Dr. Johannes
Lerle
Theologe, *1. Juni 1952
in Halle/Saale.
L.
ist in der DDR als ältestes von vier Geschwistern in Halle an der Saale
aufgewachsen. Sein Vater war Theologieprofessor der Evangelisch-Lutherischen
Freikirche. Schon als Schüler prangerte L. alles Unrecht an. Obwohl hochbegabt,
durfte er kein Abitur machen, um Physik zu studieren, sondern musste Chemiefacharbeiter lernen.
L. vervielfältigte und verteilte zu Tausenden christliche Texte, wurde
verhaftet, verhört und schließlich freigelassen. 1982 konnte die Familie in den Westen ausreisen.
1988 mietete sich L. eine Wohnung in Erlangen, beendete ein
Theologiestudium, promovierte und wollte Pastor werden. Die bayerische
evangelische Landeskirche stellte ihn jedoch nicht ein.
L. verdiente sich als Hilfsarbeiter seinen Unterhalt. Die westliche Lebensweise
bezeichnete er als dekadent und gotteslästerlich und predigte in den
orthodoxen Gemeinden der Russlanddeutschen gegen die Sexualität vor oder außerhalb der Ehe und Homosexualität.
Unter Missbilligung seiner Familie knüpfte L. Kontakte zu konsequenten Abtreibungsgegnern
und verglich auf seiner Internetseite den Mord an Ungeborenen mit dem Holocaust:
"Kindermord im Mutterschoß" - "damals: Holocaust, heute: Babycaust".
Ein Nürnberger
Abtreibungsarzt fühlte sich diskriminiert und zog vor Gericht. Die Sache ging durch verschiedene Instanzen bis zum Bundesverfassungsgericht, das urteilte, Abtreibung dürfe nicht mit dem Holocaust gleichgesetzt werden.
Nach einem mehr als siebenjährigen Rechtsstreit gab schließlich das Oberlandesgericht
Nürnberg der Unterlassungsklage des Arztes teilweise recht. Die Bezeichnung
"Tötungsspezialist für ungeborene Kinder" sei allerdings eine zutreffende Tatsachenaussage, die der Arzt hinnehmen müsse.
L. wurde insgesamt sechsmal wegen Beleidigung namentlich genannter Abtreibungsärzte verurteilt
und verbrachte bereits achteinhalb Monaten im Gefängnis.
Unter
Bezug auf die Argumentation des Bundesverfassungsgerichts hatte L. seinen
Standpunkt im Internet veröffentlicht und dabei die Ermordung von Juden als
„vermeintliches Unrecht in Auschwitz“ bezeichnet und weiter ausgeführt:
"Es kann doch nicht bestritten werden, dass unsere bisherigen Auffassungen über die Nazis mit handfesten Lügen durchsetzt sind. So lernte ich in den 60er Jahren in der Schule, dass die Nazis Seife aus menschlichen Knochen fertigten und dass aus der Haut von Insassen des KZ Buchenwald Lampenschirme gefertigt worden wären. Viele amerikanische Soldaten hatten sogar mit eigenen Augen Gaskammern im KZ Dachau gesehen. Doch das passt nicht zur heutigen Geschichtsschreibung, wonach auf deutschem Boden keine Menschen in Gaskammern starben. Um die Zahl von sechs Millionen zu halten, erhöhte sich die Zahl der Toten in den Gaskammern der besetzten Gebiete. So starben vier Millionen in Auschwitz. Allerdings ist diese Zahl inzwischen wieder im Sinken, wodurch der Anschein einer
'Frontbegradigung' entsteht."
Das Amtsgericht Erlangen
initiierte daraufhin am 19. April 2007 einen Strafprozess gegen L. wegen "Holocaust-Leugnung".
In
seiner Verteidigungsrede wies L. den Vorwurf zurück, den Holocaust
geleugnet zu haben. Er habe sich nur die Wortwahl des
Bundesverfassungsgerichts zueigen gemacht, wonach das vorsätzliche Töten
von Ungeborenen ein „vermeintliches Unrecht“ sei. Mit diesem Argument
hatte das höchste deutsche Gericht eine Klage L.s nicht zur Entscheidung
angenommen.
Richterin Erda Erdenhofner am
Amtsgericht Erlangen verurteilte L. am 14. Juni 2007 zu 12 Monaten Haft ohne
Bewährung wegen Volksverhetzung (Staatsanwalt Dr. Hilmar Höfler).
Die Berufung gegen dies Urteil ein wurde am 23. Oktober 2007
von Richter Dieter Weidlich auf Antrag von Oberstaatsanwalt Walter Grandpair
abgelehnt.
Anschrift
von / Address of W.:
Brüxer Straße 25, 91052 Erlangen
Werke von / Works of R.:
Christliche Schriften gegen den Zeitgeist
Strafprozess
Literatur über
/ Writings concerning L.:
Urteil vom 20. Oktober 1997 des Landgerichts Nürnberg/Fürth
Babycaust.de (indiziert von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende
Medien)
Literatur von und über
Johannes Lerle im Katalog der Deutschen
Nationalbibliothek /
Writings of and about Johannes
Lerle in the catalogue of Deutsche Nationalbibliothek
* Nürnberger Ketzerprozesse gegen Kindermordgegner, Lerle, Johannes. - Erlangen, Brüxer Str. 25 : J. Lerle, 2003 Vorhanden in Leipzig Vorhanden in Frankfurt
* Haben die Apostel Säuglinge getauft? Lerle, Johannes. - Gross Oesingen : Luth. Buchh. Harms, 1990 Vorhanden in Leipzig Vorhanden in Frankfurt
* Grundzüge der Theologie Ebrards, Lerle, Johannes, 1988
Letzte Änderung / Last update: 17.05.2008
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