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Dienstag, 19. Februar 2013

August Schleicher

* 19. Februar 1821 in Meiningen
6. Dezember 1868 in Jena


Deutscher Sprachwissenschaftler; gilt zusammen mit Franz Bopp als Wegbereiter der Indogermanistik.

 

Schleichers Vater war im Sommer 1815 als Student in Jena an der Gründung der ersten Burschenschaft beteiligt. 1822 zog die Familie von Meiningen nach Sonneberg um, wo der Vater als Amtsarzt im Meininger Oberland tätig war. Seine Kinder- und Jugendjahre verbrachte Schleicher in Sonneberg, von wo er ab dem 14. Lebensjahr das Gymnasium im nahe gelegenen Coburg besuchte. Sein Professor am Gymnasium kam zu der Einschätzung, er sei wegen seiner weiterreichenden Interessen nicht gut für ein Sprachstudium geeignet und solle besser Theologie studieren. Diesem Rat folgend begann Schleicher 1840 in Leipzig mit dem Theologiestudium. Nach dem ersten Semester wechselte er kurzzeitig an die Hochschule nach Erlangen und erkannte, dass ihm die Theologie nicht zusagte. Von Erlangen ging er nach Tübingen wo er sich mit philosophischen Fragen befasste und sich auf das Studium orientalischer Sprachen verlegte. In kürzester Zeit erlernte er außer Hebräisch auch Sanskrit, Arabisch und Persisch. Nur widerwillig stimmte sein Vater 1843 dem Wechsel zu. In einem Brief warnte sein Vater ihn: „Ein Philolog ist ein elender Lump, zumal wenn er wirklich einer ist. An dieses Studium Geld zu wenden, verlohnt sich nicht. ... Ganz anders steht es doch um einen Dorfpfarrer, wenn er seine Gemeinde erbaut und ihre Herzen erweicht.”

Schleicher war der erste Linguist, der sich ernsthaft der Rekonstruktion der indogermanischen Ursprache verschrieb. Schleichers Forderung geht über die Erfassung der ältesten Sprachstufe hinaus auf die Erschließung der allen gemeinsamen Urform, sodass bei ihm nicht mehr das Sanskrit der Endpunkt ist, sondern das Indogermanische als Ursprache vor der Trennung in die Einzelsprachen. Dabei verfasste er sogar eine kurze Fabel in dieser rekonstruierten indogermanischen Ursprache.

Weitere Infos:      

Die Indogermanische Fabel ist ein 1868 von August Schleicher verfasster kurzer Text, den er als Fabel in der rekonstruierten Ursprache Indogermanisch verstanden wissen wollte. Schleicher wollte mit diesem Text nicht nur einzelne rekonstruierte Wortformen, sondern auch deren syntaktische Verbindung im Satz zeigen.

Avis akvāsas ka
Avis, jasmin varnā na ā ast, dadarka akvams, tam, vāgham garum vaghantam, tam, bhāram magham, tam, manum āku bharantam. Avis akvabhjams ā vavakat: kard aghnutai mai vidanti manum akvams agantam. Akvāsas ā vavakant: krudhi avai, kard aghnutai vividvant-svas: manus patis varnām avisāms karnauti svabhjam gharmam vastram avibhjams ka varnā na asti. Tat kukruvants avis agram ā bhugat.

Das Schaf und die Pferde
Ein Schaf, das keine Wolle mehr hatte, sah Pferde, eines einen schweren Wagen fahrend, eines eine große Last, eines einen Menschen schnell tragend. Das Schaf sprach: Das Herz wird mir eng, wenn ich sehe, dass der Mensch die Pferde antreibt. Die Pferde sprachen: Höre Schaf, das Herz wird uns eng, weil wir gesehen haben: Der Mensch, der Herr, macht die Wolle der Schafe zu einem warmen Kleid für sich und die Schafe haben keine Wolle mehr. Als es dies gehört hatte, floh das Schaf auf das Feld.

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