Der
Brünner Todesmarsch
begann am 31. Mai 1945,
einem Fronleichnamstag, in Brünn.
Am 30. Mai erging eine Verlautbarung des tschechischen Landes-Nationalausschusses
in Brünn. Darin wurden alle Deutschen aufgefordert, sich binnen weniger Stunden, nur
versehen mit dem, was sie tragen könnten, an bestimmten Sammelplätzen einzufinden. Nachdem die meisten die Nacht
stehend verbracht hatten, wurden die Menschen erst von „Partisanen“ von allem befreit,
was diesen wertvoll erschien, sodann aber in Marschkolonnen zusammengestellt und in
Richtung österreichische Grenze getrieben. Dieser endlose Zug, zu dem auch noch die
Einwohner fast aller deutschen Dörfer südlich von Brünn dazugetrieben wurden, bestand
hauptsächlich aus Frauen (auch schwangeren), Kindern (auch Säuglinge und Kleinkinder)
und alten Menschen. Denn deutsche Männer, die als arbeitsfähig bezeichnet wurden –
die meisten befanden sich ohnehin noch in Kriegsgefangenschaft – wurden in
Zwangsarbeitslagern in und um Brünn festgehalten. Die überwiegend alten Menschen, aber
auch junge Frauen mit kleinen Kindern, wurden durch die begleitenden „Roten Gardisten“
geschlagen, ihrer Habe beraubt, vergewaltigt, hilflos zurückgelassen und willkürlich
getötet. Viele Opfer verließen bereits nach kurzer Zeit die Kräfte. Sie
warfen als erstes ihr karges Eigentum weg, wurden, wenn sie zu Boden fielen, brutal mit
Kolbenhieben traktiert oder blieben einfach im Straßengraben liegen. Man hörte oft
Gewehrschüsse, wagte aber nicht, sich umzudrehen, weil dies ebenso wie Sprechen mit
brutalen Schlägen geahndet wurde. Viele Menschen starben vor Erschöpfung am Straßenrand. Sie verdursteten, da ihnen trotz
der großen Hitze Wasser verweigert wurde, oder erhielten einen „Gnadenschuß“.
Die sich weiter schleppen konnten, erreichten nach einem fürchterlichen Gewitter, durchnässt,
müde, durstig und hungrig das südmährische Städtchen Pohrlitz, wo in Scheunen und
Fabrikhallen Schutz und Übernachtungsmöglichkeit gesucht wurde.
Viele konnten wegen Gewalttätigkeiten, Schwäche, Stress und ausbrechenden Krankheiten nicht mehr weiter. So erlangte die Ortschaft Pohrlitz eine
traurige Berühmtheit. In den Feldern um diesen Ort sind in Massengräbern Hunderte von
Toten, zumeist namenlos, verscharrt worden. Nur wenigen gelang es am nächsten Tag, über die rettende österreichische
Grenze bei Drassenhofen zu entkommen. Und auch die Straße nach Wien ist gesäumt von Hunderten
von Gräbern derer, die ihr Leben hier am Wegesrand lassen mussten.
Insgesamt wurden auf diese Weise etwa 25.000 Deutsche aus ihrer Heimatstadt
Brünn vertrieben. Die Zahl derjenigen, die den Todesmarsch, nicht überlebten,
belief sich auf etwa 10.000.
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