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Dienstag, 4. März 2014

Ludwig Quidde   

* 23. März 1858 in Bremen
4. März 1941 in Genf

ABCD

Deutscher Historiker, Pazifist und Tierfreund. 

 

Im Jahr 1898 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Margarete, geb. Jacobson , den 'Münchener Verein gegen Vivisektion und sonstige Tierquälerei'. Erhielt 1927 den Friedensnobelpreis.

 

Quidde besuchte von 1869 bis 1876 das humanistische Alte Gymnasium in Bremen und machte 1876 Abitur. Ab 1877 studierte er Geschichte, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften in Straßburg und Göttingen und wurde 1881 mit der Schrift 'König Sigmund und das Deutsche Reich von 1410 bis 1419' zum Doktor der Philosophie promoviert. Im selben Jahr griff er in den Berliner Antisemitismusstreit ein. Quidde wurde nach der Promotion Mitarbeiter an der Edition der Reichstagsakten (Ältere Reihe), bei der die Reichstagsdokumente des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation) von 1376 an bearbeitet wurden.

1882 heiratete Quidde die Musikerin und Schriftstellerin Margarethe Jacobson. Nach dem Tod seines Vaters 1885 und der damit verbundenen umfangreichen Erbschaft stellte Quidde seine Habilitationsabsichten zugunsten der Reichstagsakten-Edition zurück und wurde 1887 zum außerordentlichen Mitglied der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt, im Herbst 1889 verantwortlicher Redakteur der Edition. 1888 begründete er als Herausgeber die Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (DZG)
.

Im Herbst 1890 wurde Quidde zum leitenden Sekretär des Preußischen Historischen Instituts
nach Rom berufen und zum Professor ernannt. Doch bereits 1892 bat er um seine Entlassung, kehrte nach München zurück und wurde in die Historische Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen. In München organisierte er 1893 auch den Ersten Deutschen Historikertag.

Mit einem Schlag bekannt wurde Quidde durch die im Frühjahr 1894 veröffentlichte kurze Studie 'Caligula – Eine Studie über römischen Cäsarenwahnsinn', die mit über 30 Auflagen zu einem der erfolgreichsten Pamphlete der wilhelminischen Ära wurde: Einem aufmerksamen Leser konnte kaum entgehen, dass es sich bei der vorgeblich althistorischen Untersuchung zugleich um eine Satire auf den damaligen Kaiser Wilhelm II. handelte. Die Angelegenheit führte zum Abbruch von Quiddes wissenschaftlicher Laufbahn. Seine Ächtung als Historiker durch die deutschen Fachkollegen erzwang auch die Einstellung der DZG mit einem letzten Band für 1894/1895. Bald danach wurde er wegen der Äußerung, es sei eine „Lächerlichkeit und politische Unverschämtheit“, eine Gedenkmedaille auf Kaiser „Wilhelm den Großen“ zu stiften, der Majestätsbeleidigung angeklagt und zu einer dreimonatigen Haftstrafe in München-Stadelheim verurteilt. 

Quiddes Vermögen ermöglichte es ihm, sich ganz auf Politik und Pazifismus zu konzentrieren. Außerdem engagierte er sich im Kampf gegen die Vivisektion. Im Jahr 1898 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Margarethe den „Münchener Verein gegen Vivisektion und sonstige Tierquälerei“. Gemeinsam mit ihr veröffentlichte er auch die Schrift Anleitung zur Verständigung über die Vivisektionsfrage. Zudem nahm Quidde an den internationalen Antivivisektions-Kongressen in Frankfurt am Main (1903), London (1909) und Zürich (1912) teil. Bereits 1893 war er in die 1868 gegründete Deutsche Volkspartei (DtVP) eingetreten, die ihre Hochburgen vor allem in Süddeutschland hatte. Sie setzte sich gegen die Nationalliberale Partei für föderale Strukturen im Deutschen Reich ein, stand in Opposition zur Vorherrschaft Preußens und engagierte sich für eine Stärkung des Parlaments und demokratischere Verhältnisse in Deutschland. Schon 1892 war Quidde der neugegründeten Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) beigetreten.

Von 1894 bis 1900 war Quidde Herausgeber der Tageszeitung 'Münchner Freie Presse'. 1895 wurde Quidde Vorsitzender des bayerischen Landesausschusses der DtVP. 1907 wurde er erstmals in den bayerischen Landtag gewählt, wo er bis 1918 Abgeordneter blieb. Inzwischen hatte sich 1910 die DtVP mit der Freisinnigen Volkspartei und der Freisinnigen Vereinigung zur 'Fortschrittlichen Volkspartei' zusammengeschlossen, woran Quidde nur widerstrebend teilnahm.

1899 leitete Quidde die deutsche Delegation an den Weltfriedenskongressen. 1907 organisierte er den 16. Weltfriedenskongress in München. 1913 veröffentlichte er einen Entwurf zu einem internationalen Vertrage über Rüstungsstillstand anlässlich des 20. Weltfriedenskongresses in Den Haag. Im Mai 1914, kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges, wurde er zum Vorsitzenden der Deutschen Friedensgesellschaft gewählt und blieb bis 1929 in diesem Amt. Quidde hielt sich zwischen Ende 1914 und 1918 häufig im neutralen Ausland auf, in den Niederlanden und später vor allem in der Schweiz, um die 1914 abgebrochenen Kontakte mit Pazifisten in anderen kriegführenden Staaten wiederherzustellen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Quidde 1918 Vizepräsident des Provisorischen Bayerischen Nationalrates und 1919 Abgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in der Weimarer Nationalversammlung. 1924 wurde Quidde wegen Landesverrats angeklagt und kurzzeitig inhaftiert. 1927 erhielt er den Friedensnobelpreis gemeinsam mit dem französischen Pazifisten Ferdinand Buisson, dem Mitgründer der Französischen Liga für Menschenrechte. Das Preisgeld war für Quidde, der durch die Inflation verarmt war, eine große Hilfe. Quidde, der nationale Verteidigungskriege, Demokratie und ein bürgerliches Wertesystem verteidigte, verließ 1929 aus Protest gegen zunehmende Radikalisierung den Vorstand der Deutschen Friedensgesellschaft und trat 1930 aus der DFG aus.

Die DDP formierte sich 1930 zur Deutschen Staatspartei um, aus der Quidde zusammen mit anderen linksliberalen Mitgliedern austrat. Nach der NS-Machtübernahme emigrierte Quidde im März 1933 in die Schweiz, wo er in den folgenden Jahren bis zu seinem Tod unter schwierigsten Verhältnissen in Genf lebte. Neben seltenen Beiträgen für Schweizer Zeitungen übernahm er sogar Gartenarbeiten, um zu existieren. Als er 1938 das achtzigste Lebensjahr vollendete und eine Sammlung rund 5400 Schweizer Franken aus Spenden erbrachte, beglich Quidde mit dem Geld seine Schulden.

In seinem Schweizer Exil lebte Quidde mit seiner langjährigen  Lebensgefährtin und ihre gemeinsame Tochter zusammen. Nachdem er 1938 aus der Münchener Historischen Kommission und der Leitung der Reichstagsakten-Edition ausgeschlossen worden war, wurde er 1940 in Deutschland offiziell ausgebürgert. Er hatte über den Anschluss Österreichs 1938 geschrieben: " ... eine Bande von Verbrechern, Mördern, Räubern, Brandstiftern und (was vielleicht schlimmer als alles ist) bestialischen Folterknechten, dazu Lügnern und Heuchlern [unternehmen] mit schamlosem Rechtsbruch dieses Land ... einzugliedern.“

Weitere Infos:  

Bertha von Suttner (sitzend links), Ludwig Quidde (sitzend rechts), Margarethe Quidde (hinter Ludwig Quidde) 

Reichs-Tierschutzgesetz

24. November 1933 in Berlin

Auf Veranlassung der Reichsregierung unter Reichskanzler Adolf Hitler wird weltweit das erste Tierschutzgesetz verabschiedet

  

Weitere Infos:  

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Wofür deutsche Tierschützer 100 Jahre lang gekämpft hatten, ging nun endlich in Erfüllung. Das Deutsche Tierschutzgesetz hatte für die gesamte Welt Vorbildcharakter. Adolf Hitler erhielt für dieses 'wunderbare Gesetz' aus den USA eine Goldmedaille.
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