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Montag,
24. Februar 2014
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Georg Christoph Lichtenberg
Lichtenberg war das 17. und jüngste Kind
eines Pfarrers. 1745 zog die Familie nach Darmstadt. Er litt sein ganzes Leben an einer zunehmenden
Wirbelsäulenverkrümmung, die nicht nur zu einem ausgeprägten Buckel und geringer Körpergröße führte, sondern auch das Atmen immer mehr erschwerte. Er erhielt bis zum zehnten Lebensjahr Privatunterricht in seinem Elternhaus, 1752 wechselte er in die Lateinschule „Darmstädter Pädagog“.
Für seinen Fleiß und Scharfsinn wurde er mehrfach ausgezeichnet. ABCD
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ABCD Zweifle an allem wenigstens einmal und wäre es auch der Satz: Zwei mal zwei ist vier! Ich habe mir zur unverbrüchlichen Regel gemacht, aus Respekt schlechterdings nichts zu glauben. Die gemeinsten Meinungen und was jeder für ausgemacht hält, verdient oft am meisten untersucht zu werden. Dinge zu bezweifeln, die ganz ohne weitere Untersuchung geglaubt werden, das ist die wichtigste Hauptsache allüberall. Die Entscheidung über Irrthum und Wahrheit muß nie, nie Monopol eines Charakters werden, so wenig als eines Standes. Wahrheits-Monopole, einem einzelnen Stande oder Charakter verliehen, sind Beeinträchtigungen für alle übrigen, und wahre Injurien für die Menschheit. Halbe Wahrheiten sind die schlimmsten Lügen. Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durchs Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu sengen. Vom Wahrsagen läßt sich's wohl leben in der Welt, aber nicht vom Wahrheit sagen. Die meisten Menschen nehmen Meinungen an, so wie sie von andern gemacht worden sind. Der gewöhnliche Kopf ist immer der herrschenden Meinung und der herrschenden Mode konform. Die Menschen können nicht sagen, wie sich eine Sache zugetragen, sondern nur, wie sie meinen, daß sie sich zugetragen hätte. Wenn alle das gleiche denken, denkt keiner richtig. Nichts kann mehr zu einer Seelenruhe beitragen, als wenn man gar keine Meinung hat. "Wie geht's", sagte ein Blinder zum Lahmen. Werke von großen Geistern sind Spiegel, wenn ein Affe hineinguckt, kann kein Apostel heraussehen. Man kann den Hintern schminken wie man will – ein ordentliches Gesicht wird nie daraus. Die Gesichter der Menschen sind oft bis zum Ekelhaften hässlich. Warum dieses? Vermutlich konnte die nötige Verschiedenheit der Gemüts-Arten nicht erhalten werden ohne eine solche Einrichtung. Die kleinsten Unteroffiziere sind die stolzesten. Wer sich selbst zum Besen macht, muß sich nicht über den Staub beklagen. Ich habe mir die Zeitungen vom vorigen Jahr binden lassen. Es ist unbeschreiblich, was für eine Lektüre das ist: 50 Teile falsche Hoffnungen, 47 Teile falsche Prophezeiungen und 3 Teile Wahrheit. Diese Lektüre hat bei mir die Zeitungen von diesem Jahr herabgesetzt; denn ich denke: Was diese sind, das waren jene auch. Das Bekehren der Missetäter vor ihrer Hinrichtung läßt sich mit einer Art von Mästung vergleichen, man macht sie geistlich fett und schneidet ihnen hernach die Kehle ab, damit sie nicht wieder abfallen. Ist es nicht sonderbar, daß die Menschen so gern für ihre Religion fechten und so ungern nach ihren Vorschriften leben? Bei Propheten ist oft der Ausleger ein wichtigerer Mann als der Prophet. Das Wort Gottesdienst sollte verlegt und nicht mehr vom Kirchengehen, sondern bloß von guten Handlungen gebraucht werden. Der oft unüberlegten Hochachtung gegen alte Gesetze, alte Gebräuche und alte Religionen hat man alles Übel in der Welt zu danken. Eine von den Hauptkonvenienzen der Ehe ist die, einen Besuch, den man nicht ausstehen kann, zu seiner Frau zu weisen. Konversation machen: Zwei oder mehrere Leute tun so, als hörten sie einander zu. Es ist keine Kunst, etwas kurz zu sagen, wenn man etwas zu sagen hat. Leute, die niemals Zeit haben, tun am wenigsten. Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr. Der Duft eines Pfannkuchens bindet mehr ans Leben, als alle philosophischen Argumente.
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