Käthe Kruse
* 17. September 1883 in Breslau
† 19. Juli 1968 in Murnau am Staffelsee
Deutsche Puppenmacherin.
Käthe Kruse
wurde als Katharina Simon in Breslau geboren. Ihre Kinder- und Jugendjahre verbrachte sie in eher armen Verhältnissen. Die Mutter arbeitete als Näherin und versuchte, für sich und ihre Tochter den Lebensunterhalt zu verdienen. Der Vater war bis zu seinem Tod mit einer anderen Frau verheiratet, kümmerte sich aber so viel wie möglich um seine Tochter.
Für das junge Mädchen waren die schönsten Abwechslungen die Theaterbesuche mit ihrer Tante. Und so reifte schon früh der Entschluss heran, Schauspielerin zu werden. Nach ihrem Schulabschluss 1899 nahm sie Schauspielunterricht und bereits ein Jahr später bekam sie, gerade 17 Jahre alt, ihr erstes Engagement in Berlin. Wenige Monate später debütierte sie im Berliner Lessingtheater.
Unter dem Künstlernamen 'Hedda Somin' verbrachte sie die folgenden Monate auf den
Brettern, die die Welt bedeuten. Bald war es ihr finanziell möglich, die Mutter nach Berlin nachzuholen. Neben dem Rollenstudium, Proben und Aufführungen lernte sie Italienisch.
In dieser Zeit lernte sie den berühmten Bildhauer Max Kruse
kennen, der zur damaligen Berliner Künstlerelite gehörte. Nach wenigen Tagen waren die beiden ein Paar und 1902 kam das erste Kind zur Welt. An Heirat dachten beide zunächst
nicht.
Als das zweite Kind unterwegs war, zog die junge Mutter nach Ascona in die Toskana und später ins Tessin, während der Vater die meiste Zeit in Berlin verbrachte. Käthe begann zu
malen. Die Idee mit den Puppen war durch den Wusch der älteren Töchter nach Puppen aufgekommen. Vater Max, der sich in Berlin aufhielt, wurde beauftragt, Puppen zu besorgen. Der Künstler und einfühlsame Vater erklärte nach aufwendigen Bemühungen, dass die handelsüblichen Puppen nichts taugten und für seine Töchter nicht in Frage kämen. Also begann Käthe Kruse, selbst Puppen für ihre Töchter anzufertigen.
Käthe Kruses erste Puppe bestand aus einer Kartoffel - für den Kopf - und einem größeren viereckigen Stoffstück, dessen vier Zipfel jeweils die Arme und Beine darstellen sollten. Das innere des Stoffstücks füllte sie mit Sand und so entstand ein sich weich anfühlender, anschmiegsamer Puppenköper, an den sich die Wange eines Kindes leicht anschmiegen konnte.
Im Jahr 1910 entschloss sich das Paar doch zu heiraten. Anschließend verbrachten die Eltern den Sommer mit ihren in der Zwischenzeit drei Töchtern auf Hiddensee. Im Herbst kehrten sie alle in das Künstlerhaus in der Berliner Fasanenstraße zurück, wo die Familie eine Wohnung bezog.
Es hatte sich herumgesprochen, dass die junge Frau des berühmten Bildhauers für ihre Kinder Puppen herstellte, die zudem den pädagogischen Ansprüchen der Zeit, nämlich nicht mehr hartem Gegenstand, sondern Kinderebenbild, entsprachen. Das Warenhaus Tietz
veranstaltete eine Weihnachtsausstellung und Käthe Kruse wurde gebeten, dafür Puppen beizusteuern. Sie hatte in ihre Puppen nicht nur ihre eigenen Intentionen eingebracht, es war auch der Geist der Reformzeit jener Jahre, der sie beeinflusste. Auch Max Kruse hatte bei der Gestaltung mitgewirkt, indem er sich als Bildhauer besonders mit den Gesichtsformen befasste. Käthe Kruses Puppen waren eine Sensation in Berlin. Berliner Familien kamen ins Haus und wollten Käthe-Kruse-Puppen haben. Sie schloss einen Vertrag mit einer etablierten Firma, deren untaugliche Produkte die Gestalterin aber zum Ausstieg aus dem Geschäft veranlasste. Den Ausschlag für die eigene Firma gab eine Bestellung von 150 Puppen aus den USA. Das Wohnzimmer wurde Werkstatt und Vater Kruse brummte "nennste det Liebe"?
Zwei Aufträge aus Amerika, einer über 150 Stück, der andere kurze Zeit später über 500 Puppen, erforderten eine eigene Werkstatt mit Angestellten. Die Familie zog von Berlin nach Bad Kösen
um, wo in Zukunft die bald weltberühmten Puppen in Handarbeit hergestellt wurden und ihren Siegeszug antraten.
Doch die Einzigartigkeit war in Gefahr. Die damals übliche Art, Produkte zu kopieren, blühte auch den Käthe-Kruse-Puppen. Doch "ihre Mutter" war eine Kämpferin und 1925 gewann sie, zum Entsetzen der Spielzeugindustrie, den Prozess um die Urheberschaft ihrer Puppen. Der Betrieb wurde immer größer und so wurden auch die in der Zwischenzeit sieben Kinder der Familie Kruse in die Produktion oder den Haushalt mit eingespannt. Ein weiterer Höhepunkt in ihrem Schaffen war die Teilnahme an der Pariser Weltausstellung 1937. Während des Krieges wurde es schwieriger, die Puppen in Deutschland abzusetzen, doch der Markt außerhalb Deutschlands und vor allem in Übersee boomte weiter.
Nach dem Krieg war die Puppenproduktion in der sowjetisch besetzten Zone kaum mehr möglich, und so gründeten zwei von Käthes Söhnen Fabriken in Bad Pyrmont und Donauwörth. Die von Käthe Kruse selbst entworfenen Modelle blieben erhalten, und immer noch waren die Puppen handgearbeitet. Doch ihre Erfinderin war aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an der Produktion beteiligt. Zusammen mit ihrer ältesten Tochter zog sie 1951 nach Murnau in Bayern, wo sie am 19. Juli 1968 starb.
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