Erlangen, 20. Februar 2013
– Zum morgigen Internationalen Tag der Muttersprache wirbt die DEUTSCHE
SPRACHWELT für mehr Toleranz und Freiheit im Sprachgebrauch. Die politisch
begründete Sprachreinigung, wie sie neuerdings wieder stärker betrieben
werde, sei daher abzulehnen. „Nicht politische Korrektheit, sondern
größtmögliche Verständlichkeit muß das oberste Ziel der Sprachpflege sein“,
erklärte der Chefredakteur der Sprachzeitung, Thomas Paulwitz. Außerdem
dürfe die kulturelle Tradition nicht verleugnet werden: „Wenn wir nicht
aufpassen, wird es der deutschen Sprache so ergehen wie den zehn kleinen
Negerlein.“
Unsinnig sei es etwa, Wörter wie
Neger, Zigeuner und Eskimo aus Kinderbuchklassikern zu verbannen. Auch die
„geschlechtergerechte Sprache“, die staatliche Behörden im Zuge des
sogenannten „Gender Mainstreamings“ anwenden, verhunze die deutsche
Sprache; etwa wenn der Beamte zur „verbeamteten Dienstkraft“ und der
Lehrer zur „Lehrperson“ werde. Selbstverständlich sei es ein Gebot der
Höflichkeit und des Anstands, jeden möglichst so anzureden, wie es ihm
gebührt, und niemanden zu beleidigen. Das bedeute jedoch nicht, daß der
Allgemeinheit politisch korrekter Sprachgebrauch vorgeschrieben werden
dürfe. Allein wegen seiner Wortwahl dürfe niemand ausgegrenzt werden. Es
sei wichtiger, sich mit den dahinterstehenden Gedanken auseinanderzusetzen.
Das Verbot bestimmter Wörter
schränke sowohl die Ausdrucksmöglichkeiten als auch die Redefreiheit ein.
Die Wörterverbote in den Kinderbuchklassikern hätten auch für alle neu
entstehenden Kinderbücher schlimme Folgen: „Verfasser nämlich, die
bewußt oder unbewußt eine Schere im Kopf benutzen, um einem politisch
korrekten Weltbild zu entsprechen, achten eher darauf, nicht anzuecken, als
Texte zu schaffen, welche die Phantasie der Kinder anregen und ihnen
ermöglichen, eine eigene Sicht auf die Welt zu entwickeln.“
Sprachpflege setzt sich dafür ein,
daß sich die Menschen untereinander möglichst gut verstehen und daß sie
Probleme klar benennen können, ohne daß sie fürchten müssen, für ihre
Wortwahl geächtet zu werden. Sprachliche Bevormundung könnte die
Hemmschwelle für weitere Sprachmanipulationen und Zensurversuche senken.