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Samstag, 24. August 2013

Gründung der 'Fruchtbringenden Gesellschaft' 

am 24. August 1617

in Weimar.

 

Die 'Fruchtbringende Gesellschaft' oder 'Der Palmenorden' hieß die literarische Gesellschaft, die anlässlich der Beerdigungsfeierlichkeiten der Herzogin Dorothea Maria von Sachsen-Weimar , der Schwester von Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen , die beim Reiten tödlich verunglückt war, im Jahr 1617 auf Schloss Hornburg zu Weimar - später Wilhelmsburg genannt - gestiftet wurde. Um den Mitgliedern Rückhalt zu bieten, sollte stets ein Fürst das Amt des Oberhaupts innehaben, und so gelangte Ludwig von Anhalt als erster in diese Position. Das Oberhaupt der Gesellschaft wurde auf Lebenszeit gewählt und dessen Hof galt als Amtssitz. Die Gesellschaft wurde nach dem Rate des vielgereisten geheimen Rates und Hofmarschalls Kaspar von Teutleben in Nachahmung italienischer Akademien errichtet, dessen Vorschlag dahin ging, »auch in Deutschland eine solche Gesellschaft zu erwecken, darin man gut rein Teutsch zu reden, zu schreiben sich befleißige und dasjenige thäte, was zur Erhebung der Muttersprache dienlich wäre.« 

 

Die Gesellschaft nannte sich die 'fruchtbringende', weil jedes Mitglied »überall Frucht zu schaffen geflissen sein sollte«. Ihre Devise war: »Alles zu Nutzen.« Jedes Mitglied hatte außer seinem beziehungsreichen Namen sich auch eine emblematische Blume, eine Frucht, einen Baum oder ein Kraut zu wählen, das an den Wahlspruch »Alles zu Nutzen« erinnerte. Die Mitglieder der Gesellschaft sollten sich, »wes Standes oder welcher Religion sie auch wären, ehrbar, verständig und weise, tugendhaft und höflich, nützlich und ergötzlich, leutselig und mäßig überall erweisen, rühmlich und ehrlich handeln, bei Zusammenkünften sich gütig, fröhlich und vertraulich, in Worten, Gebärden und Werken treulich erweisen, keiner dem andern ein widrig Wort übel aufnehmen, auch sich aller unziemenden Reden und groben Scherze enthalten. Dann aber sollte den Gesellschaftern vor allen Dingen obliegen, unsere hochgeehrte Muttersprache in ihrem gründlichen Wesen und rechten Verstande, ohne Einmischung fremder, ausländischer Flickwörter, sowohl im Reden, Schreiben, Gedichten aufs allerzierlichste und deutlichste zu erhalten und auszuüben, auch möglichst zu verhüten, dass diesem in keinem Falle möge zuwider gehandelt, vielmehr gehorsamlich nachgelebt werde«.

 

Gründungsmitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft waren:
1. Johann Ernst der Jüngere Herzog zu Sachsen-Weimar

2. Friedrich Herzog zu Sachsen-Weimar

3. Wilhelm Herzog zu Sachsen-Weimar

4. Ludwig Fürst zu Anhalt
und sein Sohn Ludwig der Jüngere
5. Johann-Casimir Fürst zu Anhalt-Dessau

6. Diederich von dem Werder, Obrist

7. Friedrich von Cospoth, Fürstlich Sächsisch-Weimarischer Kammerrat

8. Kaspar von Teutleben, Fürstlich Sächsische-Weimarischer Hofmeister
9.
die beiden anhaltischen Edelleute Christoph und Bernhard von Krosigk 

 

Die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft bemühten sich besonders, französische und italienische Gedichte ins Deutsche zu übersetzen und Ringelrennen und dergleichen Hoffeste mit ihren deutschen Produktionen zu zieren. Ein besonders fleißiger Dichter war in dieser Beziehung der im Jahr 1620 dem Orden beigetretene Diederich von dem Werder, der Ariosts Rasenden Roland übersetzte. Als das zweihunderste Mitglied wurde Martin Opitz unter dem Namen des »Gekrönten« und mit dem Emblem eines breitblätterigen Lorbeerbaumes aufgenommen. Die Kommunikation innerhalb der Gesellschaft erfolgte in der Regel durch Austausch von Briefen. Es sind nur wenige Tagungen von Mitgliedern belegt, die gelegentlich im kleinen Kreis von 10 bis 15 Personen stattfanden. Den Briefen beigefügt war häufig ein Buch, ein eigenes Werk oder das eines Kollegen, das man für empfehlenswert hielt.

 

Der erste Sitz der Gesellschaft von 1617 bis 1650 wurde Fürst Ludwigs Residenz in Köthen. Viele Mitglieder übten das Recht aus, neue Mitglieder vorzuschlagen, doch nur dem Oberhaupt war es erlaubt, diese aufzunehmen. Zum überwiegenden Teil kamen sie aus dem Adel, doch waren auch Nicht-Adlige zugelassen. Gerade Fürst Ludwig wollte eine Gesellschaft ohne Standesunterschiede. Die Verwendung der Gesellschaftsnamen ohne Titel sollte die Stände nivellieren. Dass sich unter den 890 Mitgliedern nur zwei evangelische Theologen befanden, kann daran liegen, dass in der Fruchtbringenden Gesellschaft keine Religionsstreitigkeiten gewünscht waren.

Die Fruchtbringende Gesellschaft wuchs schnell und ständig, obwohl allein ihr Oberhaupt neue Mitglieder aufnehmen konnte. Den Höhepunkt erreichte sie bei Fürst Ludwigs Tod 1650. Danach kam die Leitung der Gesellschaft nach Weimar, wo Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar das neue Oberhaupt der Gesellschaft wurde; denn das Oberhaupt musste nach den Ordensgesetzen ein Fürst sein. Schon wenige Jahre später begann der Niedergang durch die Ausrichtung zu einem repräsentativen, rein höfischen Ritterorden. Als am 4. Juni 1680 das dritte Oberhaupt Herzog August von Sachsen-Weißenfels starb, war man sich schnell einig, kein weiteres Oberhaupt mehr zu wählen. Da aber nur dieses das Recht hatte, neue Mitglieder aufzunehmen, starb die Fruchtbringende Gesellschaft nun langsam aus. Bis ins frühe 18. Jahrhundert lebten noch verschiedene Mitglieder. Die Fruchtbringende Gesellschaft war die bedeutendste deutsche Sprachgesellschaft und hatte zu ihrer Glanzzeit 890 Mitglieder.

 

2007 wurde die Fruchtbringende Gesellschaft wiederbelebt, die jetzt unter dem Namen Neue Fruchtbringende Gesellschaft bekannt ist .

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Weitere Infos:   

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Zweck der Gründung

  war, bei dem bluttriefenden Kriegsjammer unsre edle Muttersprache, welche durch fremdes Wortgepränge wässerig und versalzen worden, hinwieder in ihre uralte gewöhnliche und angeborne deutsche Reinigkeit, Zierde und Aufnahme einzuführen, einträchtig fortzusetzen und von dem fremd drückenden Sprachenjoch zu befreien. 
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