Biographisches Lexikon Zionismus/Judentum

Biographical Encyclopedia of Zionism/Jewry

 

 
Hugo Höllenreiner

Sinti, * 1933 in München


H. ist das Oberhaupt einer großen bayerischen Sintifamilie. Er lebt derzeit in Ingolstadt. I
m Münchner Stadtteil Giesing erlebte H. seine Kindheit. 1943 war er neun Jahre alt. Am 8. März, in den Morgenstunden, wurden er, seine Eltern, seine fünf Geschwister, und sein Cousin Mano Höllenreiner (der auch überlebte) festgenommen und im Polizeipräsidium eingesperrt. Eine Woche später treffen sie in Auschwitz-Birkenau ein, wo die Familie Höllenreiner in das so genannte Zigeunerlager kam, einen abgetrennten Bereich des Konzentrationslagers von Auschwitz Birkenau. Und mit ihnen etwa 20.000 andere deutsche Sinti und Roma. Der Neunjährige erhält als Nummer Z-3529 als Tätowierung an seinem linken Unterarm, seine Lageridentität, Z für Zigeuner. 

Im Sommer 1944
wurde das Zigeunerlager aufgelöst. Der kleine H. beobachtete von seiner Pritsche oben das Geschehen: Sein Papa stand unten, gerade, mit dem Pickel in der Hand und einer seiner Brüder mit einem Schaufelstiel, einer links, einer rechts. Draußen gingen sie auf das Tor zu, bestimmt sieben, acht Mann. Der Papa hat einen Schrei losgelassen. Die ganze Baracke hat gezittert, so hat er geschrien: "Wir kommen nicht raus. Kommt ihr rein. Wenn ihr was wollt, müsst ihr reinkommen. Wir warten hier." Die blieben stehen, es war still. Nach einer Weile kam ein Motorrad angefahren, die unterhielten sich draußen, dann sind sie weggefahren, der Lastwagen ist weitergefahren. Das gleiche geschah in allen Baracken. Die Häftlinge, oft ehemalige Wehrmachtssoldaten haben sich bewaffnet, mit Stöcken, Schaufeln und Messern, die sie sich aus Blech geschliffen hatten. Die SS rückte ab. Der Aufstand hatte Erfolg, Hugos Familie wurde weitertransportiert, zunächst nach Ravensbrück, später nach Mauthausen und schließlich nach Bergen-Belsen. 

H. und seine Geschwister wurden zusammen mit der Mutter am 15. April 1945 von der britischen Armee befreit. Im Mai kehrte er mit seiner Mutter und den Geschwistern Frieda, Rosi und Januschek nach München zurück. H. Eltern und seine fünf Geschwister haben das KZ überlebt.  

Für das Buch „Denk nicht, wir bleiben hier! - Die Lebensgeschichte von Hugo Höllenreiner" hat die Autorin Anja Tuckermann 2006 den Deutschen Jugendliteraturpreis verliehen bekommen. In zahlreichen Gesprächen hat H. der Autorin von seinem Schicksal während des Nationalsozialismus erzählt.

Anschrift / Address:  

Werke / Works:  

Literatur / Writings:

Literatur im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek von und über / Writings in the catalogue of Deutsche Nationalbibliothek of and about :
Hugo Höllenreiner 


Letzte Änderung / Last update: 25.06.2008 

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Quelle: Internet
 

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