Antisächsischer
Aufruhr in der Marktgemeinde Au in der Hallertau
Der Markt Au in der Hallertau hat gut fünfeinhalbtausend
Einwohner und liegt abgelegen und verschnarcht im nördlichen Landkreis Freising. Regensburg und München sind weit entfernt. Der Personenverkehr auf der Schiene wurde schon in den siebziger Jahren eingestellt, heute gibt es nur noch einen Bus nach Freising, der für die Strecke eine dreiviertel Stunde braucht.
Im Oktober des vergangenen Jahres
wurde in Au an der Oberen Hauptstraße ein Geschäft "Revolution
Store" eröffnet, das Kleidung der Marke "Thor Steinar"
verkauft und auch die Labels "Yakuza" und "Brachial"
vertreibt. Das Geschäft ist das einzige für diese Kleidung in ganz Bayern.
Die Geschäftseröffnung verlief unauffällig. Im Rathaus wurde für das Gebäude, das sich in privater Hand befindet, ein Bekleidungsgeschäft für Herren und Damen
angemeldet.
Betreiber zusammen mit seiner Frau als nebenberufliches Gewerbe ist ein aus Görlitz
in der Oberlausitz stammender fast 30-jähriger Mann, der in Thalham bei
Attenkirchen wohnt und im örtlichen Fußballverein spielt. In Au wird der
Görlitzer als Sachse bezeichnet, vermutlich, weil nach Ansicht der Auer
Görlitz eine Vorstadt von Dresden ist und Sachse noch abwertender als
Saupreiß gemeint ist. Idyllisch lag seit
Anfang Oktober der Laden da im Ortskern von
Au, in unmittelbarer Nähe zur Gemeindebücherei.
Da gibt’s auch einen Blumenladen, den Friseursalon. Was
der "Revolution Store"
ist, wussten die Auer Bürger bisher nicht, vier Monate lang, und es
interessierte sie auch nicht.
Bis der Rundfunksender 'Bayern Eins'
sie kürzlich aus dem Winterschlaf aufmunterte mit einer Reportage über
ihren idyllischen Laden im Ortskern, der in Wirklichkeit jedoch ein
Zentrum des NSU-Terrors sei.
Daraufhin standen im Rathaus die Telefone nicht mehr still. Bürgermeister Karl Ecker
(Bild oben) sagte zunächst noch ganz arglos, falls sich dort verdächtige Gestalten herumgetrieben hätten,
wäre ihm das bestimmt aufgefallen. Auch CSU-Kreisrätin Gabriele
Pfefferkorn, die selbst in Au wohnt, hatte bisher nichts Ungewöhnliches
bemerkt, wie alle anderen Bürger. Markt- und Kreisrat Hans Sailer (Freie Wähler)
sagte, er hätte erst von seinem Sohn von der Nachricht erfahren, da lief bereits eine heiße Debatte auf
Facebook. Ihm sei der Laden nicht aufgefallen. Aber
nachdem die Dulli-Presse die Sache als dem NSU-Dunstkreis nahestehend
ausgemacht hatte, da war in Au die Hölle los. Bürgermeister Ecker
erklärte die Angelegenheit sofort zur Chefsache und forderte höheren
Orts unverzüglich Hilfe. Vertreter der 'Abteilung gegen Rechts' aus dem
Innenministerium in München, Experten der Erdinger Kriminalpolizei, Christian
Bidinger, Leiter der Moosburger Polizeiinspektion, sowie Vertreter des Gewerbeamts Freising
eilten Ecker zur Hilfe. Sie
übermittelten den Vertretern des Marktes staatspolitisch wichtige Informationen,
von denen diese bisher noch nichts gehört hatten. Jedoch lautete im Kern
die betrübliche Botschaft: Die Polizei kann nichts tun: Der Verkauf der
im Sachsen-Laden angebotenen Kleidung ist keine Straftat. Somit müssen
Karl Ecker, Gabriele Pfefferkorn, Hans Saller, Erika Wittstock-Spona und Martin Hellerbrand
wohl vorerst weiter mit dem bösen Mann aus Sachsen in enger Nachbarschaft
leben. Sein
Missvergnügen hierüber, und zugleich seine Anbiederung an die in
München Mächtigen, drückte Bürgermeister Ecker wie folgt aus: Das alles dürfe nicht verharmlost und schon gar nicht toleriert werden, denn dieser erste Schritt
- nämlich die Eröffnung des rechten Kleiderladens - könne dazu führen, dass sich
sächsisches Gedankengut in der Gemeinde einschleiche. Auch bestehe
die Gefahr, dass die Zwickauer NSU-Terrorzelle demnächst in der Gemeinde
Au zuschlage. Noch kürzlich - vor seiner Erweckung zum Streiter gegen
alles importierte Böse aus Sachsen - hatte Ecker noch viel ziviler
getönt: "Immer gleich zur Presse laufen, einen Schmarrn erzählen und uns wie die Allerletzten
[Dullis] dastehen lassen“. Am selben Abend
besprachen sich Bürgermeister Ecker mit den Fraktionsvorsitzenden des Marktgemeinderates, Erika Wittstock-Spona (FWG) und Martin Hellerbrand (CSUlPFW) im Rathaus
über die weitere Vorgehensweise der Auer Anti-Rechts-Kämpfer. Es wurde vereinbart, dass für die Sitzung des Marktgemeinderates am kommenden Dienstag
eine Resolution vorbereitet und dann verabschiedet wird mit dem Ziel, sich aktiv und mit Zivilcourage gegen die
rechten Sachsen zu stellen. Anschließend sollen alle Auer Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, diese Resolution zu unterschreiben.
Eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema für die jungen Mitbürger des Marktes Au bereitet die gemeindliche Jugendpflegerin vor, denn gerade Jugendliche werden von
rechten Sachsen umworben.
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