Wolfratshausen - KZ, NS, SA, SS: Diese Kürzel dürfen
in der BDR nicht auf Autokennzeichen erscheinen. Diese Buchstabenkombinationen
erinnern an heute tabuisierte Zeiten, zu groß ist die Gefahr, dass ein solches Nummernschild die
unangepasste Gesinnung seines Halters symbolisiert. Der 53-jährige Heinrich Hasch, Geschäftsführer der international tätigen
'Spedition und Brennstoffhandel Helmut Hasch' mit Sitz in Wolfratshausen hat kein Verständnis für das, was er auf der Wolfratshauser Kfz-Zulassungsstelle erlebt hat.
Hasch hat 30 Fahrzeuge mit dem Kennzeichen TÖL-HH und wollte ein weiteres Auto auf die Firma zulassen. Wie die anderen Fahrzeuge sollte auch der neue Sprinter das Kennzeichen TÖL-HH bekommen. „Seit 40 Jahren führt unsere Firma diese Initialen, seit 20 Jahren nutzen wir sie für unsere Flotte“, sagt Hasch. Das geschehe aus Gründen der Identitätsstiftung und habe praktische Gründe.
In der Zulassungsstelle habe man ihm höflich, aber unmissverständlich mitgeteilt, dass die Buchstabenkombination HH auf Anweisung des
BDR-Verkehrsministeriums nicht mehr ausgegeben werde. „Die Begründung war, dass das Kennzeichen mit der
deutschen Vergangenheit zu tun hat“, schildert Hasch seinen Besuch an der Gebhardtstraße. „Meine Fassungslosigkeit hat einige Sekunden angedauert, erinnert er sich. „So einen Schwachsinn habe ich lange nicht mehr gehört.“
Auch wenn Hasch kein Verständnis hat - formal haben die Mitarbeiter auf der Zulassungsstelle korrekt gehandelt. Das bestätigt Georg Fischhaber, Leiter der Verkehrsbehörde im Tölzer Landratsamt. Ihm zufolge gibt es eine Anweisung aus dem Bundesverkehrsministerium, die bereits vom 6. August 2010 datiert. Daraus geht hervor, dass
alle Buchstabenkombinationen, die NS-Symbole aufweisen, nicht auf Kfz-Kennzeichen erscheinen dürfen. Ermessensspielraum gebe es nicht. Neben den Kürzeln HJ, KZ, NS, SA und SS, die schon seit Jahrzehnten verboten sind, stehen seit vier Jahren
auch HH und AH auf dem Index. Die Weisung gilt nur für Neuzulassungen und Kennzeichen-Übernahmen. Bei der Ziffernfolge 88 - eine Abkürzung für „Heil Hitler“ - habe man mehr Freiheit. Fischhaber: „Hier gibt es nur die Bitte, mit Augenmaß zu entscheiden.“
Immer wieder komme es vor, dass BDR-Menschen entsprechende Initialen auf einem Kennzeichen
anbringen möchten. Dass das nicht geht, sei mitunter schwer vermittelbar, sagt Fischhaber.
Jemand wie Heinrich Hasch habe halt Pech.
Hasch hat eine E-Mail ans Ministerium geschrieben. Er fühle sich diskriminiert
und fordert eine Erklärung. „Was“, fragte er, „ist mit der Hansestadt Hamburg und ihrem Kennzeichen HH? Was ist mit den Vornamen Hermann, Josef, Adolf, Reinhard, Rudolf und Heinrich? Wollen Sie die ebenfalls verbieten?“
ABCD
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