Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergeßlichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwerten, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Wort das Gewollte sich vorstellt. Die Arbeit der philosophischen, theologischen, politisch-pathologischen Volksführer ist fast durchaus, Rauch zu machen und darin Gespenster und Schreckgestalten zu zeigen, damit man sich an ihre Heilande halten soll.
Wenn etwas hart bestraft wird, so beweist das gar nicht, daß es unrecht ist; es beweist bloß, daß es dem Vorteil der Machthaber nachteilig ist. Oft ist gerade die Strafe der Stempel der schönen Tat.
Man verkauft uns meistens Gesetze für Gerechtigkeit und oft sind sie gerade das
Gegenteil.
Wo es keine Sklaven gibt, da gibt es auch keine Tyrannen.
Wer keine Ungerechtigkeiten vertragen kann, gelangt selten zu Ansehen in der Gegenwart, und wer es kann, verliert den Charakter für die Zukunft.
Die geheime Geschichte der sogenannten Großen ist leider
meistens ein Gewebe von Niederträchtigkeiten und Schandtaten.
Die meisten Menschen haben überhaupt gar keine Meinung, viel weniger eine eigene, viel weniger eine geprüfte, viel weniger vernünftige Grundsätze.
Wer bei gewissen Anblicken nicht die Vernunft verliert, muß wenig zu verlieren haben.
Das Schild der Humanität ist die beste, sicherste Decke der niederträchtigsten Gaunerei.
Wo ein einziger Mann den Staat erhalten kann, ist der Staat in seiner Fäulnis kaum der Erhaltung wert.
Predigt nur immer brav Geduld, so ist die Sklaverei fertig! Denn von der Geduld zum Beweise, daß ihr alles dulden
müßt, hat die Gaunerei einen leichten Übergang.
Lüge wie gedruckt, so bekommst du Dukaten.
Das Göttlichste für einen freien Mann,
der Erde Himmel ist das Vaterland.
Wer reine Wahrheit zu reden wagt,
sollte sogleich seinen Stockknopf mit Gift füttern.
Das Schild der Humanität ist die beste, sicherste Decke der niederträchtigsten öffentlichen
Gaunerei.
Deutsche zerfleischen einander, und der Wahnwitz der Nation erregt das Gelächter der anderen
Nationen.
Die Nation, die nur durch einen einzigen Mann gerettet werden kann und soll, verdient Peitschenschläge.
Ein Glück für die Despoten, daß die eine Hälfte der Menschen nicht denkt und die andere nicht fühlt.
Man darf die meisten Dinge nur sagen, wie sie sind, um eine treffliche Satire zu
machen.
Wo man singet, laß dich ruhig nieder, Bösewichter haben keine
Lieder.
Weh dem Lande, wo man nicht mehr
singet
Wer sich beständig ausschlußweise mit den Büchern beschäftigt, ist für das praktische Leben schon halb
verloren.
ABCD
Aus Fichtes Reden an die deutsche Nation
Erste Rede :
Was seine Selbständigkeit verloren hat, hat zugleich verloren das Vermögen einzugreifen in den Zeitfluss, und den Inhalt desselben frei zu bestimmen; es wird ihm, wenn es in diesem Zustande verharret, seine Zeit, und es selber mit dieser seiner Zeit, abgewickelt durch die fremde Gewalt, die über sein Schicksal gebietet; es hat von nun an gar keine eigne Zeit mehr, sondern zählt seine Jahre nach den Begebenheiten und Abschnitten fremder Völkerschaften und Reiche.
Zwar sind so in alter wie in neuer Zeit gar häufig die Künste der Verführung und der sittlichen Herabwürdigung der Unterworfenen, als ein Mittel der Herrschaft mit Erfolg gebraucht worden; man hat durch lügenhafte Erdichtungen, und durch künstliche Verwirrung der Begriffe und der Sprache, die Fürsten vor den Völkern, und diese vor jenen verleumdet, um die entzweiten sicherer zu beherrschen, man hat alle Antriebe der Eitelkeit und des Eigennutzes listig aufgereizt und entwickelt, um die Unterworfenen verächtlich zu machen, und so mit einer Art von gutem Gewissen sie zu zertreten:
Zwölfte Rede :
Wer sich, ohne Aufmerksamkeit auf sich selbst, gehen lässt, und von den Umständen sich gestalten, wie sie wollen, der gewöhnt sich bald an jede mögliche Ordnung der Dinge. So sehr auch sein Auge durch etwas beleidigt werden mochte, als er es das erste mal erblickte, lässt es nur täglich auf dieselbe Weise wiederkehren, so gewöhnt er sich daran und findet es späterhin natürlich, und als eben so sein müssend, gewinnt es zuletzt gar lieb, und es würde ihm mit der Herstellung des erstern bessern Zustandes wenig gedient sein, weil dieser ihn aus seiner nun einmal gewohnten Weise zu sein herausrisse. Auf diese Weise gewöhnt man sich sogar an Sklaverei, wenn nur unsre sinnliche Fortdauer dabei ungekränkt bleibt, und gewinnt sie mit der Zeit lieb; und dies ist eben das Gefährlichste an der Unterworfenheit, daß sie für alle wahre Ehre abstumpft und sodann ihre sehr erfreuliche Seite hat für den Trägen, indem sie ihn mancher Sorge und manches Selbstdenkens überhebt.
Vierzehnte Rede :
Gehet ihr ferner so hin in eurer Dumpfheit und Achtlosigkeit, so erwarten euch zunächst alle Uebel der Knechtschaft; Entbehrungen,
Demüthigungen, der Hohn und Uebermuth des Ueberwinders; ihr werdet herumgestoßen werden in allen Winkeln, weil ihr allenthalben nicht recht und im Wege seid, so lange, bis ihr durch Aufopferung eurer Nationalität und Sprache euch irgend ein untergeordnetes Plätzchen erkauft, und bis auf diese Weise allmählich euer Volk auslöscht.
ABCD
Johann Gottlieb Fichte
* 19. Mai 1762 in Rammenau
bei Bischofswerda
† 29. Januar 1814 in Berlin
Deutscher Patriot und Philosoph.
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Zitate
Die Wurzel aller Sittlichkeit ist die Selbstbeherrschung.
Alle Kraft des Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst.
Man erkundige sich näher nach den Personen, die durch ehrloses Betragen sich auszeichnen; immer wird man finden, daß sie nicht arbeiten gelernt haben oder die Arbeit scheuen.
Der gesittete Mann wartet nicht, bis das Unanständige verboten wird, und unterläßt, was der Gemeine sich unbedenklich erlaubt.
Ein von Natur schlaffer oder durch Geistesknechtschaft gelehrter Luxus und Eitelkeit erschlaffter und gekrümmter Charakter wird sich nie zum Idealismus erheben.
Wir lehren nicht bloß durch Worte, wir lehren auch weit eindringlicher durch unser Beispiel.
Saget nicht, laßt uns noch ein wenig schlafen und träumen, bis die Besserung von selbst komme, sie wird niemals von selbst kommen.
Der Mensch kann, was er soll; und wenn er sagt: ich kann nicht, so will er nicht.
Kein Gott und kein Mensch kann uns helfen, wir selber müssen uns helfen.
Keine Kraft geht in der Welt verloren, und nicht bloß die Seelen der Menschen sind unsterblich, sondern auch alle ihre Handlungen. Sie leben fort in der Wirkungen.
Wer sterben kann, wer will den zwingen?
Der Patriot will, daß der Zweck des Menschesgeschlecht zuerst in derjenigen Nation erreicht werde, deren Mitglied er ist.
Leben, bloß um zu sein, ist für den Deutschen kein Leben.
Wir müssen von heute an unerschütterliche Grundsätze haben, – eine feste Richtschnur im Denken und Handeln, – Leben und Denken muß aus einem Gusse sein – wir müssen, um es mit einem Wort zu sagen, uns Charakter anschaffen; denn Charakter haben – und deutsch sein, muß gleichbedeutend sein!
Eine unverheiratete Person ist nur ein halber Mensch.
ABCD
Joachim Nettelbeck
* 20. September 1738 in Kolberg
† 29. Januar 1824 ebenda
Verteidiger Kolbergs im Jahre 1807.
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Ernst Moritz Arndt
* 26. Dezember 1769 in Groß Schoritz
auf Rügen
† 29. Januar 1860 in Bonn
Deutscher
Politiker, Dichter und Patriot.
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Was ist des Deutschen Vaterland?
Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist’s Preußenland, ist’s Schwabenland?
Ist’s, wo am Rhein die Rebe blüht?
Ist’s, wo am Belt die Möve zieht?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muß größer sein.
Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist’s Bayerland, ist’s Steierland?
Ist’s, wo des Marsen Rind sich streckt?
Ist’s, wo der Märker Eisen reckt?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muß größer sein.
Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist’s Pommerland, Westfalenland?
Ist’s, wo der Sand der Dünen weht?
Ist’s, wo die Donau brausend geht?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muß größer sein.
Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne mir das große Land!
Ist’s Land der Schweizer? ist’s Tirol?
Das Land und Volk gefiel mir wohl;
Doch nein! nein! nein!
Sein Vaterland muß größer sein.
Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne mir das große Land!
Gewiß es ist das Österreich,
An Ehren und an Siegen reich?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muß größer sein.
Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne mir das große Land!
So weit die deutsche Zunge klingt
Und Gott im Himmel Lieder singt,
Das soll es sein!
Das, wackrer Deutscher, nenne dein!
Das ist des Deutschen Vaterland,
Wo Eide schwört der Druck der Hand,
Wo Treue hell vom Auge blitzt,
Und Liebe warm im Herzen sitzt –
Das soll es sein!
Das, wackrer Deutscher, nenne dein!
Das ist des Deutschen Vaterland,
Wo Zorn vertilgt den welschen Tand,
Wo jeder Franzmann heißet Feind,
Wo jeder Deutsche heißet Freund –
Das soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein!
O Gott vom Himmel sieh darein
Und gieb uns rechten deutschen Mut,
Daß wir es lieben treu und gut.
Das soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein!
ABCDD
Zitate
Die Freiheit und das Himmelreich gewinnen keine Halben.
Der ist ein schlechter Mann, der die Hoffnung verliert.
Wer im Großen siegen will, sei im Kleinen fleißig; von eins, zwei kommt man zu drei, von dem Drei zu Dreißig.
Der Mensch kann unendlich viel, wenn er die Faulheit abgeschüttelt hat und sich vertraut, daß es ihm gelingen muß, was er ernstlich will.
Wer an Wunder glaubt, vollbringt sie.
Die Guten sind nie allein.
Die Treue steht zuerst, zuletzt
im Himmel und auf Erden.
Wer die ganze Seele einsetzt,
dem muß die Krone werden!
Wer aber vor Furcht zittert, der ist ein Knecht, und wer aus Furcht etwas tut, ein niedriges Tier. Es sind viele Laster schändlich zu nennen, doch das schändlichste von allen, ist ein knechtischer Sinn. Gott wohnt nur in den stolzen Herzen, und für den niedrigen Sinn ist der Himmel zu hoch.
Nichts bricht Herz, Mut und Kraft geschwinder als die Lüge; die Lüge ist das
teuflichste, weil das feigste Laster.
Es gibt keine Humanität für das Unrechte und Böse, es gibt keine für die Halblügen und Halbwahrheiten, womit ein ausgeartetes Menschengeschlecht spielt.
Ein Volk, das sich einem fremden Geist fügt, verliert schließlich alle guten Eigenschaften und damit sich selbst.
Wenn die letzten und höchsten Güter von Volk und Vaterland auf dem Spiele stehen, versagen die juristischen Formen und Formeln, die auf Erden gemacht sind; wer zum letzten Kampf fürs Vaterland geht, holt sein Recht vom Himmel.
Wer seine Sprache nicht achtet und liebt, kann auch sein Volk nicht achten und lieben; wer seine Sprache nicht versteht, versteht auch sein Volk nicht, denn in den Tiefen der Sprache liegt alles innere Verständnis und alle geistige Eigentümlichkeit des Volkes verhüllt.
Arbeitsamkeit, Sparsamkeit, Nüchternheit des Verstandes, Langmut ohne Feigheit, Ehrlichkeit, mit etwas klimatischer Unbehilflichkeit versetzt, sind alte anerkannte Volkstugenden der Deutschen.
Auch die Freiheit ist nicht ein leerer Traum. Da ist Freiheit, wo du ohne äußern Zwang dem König und der Obrigkeit gehorchst, wo du in den Sitten und Weisen und Gesetzen deiner Väter leben darfst, wo keine ausländischen Henker über dich gebieten und keine fremden Treiber dich treiben, wie man das Vieh mit dem Stecken treibt. Dieses Vaterland und diese Freiheit sind das edelste Gut, das ein guter Mensch auf Erden besitzt und zu besitzen begehrt.
Eines geht mich an und eines weiß ich, das ich das meine tun und eher untergehen soll, als mich einer fremden Macht blind ergeben. Die Vorsehung geht mit dem All der Dinge und mit dem Menschengeschlechte ihren ewig dunklen Weg, den ich nimmer verstehen werde. Aber auch in meine Hand ist eine Vorsehung gegeben: wenn ich für das Allgemeine empfinde, handle, strebe, so fühle ich auch in mir – wie klein oder groß ich sei – eine Kraft, welche das Weltschicksal ändern kann.
Man kann nie zu stolz sein, wenn andere uns vergessen oder gar verachten wollen. Was sind die Völker und die Völkchen, die unseren Namen mit Hohn auszusprechen wagen. Laß sie sich erst fragen, was sie gleich oder besser als wir getan und gewirkt haben. Ich muß an unsere Tugend und Kraft erinnern, damit wir ihren heiligen Samen lebendig erhalten zur Lust und Blüte der kommenden Zeiten. Daß Stolz und Mut nicht vergehe, weise ich euch auf das letzte Unglück hin und auf alte und neue Verluste. Unsterblich Sehnsucht nach Freiheit, Standhaftigkeit, Würde und Hochsinn ziemt dem Gefallenen mehr als dem Stehenden; auch die Träne ziemt ihm über das Verlorene, aber nur, damit sein Herz heißer schlage und sein Haupt höher
rage. Hört, hört! und klagt und weint mit mir, entbrennet und euch aufrichtet.
Deutsches Herz, verzage nicht,
Tu, was dein Gewissen spricht
Dieser Strahl des Himmelslichts.
Tue recht und fürchte nichts.
Vaterland und Freiheit,
Dieser Ruf muß bleiben,
Wenn lange uns'rer Gräber Sand
Und uns'ren Staub die Winde treiben.
ABCDD
Meine Wanderungen und Wandlungen mit dem Reichsfreiherrn von Stein
Dies Buch über seine Beziehungen zu dem Freiherrn vom Stein ist wohl eins der besten Bücher, die Arndts Feder entstammen. Es ist, sagen wir es getrost, ein Vermächtnis an die deutsche Nachwelt. Vieles, ja das meiste von der großen Arndtschen Produktion ist vom Strom der Zeit hinweggeschwemmt, aber dieses Denkmal, das er dem Freiherrn vom Stein setzte, ist geblieben. Der Mann, den Arndt hier mit feinfühlender Hand gezeichnet hat, war zu groß, als daß er nicht in der Geschichte des Vaterlandes eine bleibende Statt haben sollte. Plastisch tritt der rasche, feurige, mit dem jähen Geist
stets seinen Entwürfen vorauseilende Mann vor uns hin. Wie er war, wie er lebte, wie er dachte, alles das gibt uns hier ein Meister der Feder, ein Mann von unbestechlicher Wahrheitsliebe; ein Erzieher des deutschen Volkes gibt das Bild des Erziehers der deutschen Nation, und wenn wir das letzte Blatt dieses würdigen Buches umgeschlagen haben, so mag es auf unsere Lippen kommen: Er war ein Mann, nehmt alles nur in allem!
ABCDD
Links oben wird Methan
und Wasserdampf in den sogenannten Primärreformer eingeleitet, dort
entsteht bereits ein Teil des Wasserstoffes.
Links mittig wird Luft
eingeleitet, die zu 21 Prozentteilen aus Sauerstoff und 79
Prozentteilen aus Stickstoff besteht. Durch den Luftsauerstoff
entsteht weiterer Wasserstoff.
Das im entstandenen Gemisch
enthaltene Kohlenmonoxid wird in dem ersten grau-blau
gezeichneten Reaktor mit Wasserdampf in Gegenwart eines Katalysators
zu Kohlendioxid umgesetzt.
Im Waschturm
reagiert das Kohlendioxid unter Druck mit Calciumcarbonat
in wässeriger Lösung und wird so von den gewünschten gasförmigen
Reaktionsedukten Wasserstoff und Stickstoff getrennt (eine andere mögliche
Waschflüssigkeit ist z. B. Triethanolamin).
Anschließend werden die
Reaktionsedukte auf die Zustände im eigentlichen Reaktionsreaktor
vorbereitet, in dem sie auf 450 °C hochgeheizt und auf 300 bar
komprimiert werden.
Im mittig gezeichneten Reaktionsreaktor
findet die eigentliche Herstellung von Ammoniak statt.
Die Reaktionsprodukte
werden für eine maximale Ausbeute laufend entfernt. Sie werden von
450 °C heruntergekühlt und das erzeugte Ammoniak
kondensiert aus. Die noch nicht reagierten Produkte Stickstoff und
Wasserstoff werden, um das Frischgas ergänzt, im Kreislauf wieder dem
Reaktor zugeführt.
Fritz Haber
* 9. Dezember 1868 in Breslau
* 29. Januar 1934 in Basel
Deutscher Chemiker und Patriot. Mit Carl Bosch
Entwickler der Ammoniaksynthese .