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Freitag, 13. September 2013

Michel de Montaigne

* 28. Februar 1533 Schloss Montaigne im Périgord
† 13. September 1592 ebenda

Französischer Politiker, Philosoph und Essayist.

 

Montaigne wurde als Michel Eyquem auf Schloss Montaigne geboren, das sein Urgroßvater 1477 samt der dazugehörigen Grundherrschaft gekauft hatte. Michel war das Älteste von vier ins Erwachsenenalter gelangten Kindern. Sein Vater bekleidete mehrfach hohe Ämter in der Stadt Bordeaux und war dort 1554 Bürgermeister. Das Lateinische wurde fast zur Muttersprache Montaignes. 1539 bis 1546 besuchte er das 'Collège de Guyenne' in Bordeaux. Während der Jahre 1546 bis 1554 studierte er Recht, vermutlich in Toulouse und auch in Paris.

1554, mit 21 Jahren, erhielt Montaigne das Amt eines Gerichtsrats am Steuergericht in Périgueux
. Im selben Jahr begleitete er seinen soeben zum Bürgermeister gewählten Vater zu Verhandlungen mit dem französischen König nach Paris. 1557 bekam Montaigne einen Gerichtsratsposten in Bordeaux. In dieser Eigenschaft reiste er 1559, 1560 und 1562 nach Paris, wobei es vor allem um die Frage der Unterdrückung oder Duldung der im französischen Südwesten stark verbreiteten Hugenotten ging. Montaigne musste sich, zusammen mit anderen Richtern, feierlich zum Katholizismus bekennen.

1565 heiratete er die Tochter eines Richterkollegen. Beim Tod seines Vaters 1568 erbte er den Hauptteil von dessen Besitz. Darunter waren insbesondere das Gut und Schloss Montaigne, nach dem er sich hinfort ausschließlich benannte. 1569 beendete er eine Übersetzung der 'Theologia naturalis' des Toulouser Theologen und Mediziners Raimond Sebond . Das Buch der Natur hat – im Vergleich zur Heiligen Schrift – für Sebond den Vorzug, dass es in der Auslegung von niemandem verfälscht werden könne. Zugleich mit dieser Übersetzung gab Montaigne in Paris eine Sammlung von französischen und lateinischen Gedichten seines Freundes La Boétie in Druck.

1571, mit 38 Jahren, gab Montaigne sein Richteramt auf und zog sich auf sein Schloss zurück. Mit der Rolle des Landedelmanns vertrug es sich durchaus, zu lesen und literarisch zu arbeiten. Seine Privatbibliothek  umfasste etwa 1000 Bände. Er begann, markante Sätze aus klassischen, Autoren aufzuschreiben und zum Ausgangspunkt eigener Überlegungen zu machen. Diese Überlegungen sah er als Versuche (französisch essais) an, der Natur des Menschen auf den Grund zu kommen. Später wurde der Begriff essai zum Namen einer neuen literarischen Gattung.

Nach den Hugenotten-Massakern der Bartholomäusnacht im August 1572 schloss er sich der königlichen Armee und damit dem katholischen Lager an, versuchte jedoch, zur Versöhnung der Konfessionen beizutragen. Dank einer kurzen Friedensphase schloss Montaigne 1579 Buch I der Essais ab und verfasste Buch II. Die beiden Bände erschienen 1580 in Bordeaux und waren so erfolgreich, dass sie schon 1582 und nochmals 1587 leicht erweitert nachgedruckt wurden.

Da er seit 1577 unter Nierenkoliken litt, ging Montaigne 1580 trotz der wieder ausgebrochenen Kriegshandlungen auf eine Bäder-Reise, von der er sich Linderung erhoffte. Die Reise führte ihn über Paris in etliche französische und deutsche Bäder. Die Fahrt wurde als Bildungsreise fortgesetzt und ging über Lindau, Augsburg, Innsbruck sowie mehrere italienische Städte und Stadtstaaten (Verona, Venedig, Ferrara, Florenz, Siena) bis nach Rom. In Rom blieb er mehrere Monate. Er wurde vom Papst empfangen und ließ die Essais von der päpstlichen Zensur genehmigen. Die zu Pferde unternommene Reise, auf der ihn mehrere Diener und zum Teil einige Edelleute begleiteten, beschrieb er in einem Tagebuch, das er jedoch nicht veröffentlichte (das Manuskript wurde erst 1770 wiedergefunden und 1774 gedruckt). 

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Im Herbst 1581 erhielt er die Nachricht, dass er für eine Zwei-Jahres-Periode zum Bürgermeister von Bordeaux gewählt worden war. Nach seiner Heimkehr Ende November 1581 übte er dies Amt für zwei und anschließend nochmals zwei Jahre aus. Hierbei war er darum bemüht, zwischen Protestanten und Katholiken zu vermitteln. Nach dem Ende seiner Zeit als Bürgermeister im Spätsommer 1585 zog er sich wieder in seine Bibliothek im Schlossturm von Montaigne zurück, um neue Erkenntnisse in den Essais zu verarbeiten, die er um einen dritten Band vermehrte. Im Juni 1588 erschien die Neuausgabe der Essais im Druck.

In den nachfolgenden Jahren überarbeitete und vermehrte er unablässig weiter die Essais. 1590 erlebte er die Heirat seiner einzigen ins Erwachsenenalter gelangten Tochter und 1591 die Geburt einer Enkelin. Montaigne starb plötzlich, während einer Messe in der Schlosskapelle. 1595 wurde postum in Paris eine Neuausgabe der Essais veröffentlicht. Grundlage war die Abschrift eines hinterlassenen Manuskripts. Diese Ausgabe wurde immer wieder nachgedruckt. Das Schlösschen Montaigne wurde im 19. Jahrhundert durch einen Brand zum größten Teil zerstört und im Stil der Zeit renoviert. Nur der Turm, in dem Montaignes Bibliothek und Arbeitszimmer war, ist original erhalten und kann besichtigt werden.

In seinen Essais setzten sich der Freidenker Montaigne mit einer Vielzahl von Themen auseinander: Literatur, Philosophie, Sittlichkeit, Erziehung usw. Er hielt wahre geistige Freundschaft nur unter Männern für möglich; von der Liebe behauptete er, sie lege dem Mann Fesseln an. Seine vorurteilsfreie Menschenbetrachtung und sein liberales Denken leiteten die Tradition der französischen Moralisten der Aufklärung ein und beeinflussten weltweit zahlreiche Philosophen und Schriftsteller nach ihm.

                                                        

                                                                                             Weitere Infos:  

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Zitate

Die Dummheit ist eine böse Eigenschaft. Aber sie nicht ertragen können, sich darüber aufregen und ärgern, ist eine Krankheit anderer Art, die der Dummheit nichts nachgibt und die gerade so unleidlich ist.

Nichts wird so fest geglaubt, wie das, was am wenigsten bekannt ist.

Nur die Dummen haben sofort eine Überzeugung fertig.

Jedem kann es passieren, dass er einmal Unsinn redet; schlimm wird es erst, wenn es feierlich wird.

Jeder redet mal Unsinn. Ein Unglück ist nur, es dauernd zu tun.

Die Welt besteht aus lauter Geschwätz,
jeder Mensch redet eher zu viel als zu wenig.

Wir bringen unsere Dummheiten zu hohen Ehren, wenn wir sie in Druck geben.

Halsstarrigkeit und Verbohrtheit ist der sicherste Beweis von Dummheit. Gibt es ein Geschöpf, das so sicher, entschieden sich selbst vertrauend, feierlich und ernsthaft wäre wie der Esel?

Ich will in diesem Leben nur den Ruhm erwerben, dass ich es friedlich verbracht habe.

Da ich gegen außergewöhnliche Größen immer auf der Hut bin, habe ich gefunden, dass sie im Ganzen, Menschen wie andere sind.

Feigheit, die Mutter aller Grausamkeit.

Uns etwas verbieten heißt, uns danach lüstern machen.

Um seine Kinder braucht sich heutzutage niemand zu sorgen. Wenn sie zu nichts taugen, können sie noch immer in die Politik gehen.

Bei Krankheiten des Volkes kann man anfangs noch die Gesunden von den Kranken unterscheiden; dauern sie aber an, so empfindet sie aber bald der ganze Körper; kein Teil bleibt frei vom Verderben; denn es gibt keine Luft, die sich so gierig einsaugt, so verbreitet und alles durchdringt, wie die der Ehrlosigkeit.

Diejenigen, die einen Staat aus den Fugen heben, sind gewöhnlich die ersten, denen er auf den Kopf fällt.

Mit den Ehen ist es wie mit den Vogelbauern; die Vögel, die nicht darin sind, wollen mit aller Gewalt hinein, und die, welche darin sind, wieder heraus.
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