Jack Terry
(Jakub
Szabmacher)
Holocaust-Überlebender, * 1930 in Belzyce bei Lublin
Sz. war eines von vier Kindern einer jüdischen Familie. Der Vater war Kaufmann, die Mutter machte den Haushalt und
Jakub ging zur Schule. Alles änderte sich mit dem Einmarsch der Deutschen im Jahr 1939. Schritt für Schritt
verschlechterte sich das Leben der polnischen Juden, nicht nur, weil sie jetzt den Judenstern tragen mussten:
Nach dem Ende der dritten Klasse durfte Sz. nicht mehr zur Schule gehen. Deshalb fing
er an, die Stiefel der deutschen Soldaten zu putzen. Die Deutschen begannen, die jüdischen Läden zu plündern. Sie nahmen alles
mit und hinterließen einen Zettel, auf dem stand: „Die Ware ist mein. Der Zettel ist dein. Wenn der Krieg zu Ende ist, wird alles gut sein.“
Nie vergessen wird Sz. den Namen Kurt Engels. Der deutsche Gestapo-Mann kam öfter nach Belzyce und erschoss wahllos Juden. Auch
Sz. machte im Kindesalter Bekanntschaft mit Engels. Als der Junge bei seinem Cousin, einem Friseur, aushalf, wurde er von
Engels angesprochen:
„Wie heißt du?“, und Sz. antwortete: „Jakub Szabmacher“. Engels schickte
Sz. dann nach draußen, um sein Auto zu waschen.
Im Oktober 1942 umzingelten die Deutschen die ganze Stadt und schrien: „Achtung! Achtung! Alle Juden raus!“
Sz. war damals schon mit anderen Deportierten auf dem Weg ins Konzentrationslager. Als
er merkte, dass seine Mutter nicht anwesend war, floh er aus der bewachten Kolonne, die sich auf dem Weg zum Bahnhof befand.
Sz. fand dann seine Mutter und
Schwestern wieder.
Im Alter von 13 Jahren wurde Sz. mit seinen nächsten Angehörigen ins Lager Budzyn
deportiert, wo er auf Überlebende des Warschauer Ghettos traf, die über
Lublin dorthin gelangt waren. Einer von ihnen erzählte Sz., er hätte in
Warschau Sz.s Vater getroffen. Im Lager Budzyn mussten die Häftlinge Flugzeuge für die Firma Heinkel bauen.
Im Februar 1944 wurde das Lager Budzyn der Verwaltung von Oswald Pohl in
Berlin unterstellt. Im Frühjahr 1944 wurden die Häftlinge auf die Lager
Radom, Skarzysk Kamienny, Starachowic, PLaszow, Mielec und Majdanek
verteilt. Sz. kam im Mai 1944 nach Wieliczka, wo Salzminen abgebaut wurden.
Mitte Juli 1944 trafen dort weitere Transporte aus PLaszow und Mielec
ein.
Als die Rote Armee näher kam, wurden
die Häftlinge Anfang August 1944 aus Wieliczka über Auschwitz und Breslau nach Flossenbürg
in der Oberpfalz transportiert, wo sie entsprechend ihrem Gesundheitszustand
in vier Gruppen eingeteilt wurden: Die Arbeitsunfähigen kamen in die Gruppe
4, die in der Krankenstation untergebracht wurden. Die Angehörigen der
Gruppe 3 wurden nur im Innendienst verwendet, Die Gruppen 2 und 1 wurden
außerhalb des Lagers eingesetzt. Sz. selbst kam in den Block 19 des Lagers,
in den sogenannten „Jugendblock“, wo insgesamt 800 Kinder und
Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren abgesondert waren, um sie vor
homosexuellen Übergriffen zu schützen.
Weihnachten
1944 wurde im Lager ein großer mit Kerzen erleuchteter Weihnachtsbaum
aufgestellt. Ab Anfang 1945 wurde Sz. in der Häftlingswäscherei eingesetzt. Im Lager traf
er sich häufig mit seinem Freund Harry Zansberg, der genau wie er aus Belzyce stammte.
Auch mit Rabbi Stockhammer aus Warschau, den er schon in Budzyn
kennengelernt hatte. Im Februar strömten zahlreiche Häftlinge aus Lublin,
Auschwitz und Groß Rosen nach Flössenburg, im März gingen in mehreren
Transporten Tausende nach Bergen-Belsen ab.
Sz.
hielt sich mit noch 1.500 anderen Häftlingen im Krankenrevier in der
Typhus-Abteilung auf, als im April 1945 die Amerikaner in Flössenburg ankamen.
Ein Colonel der U.S. Army nahm sich des Waisenjungen an und nahm ihn im
März 1946 mit in die Vereinigten Staaten, wo er unter dem Namen Jack Terry
eine Karriere in der Ölindustrie absolvierte.
Anschrift
von / Address of Sz.:
Werke von / Works of
Sz: Jack Terry und Alicia Nitecki: 'Jakubs
Welt', Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 2005, 142 Seiten, kostenlos
Literatur über
/ Writings concerning
Sz.:
Literatur
im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek von und über
/
Writings
in the catalogue of Deutsche Nationalbibliothek of and about
: Jack Terry
Letzte Änderung / Last update: 21.06.2008
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