Hermann
Gruson
* 13. März 1821 in
Magdeburg
† 30. Januar 1895
daselbst
Deutscher Ingenieur, Erfinder und Industrieunternehmer.
Gruson wurde als Nachkomme einer hugenottischen Einwandererfamilie und Sohn
eines Premierleutnants in der Magdeburger Zitadelle geboren. Er besuchte das Domgymnasium Magdeburg, wechselte dann jedoch zur Gewerbe- und Handelsschule, die er 1839 abschloss, und leistete den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger in einer Pioniereinheit ab. Anschließend besuchte er die Berliner
Universität, wo
er Vorlesungen über Chemie, Physik, Dampfmaschinenkunde, Statik und
Dynamik hörte.
Gruson arbeitete dann fünf Jahre lang in der Maschinenfabrik von August
Borsig , der mit seinem Vater befreundet war, und lernte so den Maschinenbau kennen. Hier begann auch, durch Anregung von Borsig, seine Leidenschaft für die tropische und subtropische Botanik. Borsig vermittelte Gruson dann eine Stelle bei der Berlin-Hamburger Eisenbahn, die er 1843 antrat und bis 1851 innehatte. Als Oberingenieur nahm er
im Februar 1851 für drei Jahre eine Stelle in der Maschinenfabrik von Friedrich Wöhlert
in Berlin an. Er kehrte dann nach dem Tode seiner Mutter aus familiären Gründen nach Magdeburg zurück.
1854 wurde er zunächst technischer Direktor der Vereinigten Hamburg-Magdeburger
Dampfschiffahrtsgesellschaft .
Er gründete im Juni 1855 in Buckau bei Magdeburg die „Maschinen-Fabrik und Schiffsbauwerkstatt
H. Gruson Buckau-Magdeburg“. An der Mündung der Sülze in die Elbe entstand eine Werft. Wichtiges Standbein seiner Unternehmung war die angeschlossene Gießerei. Er verbesserte die Festigkeit von
Gusseisen deutlich, so dass Hartgussprodukte aus den Grusonwerken zu einem Markenprodukt wurden. Diese gewannen große Bedeutung für die Entwicklung des
Maschinenbaues und des Eisenbahnbaues in Deutschland. Viele Eisenbahn- und Wagenhersteller versahen ihre Produkte mit dem Hinweis „nur mit Gruson'schen Hartgussrädern“.
1856 erklärte Gruson schriftlich der in Alexisbad tagenden Gründungsversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI)
seinen Beitritt. 1859 wurde sein Unternehmen bestreikt. Der an sich konservativ eingestellte Gruson sah sich angesichts einer stärker werdenden Arbeiterbewegung veranlasst, eine sozialere Lohnpolitik zu verfolgen.
Zunächst erfolgte ein erfolgreicher Einsatz der Produkte des Unternehmens bei der Magdeburg-Halberstädter
Eisenbahn .
Mitte der 60er Jahre zählte die Belegschaft des Werkes schon etwa 250 Mann.
Die gesammelten Erfahrungen ließen den Hartguss besser als andere Werkstoffe auch zur Panzerung von Geschütztürmen auf dem Festlande erscheinen.
Nach 1860 erhielt er vermehrt auch Rüstungsaufträge. Es wurden Erweiterungen der Produktionskapazitäten erforderlich, worauf hin zwischen 1869 und 1871 moderne Anlagen in der Buckauer Marienstraße errichtet
wurden, die auch für die wachsenden Aufgaben der folgenden Jahrzehnte brauchbar
waren.
Gruson war Grubenbesitzer im Berggießhübeler
Eisenerzabbaugebiet. Das hier geförderte Magneteisenerz (Magnetit) war besonders hochwertig. Der
dortige Bergbau wurde 1892 weitgehend eingestellt. Aus Grusons Gießerei gingen die ersten Panzertürme für Befestigungsanlagen in Deutschland hervor.
Weitere Großaufträge (Panzertürme und Geschützstände für den italienischen Kriegshafen La
Spezia), die werkseigene Entwicklung
einer Lafettenkonstruktion und die Entwicklung und der Bau eigener Geschütze erforderte weitere Anlagenerweiterungen. 1886 wurde das Grusonwerk in eine Aktiengesellschaft
umgewandelt und firmierte nun unter dem Namen Grusonwerk AG Buckau.
Bei Tangerhütte errichtete die Gruson AG, deren Leitung Gruson weiter innehatte, einen 10 km langen Schießplatz. Die dort getesteten und vorgeführten Geschütze wurden in alle Welt exportiert. Die Gruson AG baute jedoch auch vielfältige zivile Anlagen
1891 beendete Gruson seine Mitarbeit im Vorstand der Gruson AG. Zwei Jahre später wurde das Unternehmen von Krupp
erworben und in Friedrich Krupp AG Grusonwerk umbenannt. Gruson widmete sich weiterhin naturwissenschaftlichen Studien. Er besaß die größte Kakteensammlung Europas. Mit seinem Tod stiftete er seine umfangreiche Pflanzensammlung samt einem größeren Geldbetrag der Stadt Magdeburg. 1896 wurden die hiervon errichteten Grusonschen Gewächshäuser – eine Sammlung vieler seltener, inzwischen vom Aussterben bedrohter exotischer Pflanzen – den Magdeburgern zugänglich gemacht.
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