Schlacht bei Jena
und Auerstedt
am 14. Oktober 1806.
In
dieser Doppelschlacht erlitt die Preußische Armee eine schwere Niederlage gegen die französischen Truppen unter Napoleon
Bonaparte . Dieser schlug
mit seiner Hauptarmee die preußisch-sächsische Armeeabteilung Hohenlohe
bei Jena, während zur gleichen Zeit Marschall Davout
mit seinem Korps die ihm zahlenmäßig deutlich überlegene preußische Hauptarmee unter dem Herzog von Braunschweig
bei Auerstedt schlug
Vorgeschichte:
Nach dem Sieg über die verbündeten Heere Russlands und Österreichs in der Schlacht bei Austerlitz
am 2. Dezember 1805 diktierte Napoleon immer mehr die europäische Politik. In der Neuordnung Europas durch Napoleon wurden Bayern und Württemberg zu Königreichen aufgewertet, Baden, Hessen und Berg zu Großherzogtümern. Napoleon ließ seine Truppen in Mitteleuropa und in Italien stehen, um seine Politik mit militärischem Druck zu unterstreichen. Unter französischem Protektorat
wurde im Juli 1806 der Rheinbund
durch 16 deutsche Fürstentümer gegründet, die aus dem deutschen Reich austraten. Auf Napoleons Druck hin legte am 6. August 1806 Franz II.
die Kaiserwürde des Heiligen Römischen Reichs nieder. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hörte auf zu bestehen.
Um Preußens Neutralität im Konflikt mit England, Österreich und Russland zu erreichen,
hatte Napoleon Preußen das von ihm besetzte Kurfürstentum Hannover angeboten.
Der preußische Minister Haugwitz hatte am 15. Dezember 1805 in Schönbrunn, wo Napoleon residierte, einem Bündnisvertrag mit Frankreich
zugestimmt. Dieser sah die Übergabe der preußischen Markgrafschaft Ansbach an das mit Frankreich verbündete Bayern und
die Abtretung des Herzogtums Kleve an Frankreich vor. Preußen versuchte den Besitz
Hannovers nur als vorübergehende Verwaltung darzustellen, bis es Hannover in einem Friedensvertrag wirklich erhalten könne und wollte auch die Land-Abtretungen zurückgestellt
wissen.
Allerdings
hatte Napoleon Preußen mit Kriegsdrohungen am 15. Februar 1806 gezwungen,
Hannover mit voller Souveränität zu vereinnahmen und alle Häfen für englische Schiffe
zu sperren. Dies hatte zur Folge, dass England und Schweden Preußen den Krieg erklärten. Kurz danach
hatte Napoleon die zu Preußen gehörenden Abteien Essen, Werden und Elten und die Festung
Wesel annektiert. Als Preußen erfuhr, dass Frankreich England den Vorschlag gemacht hatte, Hannover wieder an das Vereinigte Königreich zurückzugeben, mobilisierte es sein Militär Anfang August.
Mit Ultimatum vom 26. August 1806 forderte Preußen, Napoleon solle seine Truppen bis zum 8. Oktober über den Rhein zurückführen.
Die preußische Armee hatte sich seit den Schlesischen Kriegen nicht wesentlich weiterentwickelt.
Sie war ein Heer alten Typs, in dem die Offiziere selten nach Leistung, sondern in der Regel nach ihrem Dienstalter befördert wurden.
Das napoleonische Heer hingegen war kriegserfahren und durch die vorangegangenen Siege hoch motiviert. Es bestand aus jährlich ausgehobenen
Wehrpflichtigen. Taktisch waren diese Truppen auf dem Stand ihrer Zeit. Ein
flexibles Bagage- und Verpflegungssystem machte das französische Heer beweglicher und schneller. Die Franzosen requirierten gegen Quittung vor Ort, die Preußen operierten mit einem Verpflegungsfuhrpark. Napoleons Soldaten konnten
somit deutlich höhere Marschgeschwindigkeiten erzielen.
Napoleon stieß mit seinen Truppen vom Main aus durch Thüringen auf die preußische Hauptstadt Berlin vor. Dadurch hoffte er, die preußische Armee zu einer Schlacht zwingen zu können und gleichzeitig die Sachsen von ihren Verbindungslinien abzuschneiden. Die verbündeten Preußen und Sachsen hatten sich westlich der Saale versammelt, um in der Lage zu sein, flexibel auf Napoleons Angriff
zu reagieren. Prinz Louis Ferdinand von Preußen
sollte mit seiner Vorhut den Saaleübergang bei Saalfeld decken. Am 10. Oktober wurde
sein Korps bei Saalfeld aufgerieben. Der Prinz fiel.
Am Tag zuvor waren bei Schleiz die französischen Truppen auf in der Nähe lagernde preußische und sächsische
Einheiten gestoßen und hatten diese zurückgeworfen. Die Armeekorps der preußischen Generale Fürst zu Hohenlohe
und Ernst von Rüchel
blieben bei Jena und Weimar stehen, um den Marsch der Hauptkräfte unter Führung des Herzogs von Braunschweig in Richtung auf die Saaleübergänge bei Naumburg zu decken.
Am 13. Oktober stieß Napoleon auf die preußischen Truppen bei Jena, die auf der Hochebene.
kampierten. Die ganze Nacht über ließ Napoleon Geschütze
hinaufschaffen. Als am nächsten Morgen, als der Kampf bei Jena begann, stand Napoleons Hauptarmee nur das Korps Hohenlohe gegenüber, während 22 km in nordöstlicher Richtung bei Hassenhausen das französische Korps Davout unvermutet auf die versammelte preußisch-sächsische Hauptarmee stieß.
Schlachtenverlauf: Die Schlacht bei Jena begann am 14. Oktober 1806 um etwa 6 Uhr
morgens mit überraschend starker französischer Artillerieunterstützung zur völligen Überraschung der Preußen.
Rund 53.000 Preußen (38.000 davon unter dem Befehl Hohenlohes und 15.000 unter dem Befehl Rüchels)
standen an die 95.900 französische Soldaten gegenüber. Die Truppen Hohenlohes
hielten eineinhalb Stunden lang ihre Stellung, während die französische Infanterie und Artillerie auf
sie feuerte, weil Hohenlohe glaubte, nicht ohne die Unterstützung Rüchels angreifen zu können, der von Weimar aus heraneilte.Die
preußisch-sächsische Frontlinie riss angesichts der starken Verluste durch den Dauerbeschuss ohne Deckung beim Angriff der immer stärker werdenden französischen Infanterie auseinander, woraufhin Hohenlohe den Rückzug
befahl, der aber zu einer panischen Flucht führte. Das Korps Rüchels, das gegen 13:00 Uhr auf dem Schlachtfeld eintraf, konnte noch einmal Schlimmeres abwenden, obwohl
es auch empfindliche Verluste erlitt. Rüchel selbst wurde schwer verwundet. Insgesamt wurden ca. 10.000 preußische und sächsische Soldaten getötet oder verwundet und weitere 10.000 gefangengenommen. Die Franzosen hingegen hatten nur etwa
7.500 Tote oder Verwundete zu verzeichnen.
15 Kilometer weiter nördlich kämpften unterdessen 27.300 Franzosen unter Marschall Davout gegen ca. 49.800 Preußen unter dem Herzog von
Braunschweig bei Auerstedt. Die preußische Kavallerie umfasste dort 8.800 Reiter, die französische hingegen nur
1.300. Außerdem verfügten die Preußen über 230, die Franzosen dagegen nur über 44 Kanonen. Allerdings waren die Befehlshaber beider Seiten über die gegnerische Stärke im Unklaren. Das Schlachtfeld war mit unerwartet dichtem Nebel verschleiert.
Französische Truppen eroberten das Dorf Hassenhausen, während preußische Truppenverbände um ca. 9:00 Uhr die Franzosen nördlich der Chaussee nach Kösen angriffen. Kurz danach wurde der Herzog von Braunschweig am Kopf getroffen, woraufhin er sein Augenlicht verlor. Da kein neuer Oberbefehlshaber ernannt wurde, gab es auf preußischer Seite keine einheitliche Kampfführung mehr.
Nach weiteren Kämpfen ordnete Preußens König Friedrich Wilhelm III.
am Nachmittag den Rückzug an. Er hatte erst gar nicht versucht, die stattlichen Reserven in die Kämpfe eingreifen zu
lassen. Der Rückzug verlief, anders als bei Jena, zunächst geordnet, wenn auch führerlos. Bald entstand ein heilloses Durcheinander mit den aus Richtung Jena nach Erfurt flüchtenden Truppen. 10.000 Preußen wurden getötet oder verwundet,
3.000 gerieten in Gefangenschaft. Die Franzosen hatten 7.420 Soldaten verloren.
Ursachen der preußisch-sächsischen Niederlage: Die Hauptursache ist in der Unentschlossenheit Friedrich Wilhelms III. und des Herzogs von Braunschweig zu sehen, die sich übervorsichtig und zaudernd gegenseitig die Verantwortung zuschoben und auf das Handeln des jeweils (aus eigener Sicht kompetenteren) anderen vertrauten. Demgegenüber sind die Rivalitäten der führenden Generäle
Hohenlohe und Rüchel zweitrangig. Die Schlacht musste nicht zwangsläufig
verloren gehen: Napoleon war ein hohes Risiko eingegangen, als er seine Truppen spätabends einen Geländesporn
auf engem Raum besetzen ließ. Ein entschlossener Angriff der preußisch-sächsischen Truppen hätte die zu diesem Zeitpunkt noch deutlich unterlegenen Franzosen wieder den Steilhang abwärts in das Straßengewirr von Jena gestürzt, wo nur unzureichende Rückzugsmöglichkeiten über zwei schmale Brücken über die Saale bestanden - die Katastrophe wäre wohl unvermeidlich gewesen.
Nachwirkungen: Auf dem Rückzug hatte man versucht, die französischen Truppen im Norden zu umgehen und ihnen den Weg nach Berlin zu verlegen. Das misslang, da die französischen Korps schneller nach Norden vorstoßen konnten. Ein großer Teil der Truppe desertierte.
Nur wenigen größeren Abteilungen gelangen geordnete Rückzüge, bei denen sich vor allem Blücher und Scharnhorst auszeichneten. König Friedrich Wilhelm III. entkam samt Familie nach Ostpreußen, und Napoleon zog am 27. Oktober als Sieger in Berlin ein.
In den Monaten Oktober und November kapitulierten die großen preußischen Festungen Erfurt, Spandau, Stettin, Küstrin, Magdeburg und Hameln kampflos.
Andere Festungen wehrten sich bis zur Erschöpfung aller Mittel gewehrt: Breslau, Brieg, Glogau, Danzig, Glatz und Neisse. Bei Friedensschluss befanden sich
nur noch Kolberg, Glatz, Graudenz, Silberberg, Kosel und Pillau in preußischer Hand.
Mit den verbliebenen Resten und den Reservetruppen setzte Preußen den Kampf östlich der Weichsel an der Seite der russischen Armee fort. Erst nach weiteren Schlachten wurde der Krieg
beendet. Als Napoleon am 21. Juni 1807 einen Waffenstillstand mit Russland schloss, hatte er – bis auf Großbritannien, Schweden und das Osmanische Reich – sämtliche europäische Staaten erobert oder mit Verträgen an sich gebunden. Nur wenige Wochen später kam es am 7. Juli zum Frieden von Tilsit
zwischen Frankreich und Russland, in dem festgelegt wurde, dass Preußen die Hälfte seines Staatsgebietes abtreten
musste.
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