Neue Masche
DORTMUND/KASSEL - Rund ein Jahr nach einer Serie von 50 Raubzügen auf fahrende Lastwagen auf NRW-Autobahnen hat eine Bande erneut zugeschlagen.
Diesmal raubten die Täter auf halsbrecherische Weise einen Lastwagen auf dem Weg von den Niederlanden nach
der Tschechei zwischen Dortmund und Kassel aus.
Der tschechische Fahrer entdeckte den geplünderten Laderaum Dienstag früh gegen fünf Uhr während einer Toilettenpause an der A44 kurz vor Kassel. Als er Stunden zuvor eine Pause an der Raststätte Lichtendorf an der A1 bei Dortmund gemacht hatte, war noch alles in Ordnung. Der Lastwagen hatte im videoüberwachten Bereich der Tankstelle gestanden. Wo genau die Täter dann auf der Autobahn zuschlugen,
ist nicht bekannt.
Die Polizei sucht bereits seit mehr als einem Jahr erfolglos nach den dreisten Räubern. Es könnten jetzt die gleichen Täter im Spiel sein, die bereits seit November 2012 in NRW zugeschlagen
hatten. Seit dem damaligen Winter war kein weiterer Fall bekannt geworden. Es geht um etwa 50 Fälle in
NRW. Die Räuber haben sich darauf spezialisiert, meist nachts und bei hoher Geschwindigkeit mitten auf der Autobahn die Lastwagen von internationalen Paketdiensten zu entern.
In dem neuesten Fall stahl die Bande iPhones und iPads im Wert von 70.000 Euro.
Die Täter hatten das Sicherungsschloss der Plane mit einem Bolzenschneider geknackt.
Schon 2008 hatte die Dortmunder Polizei eine auf diese Weise arbeitende Bande dingfest gemacht. Die Beamten hatten mit eigenen Augen beobachtet, wie die Ganoven im Dunkeln von hinten an einen Lastwagen heranfuhren und einer von ihnen über die Motorhaube des eigenen Autos dessen Ladetür erreichen konnte.
Die Methode: Die Männer fahren nachts mit einem Geländewagen hinter den
Lastwagen. Aus dem Seitenfenster oder durch das Schiebedach klettern Täter über die Motorhaube des fahrenden Wagens und gelangen so an die Rückfront des
Lkw. Sie brechen die Tür zum Laderaum auf oder knacken das Schloss der Plane. Dann reichen sie die Beute über die Motorhaube in den Wagen.
Die Aktion dauert in der Regel nur wenige Minuten und wird vom Lkw-Fahrer nicht bemerkt, weil der Wagen der Diebe im „Windschatten” des Lasters fährt.
Betroffen sind insbesondere zwei international agierende Paketdienste. Die Täter
haben vermutlich kein Insiderwissen. Sie müssen zunächst die Kartons aufreißen, um festzustellen, ob sich
der Raub lohne.
Vermutlich sind bei den Raubzügen drei Fahrzeuge unterwegs. Ein Auto setzt sich vor den Lastwagen und
bremst ihn aus. Ein zweites Fahrzeug fährt dicht hinter den Laster. Einer der Täter
steigt bei voller Fahrt durch ein Schiebedach auf die Motorhaube und flext dann Türen oder Rolltor des Lastwagens auf. Der Dieb
klettert dann auf die Ladefläche und wirft die Beute dem Komplizen im Auto zu. Ein drittes Täterfahrzeug
sichert die nur wenige Minuten dauernde Aktion ab.
ABCD
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