Fürst Guido Henckel von Donnersmarck
* 10. August 1830 in Breslau
† 19. Dezember 1916 in Berlin
Deutscher Unternehmer aus Neudeck/OSchl.
Als Sohn des Grafen Carl Lazarus Henckel von Donnersmarck
und Julie Gräfin von Bohlen
war er ein Spross des alten Adelsgeschlechts der Henckel von Donnersmarcks
, der
Tarnowitz-Neudecker Linie. Die Familie war seit 1629 in Neudeck
in Oberschlesien ansässig und besaß ausgedehnten Grundbesitz in Osteuropa. Außerdem hatte schon sein Vater zahlreiche Industriebetriebe, insbesondere Bergwerke und Eisenhütten gegründet. Oberschlesien entwickelte sich zu dieser Zeit zu einer bedeutenden Bergbauregion.
Diese unzähligen Besitztümer übergab ihm 1848, dem Todesjahr seines Bruders, sein Vater im Wege der vorweggenommenen Erbfolge. Zu dieser Zeit wurden in den Bergwerken der Familie 21.000 Tonnen Steinkohle pro Jahr gefördert, mit der Gründung und Übernahme neuer Bergwerke und Erweiterung der alten erreichten Donnersmarcks Firmen in den nächsten Jahren 2,5 Millionen Tonnen.
In den Jahren 1853 bis 1857 ließ Donnersmarck die nach ihm benannte Donnersmarckhütte
in Zabrze (später Hindenburg)
errichten, zu der neben anderen Sozialbauten ein Kasino gehörte. Donnersmarck war 1853 Mitbegründer und Aufsichtsratsvorsitzender der Schlesischen Aktiengesellschaft für Bergbau und Zinkhüttenbetriebe in
Lipine , der ersten schlesischen Aktiengesellschaft. Im Laufe der Jahre vergrößerte er noch den Landbesitz seiner Familie und ließ einen Holzkohlehochofen und eine Gießerei erbauen. Er besaß um die 27.500 ha Land, die sich vor allem in Oberschlesien aber auch in Galizien und im russisch
regierten Polen befanden. 1863 investierte Donnersmarck sogar in Russland und kaufte dort Bergwerke. 1868 ließ er
in Mährisch-Ostrau
das Zinkwalzwerk Donnersmarckhütte bauen.
Im selben Jahr begann er auf dem Familiengut in Neudeck mit dem Bau eines zweiten großen Schlosses, das 1875 fertiggestellt wurde. Die als Oberschlesisches Versailles bezeichnete Residenz wurde zu seinem Hauptsitz, dort hatte er schon früher das Alte Schloss, sowie den Park umgestalten lassen. Donnersmarck besaß damit eine der größten Schloss- und Parkanlagen im Deutschen Reich, an der er namhafte Künstler
engagierte.
Sein politisches Geschick demonstrierte er 1871 bei den Friedensverhandlungen mit Frankreich nach dem Deutsch-Französischen Krieg, als er höhere französische Reparationszahlungen von 5 Milliarden Franc in Gold durchsetzte. Dafür erhielt er nach dem Krieg den Posten des Gouverneurs von Metz. Doch auch in Schlesien war er im Kreistag
Tarnowitz , mit einem Mandat im Schlesischen Provinzialtag und einem erblichen Sitz im Preußischen Herrenhaus politisch aktiv. Er erhielt die höchste preußische Auszeichnung, den Schwarzen
Adlerorden . Außerdem verband ihn mit dem Reichskanzler Otto von Bismarck
eine lange Freundschaft. Um den großflächigen Waldbesitz zu nutzen, errichtete er 1883 eine Zellulosefabrik an der Bahnlinie Breslau-Kreuzburg, weitere Anlagen dieser Art folgten. Er ließ später aus der Zellulose Kunstseide herstellen, nachdem er seine Fabriken in den 1890ern zu einer Gesellschaft zusammengelegt hatte.
Im Oktober 1871 heiratete Donnersmarck in Paris die elf Jahre ältere, in einem Moskauer Ghetto geborene, unter bescheidenen Verhältnissen aufgewachsene, zweimal geschiedene Webertochter Pauline Therese
Lachmann . Der Nachwelt wurde sie als berühmteste Kurtisane ihrer Zeit
bekannt (Bild unten links). Nachdem Donnersmarck seiner Frau ein Hôtel an der Avenue des Champs-Élysées erbauen ließ (Hôtel de la Païva) und für sie das Schloss Pontchartrain in Jouars-Pontchartrain erwarb, wurden beide im Jahre 1878 unter dem Verdacht der Spionage aus Frankreich ausgewiesen.
Seine Frau starb 1884. Die Ehe war kinderlos geblieben. 1885 bekam Donnersmarck einen
unehelichen Sohn: Odo Deodatus .
1887 heiratete Donnersmarck die über 30 Jahre jüngere Katharina Slepzow , die ebenfalls aus Russland
stammte (Bild unten rechts). Mit ihr hatte er zwei Söhne :
Guido und Kraft. 1896 kaufte er Ländereien in der Zips
und ein Jahr später Bergwerke in Schweden und in Bendzin . Er investierte auch im Ruhrgebiet, Frankreich und sogar auf Sardinien.
Donnersmarck war auf das Wohlergehen seiner Arbeiter und Angestellten bedacht:
Er errichtete 1898 eine Stiftung, die er mit einem Startkapital von 1,5 Millionen Mark ausstattete. Außerdem gewährte er im Laufe der Zeit zum Bau
von Kirchen in zahlreichen schlesischen Gemeinden finanzielle Unterstützung.
1901 wurde Donnersmarck von Kaiser Wilhelm II.
in den Fürstenstand erhoben. Der Kaiser war oft auf Donnersmarcks Schloss
Neudeck Jagd-Gast. Donnersmarck, einer der reichsten Männer Deutschlands, gab ihm auch oft Kredite.
1914, zu Beginn des Ersten Weltkriegs, wurde Donnersmarcks Vermögen auf 250 Millionen Mark geschätzt.
Er finanzierte die Errichtung und Unterhaltung eines Kriegslazaretts in Berlin-Frohnau und stattete es mit 1000 Morgen Land aus. Später wurde daraus die Fürst-Donnersmarck-Stiftung
. In seinem Todesjahr 1916 erhöhte er
deren Kapital auf 4 Millionen Mark. Er starb in Berlin und wurde im neuen Mausoleum in Neudeck bestattet.
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