Brief von Germar Rudolf im August 2006 als Reaktion auf einen Brief von Israel Shamir Was mich treibt Herrn Shamirs Desinteresse am Zweiten Weltkrieg kann ich nicht nur nachvollziehen, ich teile dieses sogar. Aus irgendeinem Grunde wird allgemein angenommen, der Zweite Weltkrieg sei der wesentliche Fokus meines intellektuellen Interesses, da mein Leben mit der Untersuchung des Holocaust verwickelt ist. Die Wahrheit ist jedoch, dass mich per se noch nie die Geschichte irgendeines Krieges groß gekümmert hat. Was mich interessiert, ist, wie und warum Kriege entstehen, die Intrigen, Machenschaften, Lügen und Propaganda auf allen Seiten, Kriege zu rechtfertigen und selbstverständlich, wie diese Propaganda von Siegerseite anschließend weiter betrieben wird. Es werden mir laufend Bücher über den Zweiten Weltkrieg ins Gefängnis geschickt, und nachdem ich nur eines davon gelesen habe – eine Studie über Pattons Feldzüge: das erste Buch, das ich jemals über die Geschichte von Schlachten gelesen habe –, entschied ich, dass es damit genug sei. Die anderen, die mir geschickt wurden, ließ ich unbeachtet und bat, Sendungen zu dieser Thematik einzustellen. Allerdings muss ich einräumen, dass ich einen Freund habe, dessen ganzes Leben einzig um den Zweiten Weltkrieg kreist, doch dieser ist ein Buchhändler, und obwohl er über mehr als tausend Titel zum Thema verfügt, sprechen wir nie über den Zweiten Weltkrieg, auch habe ich noch nie nach einem Buch aus seiner Sammlung gefragt. Die
Holocaust-Propaganda ist eine ideologische
Angelegenheit, keine historische. Ich habe mich nie auf
die tatsächlichen Aspekte der Verfolgung von
Minderheiten während des Zweiten Weltkrieges
konzentriert, seien diese nun jüdisch oder nicht. Der
Gegenstand ist weder erfreulich noch ist es notwendig,
sich damit zu befassen, gibt es doch weltweit mehr als
genug Gelehrte, die aus dieser einen Sache ein
profitables Geschäft machen. Nein, es ist Propaganda
– Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegspropaganda –,
die mich interessiert und wie diese von der Realität zu
unterscheiden ist. Doch will ich hier eine zusammengefasste Version präsentieren. Zuvörderst: Es gibt kein ausschließliches Motiv, welches mich dazu veranlasste zu tun, was ich nun seit 16 Jahren tue. Vieles davon liegt im persönlichen Bereich der Unberechenbarkeiten und Zufälle, und ein anderer großer Faktor ist meine Eigenart, mein Wesen, wenn man so will. Schon als kleiner Junge folgte mir der Ruf, dass ich die Erwachsenen auf die Palme bringe mit meinen nicht ablassenden, wissbegierigen Fragen. Dazu kommt ein geradezu überentwickelter Sinn für Gerechtigkeit, überzogen, wie meine Mutter behauptet, obwohl ich dies bestreite. Von meinem Vater wurde ich während meiner ganzen Kindheit in dem einen oder anderen Maße brutalisiert, was meine Mutter dazu veranlasste, meinen Selbsthass verhüten zu wollen, indem sie meinen Vater damit entschuldigte, dass dieser von seinem Vater auch schlecht behandelt worden sei, dessen Familie nach dem Zweiten Weltkrieg aus Schlesien vertrieben und in die Armut gerissen wurde. Anders ausgedrückt: Meine Mutter benützte die Polen als Blitzableiter für meinen Schmerz und das daraus resultierende Gefühl der Ungerechtigkeit. Das war der Punkt, an dem, mit 18 Jahren (!), mein Geschichtsinteresse erwachte: die Vertreibung von 12 Millionen Deutschen aus Ostdeutschland und Osteuropa. Im Alter von 18 bis 23 war ich sehr patriotisch eingestellt, doch – meines Erachtens – noch immer innerhalb des Mainstreams, allerdings am rechten Rand. Später verblasste dieser Hang allmählich – hauptsächlich verursacht durch Stress während der Studienjahre – und wurde zudem langweilig. Während dieser Jahre habe ich nicht ein einziges Mal das Holocaust-Thema angeschnitten. Die üblichen Behauptungen erschienen mir unzweifelhaft, unbestreitbar, Wahrheit in Stein gemeißelt, offensichtlich. Das änderte sich 1989 aus purem Zufall, als mir ein Buch von Paul Rassinier gegeben wurde, einem Kommunisten, der während des Zweiten Weltkriegs als Partisan gegen die deutsche Besatzung Frankreichs gekämpft hatte und schließlich Insasse in den Konzentrationslagern Buchenwald und Dora wurde. Wahrscheinlich hätte ich niemals einem Deutschen gestattet, Zweifel an der vorherrschenden Meinung über den Holocaust in mir hervorzurufen, weil ich ihn des Vorurteils und Eigeninteresses verdächtigt hätte – aber ein Kommunist, Partisanenkämpfer, ehemaliger Insasse? Er öffnete mir die Augen und gestattete Zweifel. Mehr nicht, nur Zweifel. Allerdings reichte das aus, eine Kettenreaktion zu verursachen, da ich offensichtlich in dieser meiner deutschen Gesellschaft aufgewachsen bin, mich schuldig zu fühlen, sollte ich die Wahrheit in dieser Sache bezweifeln. Tatsächlich fühlte ich mich schuldig an meinem Zweifel, was mich ergrimmte, da es allem widersprach, was ich gelernt hatte: hinterfrage Autoritäten, nimm Paradigmen nicht als Nennwert, Kritik ist ehrenwert, sowie alle anderen Ideale der Aufklärung. Ich erkannte, dass diese Gesellschaft eine heuchlerische ist und wusste mit einem Mal – und nur geringe Mühe der Nachforschung bestätigte dies –, dass jegliche Zweifler und Andersdenkende schonungslos ausgeschlossen, verfolgt und gerichtlich angeklagt werden, ohne die geringste Chance auf Verteidigung. So sagte ich mir: Das ist ungeheuerlich, unakzeptabel, gegen jede Norm und die Ideale dieser Gesellschaft, und die Tatsache, dass es kein anderes Thema gibt, wo Andersdenkende massiver unterdrückt werden, ist für mich Beweis, dass es das wichtigste Thema überhaupt ist. Derjenige, der sich seiner Wahrhaftigkeit sicher ist, ist gelassen; nur Lügner rufen weltliche Richter. Die Ungerechtigkeit all dieser Verfolgung steht mehr und mehr im Vordergrund und bestimmt meine Handlungen, wie auch die Überzeugung, dass, wenn wir diese Tyrannen nicht von Anfang an stoppen, sie zunehmend unsere Freiheiten zerstören werden, um zu verhindern, dass ihre dunklen Geheimnisse einer genauen Prüfung unterzogen werden können. Ferner ist es einfach begeisternd, wie ganze Regierungen mit nur wenig Anstrengung in Panik geraten, ganze Zivilisationen erzittern, allein wegen eines gut begründeten und sachlich geschriebenen Buches. „Gib mir einen Sinn des Lebens!“, verlangte ich in früher Jugend und als Erwachsener. Ich habe diesen gefunden. Wenn so viele Mächtige so zahlreiche Mittel verwenden, einen friedvollen Dissidenten aufzuhalten, muss es deshalb sein, dass ich etwas habe, das die Welt erschüttern kann – und wird! Ich werde es ihnen zeigen. Jetzt, nachdem sie mein Leben zerstört haben, bleibt mir keine andere Wahl zu beweisen, dass ich recht habe, und die Tatsache, dass immer mehr Historiker einen Seitenwechsel vollziehen – derzeit noch hinter den Kulissen, doch das wird sich ändern – und dass die Machthabenden in zunehmendem Maße ausrasten, beweist mir, dass die Dinge im Gange sind. Die Nachkriegsära und die Neue Weltordnung wurden auf dem Holocaust errichtet, und zusammen mit diesem werden sie stürzen. Aber das ist nicht wichtig, weil sie sowieso stürzen werden, nämlich schon aus dem Grunde, weil sie den Planeten zugrunde richten und die Weltwirtschaft gegen die Wand fahren. Für mich
ist es einfach: Ich bin sicher, dass ich richtig liege.
Und kann man mich nicht mit rationalen,
wissenschaftlichen Argumenten eines anderen belehren,
werde ich keinen Schritt weichen. Man kann mich mit
einem menschlichen intellektuellen Boxer-Terrier
vergleichen, und sie haben durch ihre Verfolgung den
Fehler gemacht, mich bis aufs Blut zu provozieren. Jetzt
reicht’s. Keine Verhandlungen mehr. Jetzt geht’s um
mich oder sie. Meinem Vater gelang es nicht, mich mit
Stock, Peitsche, Faust zu brechen oder indem er mich als
Rakete benutzte. Deshalb können auch sie meinen Willen
nicht mit Gewalt brechen, der mit jedem Angriff nur noch
stärker wird… Gemäß meiner Wesensart habe ich
enorme Willenskraft und bin – wenn nötig –
starrsinnig, wenn man mir gegenüber brutale Gewalt
anwendet, anstatt sachlich mit mir zu reden. Druck
erzeugt Gegendruck. In dieser Hinsicht bin ich ein
einfaches physisches Prinzip. Hier ist es mein
menschliches Recht zu zweifeln, nachzuforschen, zu
widersprechen, zu disputieren, zu widerlegen,
herauszufordern, zu hinterfragen. Nur wenn man mich
umbringt, kann man mir das nehmen. Punkt. Und die stärkste
Motivation ist: Egal, wer mich wegen der Ausführung
meines menschlichen Rechts bestraft, ein Mensch zu sein
– ein Wesen, fähig zu zweifeln und zu erkunden –,
wird meinen äußersten Widerstand erfahren. Niemandem
werde ich erlauben, mich zum unterwürfigen Sklaven zu
machen. Niemandem. Aus dem
Gefängnis in Stuttgart-Stammheim am 27.8. 2006
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