gefallenen jüdischen Soldaten bewahrt. An der Grubenlampe wurde von Günther Schorn das Licht für die Shalom-Kerze entzündet und von Jugendlichen an Rabbiner Bohrer weitergereicht. Die besinnliche Feierstunde wurde einfühlsam vom Musik-Duo Marianne Verboom-Deliege und Markus Flecken umrahmt.  

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Aus dem Tagebuch einer 21-jährigen Aldenhovenerin über den Kriegswinter 1944/45 in Aldenhoven

"Am 24. September 1944 schlugen in Aldenhoven die ersten Artilleriegeschosse ein. Seit diesem Vorfall hatten wir uns mit 27 Menschen im Hauskeller der Familien Franz und Martin Sommer häuslich eingerichtet. Am 5. Oktober 1944 wurde dann ein Teil von Aldenhoven durch einen Bombenteppich zerstört. Hierbei wurden die Apotheke, das Textilgeschäft Dohmen und der Bauernhof Beiß dem Erdboden gleichgemacht. Einige andere Häuser wurden dabei zum Teil schwer beschädigt. Durch die Munition, welche bei Beiß auf dem Hof stand, kam es zu einem großen Brand. 

Bei diesem Angriff blieben acht Menschen tot. Die Toten waren: Dr. Schröder, Wilhelm Sommer, Heinrich Schnabel und Heinrich Vahsen aus Aldenhoven; weiter blieben noch vier Flüchtlinge aus Aachen tot, deren Namen nicht bekannt sind. Sie wurden erst später unter den Trümmern der Apotheke gefunden. Die Toten wurden unter schwerem Artilleriebeschuss von Pfarrer Heuel auf dem Friedhof beigesetzt. Durch den starken Artilleriebeschuss und die starken Fliegerangriffe musste man die Gräber halb offen lassen und den Friedhof fluchtartig verlassen. 

Am 12. Oktober 1944 wurde Aldenhoven nochmals von den Fliegern heimgesucht. Dabei wurden sieben Menschen getötet. Nach diesem Angriff sind am 13. Oktober die meisten Aldenhovener Bürger mit einem Sammeltransport nach Mitteldeutschland evakuiert worden. Da die Leute nur das Notwendigste mitnehmen konnten, blieb das ganze Vieh auf verschiedenen Bauernhöfen zurück. Um nun das Vieh versorgen zu können, blieben einige wagemutige Aldenhovener Bürger zurück. Es waren: Josef Steinheuer mit Frau und zweijähriger Tochter Margret, Heinrich Gebhardt mit Frau und der 16jährigen Tochter Katherina, Martin Sommer und die Hausgehilfin Gertrud Esser, genannt „Sommers Traud“, Karl Wever, zwei Kriegsgefangene aus Polen und zwei Polizeibeamte, welche den Ort nicht verlassen durften. Es waren die Herren Eldracher aus Aldenhoven und Frey aus Freialdenhoven.  

Am 16. November 1944 brach nun der große Sturm über uns los. Frühmorgens fing das Inferno schon mit schwerem Artilleriefeuer an. Bomben fielen, Granaten schlugen ein, überall brannte es lichterloh. Flieger hatten die Scheune und Ställe der Familie Sommer in Brand geschossen. Zudem erhob sich ein starker Sturm. Wir konnten es im Keller vor lauter Rauch nicht mehr aushalten. Darum entschlossen wir uns alle, in den Bunker am Graben umzuziehen. Wir mussten über die Straßenmitte zum Bunker flüchten, um nicht von den einstürzenden Häusertrümmern erschlagen zu werden. Das Vieh hatten wir zuvor aus den brennenden Ställen getrieben. Wir sahen, dass der Himmel schwarz von Flugzeugen war. Über Düren und Jülich standen schwarze Rauchwolken. An diesem Tag wurden die beiden Städte in Schutt und Asche gelegt. Durch konzentrierte Fliegerangriffe wurden sie dem Erdboden gleichgemacht. 

Am 19. November 1944 gegen 10 Uhr hörten wir im Bunker plötzlich mehrere schwere Explosionen. Gegen 12 Uhr gingen wir nochmals aus dem Bunker und sahen auf der Landstraße am Bahnhof einen amerikanischen Panzerwagen stehen. Wir waren zunächst überrascht und sprachlos. Wir dachten, dass nun die Front über uns weg sei und wir wieder nach Hause gehen könnten. Trotzdem trauten wir uns noch nicht aus dem Bunker. Am Abend kamen nun amerikanische Soldaten und holten uns aus dem Bunker. Wir durften aber nicht nach Haus, um einige Sachen zu holen. Man führte uns zum Keller der Wirtschaft Baumann. Hier haben wir dann die ganze Nacht verbracht. 

... Darum begaben sich am 9. März 1945 Gertrud Esser, Katharina Gebhardt und ein Pole in Richtung Aldenhoven. Sie kamen auch ungeschoren in Aldenhoven an. Aber sie kannten sich kaum wieder. Alles hier war öde und leer. Man hörte seine eigenen Schritte und fürchtete sich vor dem eigenen Schatten. In Aldenhoven waren amerikanische Neger stationiert. Die Häuser waren leer. Was durch den Krieg nicht zerstört worden war, war mutwillig zerschlagen worden. Da wir keinen Aufenthalt für uns sahen, gingen wir am selben Tag wieder nach Baesweiler zurück, um den dort Verbliebenen Bericht zu erstatten. So fassten sich alle am 10. März 1945 ein Herz und zogen geschlossen nach Aldenhoven. Gleich begannen wir, aus den herumliegenden Geräten und Gegenständen für uns eine Bleibe zu schaffen. Nun war Aldenhoven wieder von 12 Einwohnern belebt." 

Aus dem Bericht eines damals 10-Jährigen


Wegen der Tiefflieger sei die Arbeit auf den Feldern immer gefährlicher geworden.  

Einem Tieffliegerangriff wäre sein Onkel Josef Steinheuer beinahe zum Opfer gefallen. „Die Scheune brannte, mein Onkel wollte Stroh beiseite schieben, um eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern. Da schoss ein Tiefflieger heran. Mein Onkel floh ins Haus, und durch einen Sprung in einen Seitenflur ist er dem Beschuss entkommen. Er hat mir die Einschüsse in der Wand und leere Patronen auf dem Boden gezeigt.“ 

„An einem Sonntag im September feuerte amerikanische Artillerie aus Richtung Palenberg in den Ortskern von Aldenhoven. Eine Granate traf den Kuhstall unseres Nachbarn, tötete eine Kuh und verletzte eine zweite schwer. Als eine Feuerpause einsetzte und wir uns auf die Straße wagten, hörten wir, dass in der Gerberstraße zwei Menschen tödlich getroffen worden seien, eine Frau – ich glaube, sie hieß Colling – und ein SA-Mann. Ich lief hin und erblickte zum ersten Mal Leichen.“ 

Wenn Bombenalarm gegeben wurde, flohen manche Leute in einen Luftschutzstollen, den Bergleute in der Nähe des heutigen Rathauses angelegt hatten. „Familie Wefers besaß zwei Keller. Sie zogen sich immer in den ersten zurück. Doch bei einem Luftangriff wählten sie – aus welchen Gründen auch immer – den zweiten Keller und überlebten. Denn ein Volltreffer hatte ihr Haus und den ersten Keller total zerstört.“ Auch das Treppenhaus von Onkel und Tante Steinheuer sei getroffen worden. „Als sich der Staub gelegt hatte, tastete Onkel Josef im Dunkeln über eine glatte Fläche und stellte entsetzt fest, dass er einen Blindgänger berührte. Fluchtartig verließen er, seine Frau und die dreijährige Tochter das Haus.“ 

Die Kampfhandlungen seien ständig näher gerückt und der Aufenthalt in Aldenhoven sei lebensgefährlich geworden. „Wir hörten das Heulen der Artilleriegeschosse und das Knattern von Maschinengewehrsalven. Deckung nahmen wir hinter Bäumen und im Durchflussrohr am Merzbach. Man hatte einen Zugang aus Bohlen angelegt, damit man trockenen Fußes durch den Bach zum dicken Betonrohr gelangen konnte.“ Als deutsche Funker im Haus Sommer ihre Station aufgebaut hätten, seien sie bald von den Amerikanern angepeilt und beschossen worden. „Unser Haus hat dreizehn Treffer abbekommen.“ 

„Unser Pfarrer Theodor Heuerl war ein gewaltiger Prediger. Ich höre noch, wie er mit kraftvoller Stimme uns zu ermutigen versuchte: ,Wir verlassen die Heimat nicht!’ Aber die Wirklichkeit sah anders aus. Im September 1944 spielte ich mit einem meiner Brüder in der Nähe des Bahnhofes. Ein Zug rollte langsam vorwärts, hielt an, und wir sahen Pfarrer Heuerl und Bekannte aus unserem Ort im Zug. Zu Hause erzählten wir unserem Vater: ‚Papa, der Pastor und Leute aus Aldenhoven fahren weg.’ Schließlich harrten noch neun Leute aus: Mein Vater und sein Bruder Martin, Onkel Josef Steinheuer, Heinrich Gebhardt mit seinen beiden Schwestern, Karl Wefers, und das Dienstmädchen Gertrud Esser, das man im Dorf Gertrud Sommer nannte, weil man sie zu unserer Familie zählte. Auch der polnische Zwangsarbeiter Stanislaus blieb bis zum Schluss.“ 

Die Bombenangriffe nahmen zu. Bei einem verlor Heinrich Schnabel sein Leben. „Heinrich Schnabel hatte sich dem Wehrdienst entzogen und im Alten Turm versteckt. Seine Tante, die über einen Gang vom Nachbarhaus in den Turm gelangen konnte, versorgte ihren Neffen mit dem Notwendigen. Als die Bomben fielen, verließ Heinrich Schnabel den Alten Turm und lief mit seinem Vater zur Schwanengasse. Beide suchten Deckung in einem Graben. Der Vater beugt sich über seinen Sohn, um ihn mit seinem Körper zu schützen. Unmittelbar neben ihnen schlug eine Bombe ein. Die aufgeworfene Erde verschüttete beide. Josef Neulen, der vom Feld kam, schaffte es, Vater Schnabel auszugraben. Doch der unter ihm liegende Sohn Heinrich war erstickt.“ 

„Onkel Martin fuhr mit Pferd und Wagen zum Hof zurück, als er das herannahende Bombergeschwader sah. Er wendete sofort und ging hinter einer Bodenwelle (am heutigen Bourheimer Weg) in Deckung. Von dort aus beobachtete er, wie die Flugzeuge ihre Bomben ausklinkten. Damals wurde die Marienapotheke getroffen. Siebzehn Menschen starben, darunter auch unser Hausarzt.“ 

Großangriff auf Aldenhoven am 27. November 1944: „Der Ort brannte, auch unser Hof. Onkel Martin hat mir erzählt, dass er in den Luftschutzbunker floh. Dort traf er Flüchtlinge aus Alsdorf und Baesweiler und polnische Zwangsarbeiter, auch Stanislaus. Amerikanische Infanterie räumte den Bunker und führte die Insassen zum Verhör in die Gaststätte ‚Zur Post’. „Heinrich Gebhardt, Onkel Josef und Onkel Martin wurden als Spione verhaftet und nach Holland in ein Gefängnis abgeführt. Dort saßen sie sechs Wochen bei Wasser und Brot, bis Karl Wefers für ihre Entlassung sorgte".  

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