Mittwoch, 9. April 2014
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Schlacht bei Liegnitz 

am 9. April 1241.

Mitteleuropa stand im Jahr 1241 vor einer großen Gefahr, dem Mongolensturm. Doch kein Kaiser und kein Papst unternahmen etwas gegen. Nur der deutsche Herzog Heinrich II. von Schlesien (Abb.) stellte sich mit ein paar Tausend Männern dem übermächtigen Feind entgegen. Ihr Untergang war besiegelt. 

 

Nach dem Tod des Mongolenherrschers Dschingis Khan 1227 wurde sein Reich durch Thronstreitigkeiten erschüttert. Diese dauerten mehrere Jahre, ehe Ögödei Khan , einer von Dschingis' Söhnen, sich durchsetzte. Wenig später begannen wieder die Aggressionen der Mongolen Richtung Westen, verbunden mit Massenterror gegen die Zivilbevölkerung. 1237 wurde der letzte Rest von Russland erobert; nach dem Fall Kiews 1240 stieß ein riesiges Korps unter Batu Khan , eines Enkels von Dschingis Khan, mit einer Armee der Goldenen Horde auf Polen vor, überrannte Sandomierz und Krakau. Mehrere Aufgebote des polnischen Kleinadels erlitten vernichtende Niederlagen. Nach der Zerstörung von Sandomir und Krakau im Winter 1240/41 teilte Batu Khan sein Heer. Eine Heeressäule zog nach Nordwesten, Batu Khan selbst mit dem Hauptheer nach Süden.


Anfang 1241 lag nur noch das Herzogtum Schlesien zwischen Mitteleuropa und den Mongolen. Der in Liegnitz regierende Herzog Heinrich II., genannt "der Fromme", erkannte die Gefahr. Nicht nur fromm, sondern auch mutig und selbstbewusst, war der 49-Jährige ganz auf sich allein gestellt. Der Kaiser residierte in Unteritalien und kümmerte sich nicht um die Belange des Reiches. Der König von Ungarn stand selbst vor der Invasion der südlichen Heeressäule der Mongolen; dort fand am 11. April die Schlacht bei Muhi statt. Immerhin sagte König Wenzel I. von Böhmen Hilfe zu, und begann ebenso ein Heer aufzustellen.

Die asiatischen Truppen, deren erstes Ziel das Oder-Ufer bildete, wurden von Baidar Khan , einem erfahrenen Feldherren, kommandiert. Sein Heer umfasste mehr als 10.000 Krieger. Herzog Heinrich konnte dagegen kaum 4.000 Mann aufstellen. Er rief die schlesische Ritterschaft zu den Fahnen und bekam Unterstützung von einigen Dutzend Ordensrittern der Johanniter, Templer und Deutschordenskrieger. Des Weiteren folgten einige deutsche Kontingente seinem Hilferuf, darunter der Babenberger Herzog Friedrich der Streitbare von Österreich. Auch die Trümmer des polnischen Heeres schlossen sich ihm an. Schwachpunkt war das Fußvolk. Es bestand hauptsächlich aus bewaffneten Zivilisten – Stadtbürger von Liegnitz, Bauern und Bergknappen aus den Minen des nahegelegenen Goldberg. Sie wurden von einigen gepanzerten Söldnern zusammengehalten. Das Heer König Wenzels war am Tag der Schlacht noch einen Tagesritt entfernt, immerhin war die berittene Vorhut der Böhmen inzwischen eingetroffen.

Angesichts dieser Unterlegenheit hätte Heinrich nach Süden ausweichen können, wo unter König Wenzel von Böhmen eine 5.000-köpfige Armee anrückte. Aber dann wären die Mongolen womöglich noch weiter vorgestoßen – mit schlimmsten Folgen für die Bevölkerung. Heinrich entschloss sich, den Kampf aufzunehmen und gleichsam als heiligen Kreuzzug zu führen. Fast alle seine Kämpfer befestigten ein Kreuz an ihrer Kleidung, um dies zu dokumentieren.

Am 9. April 1241 stießen die beiden Heere auf eine später "Wahlstatt" genannten Anhöhe südöstlich von Liegnitz zwischen der Katzbach und der Weidelache aufeinander. Herzog Heinrich hörte am Morgen die Messe, Baidar Khan ließ die Fahne des mongolischen Kriegsgottes mit den schwarzen Rossschweifen aufrichten. Die christliche Streitmacht war in zwei Reihen aufgestellt: vorn das Fußvolk, flankiert von polnischen Reitern und einigen Dutzend Kreuzrittern. Dahinter stand die schlesische Ritterschaft, verstärkt durch deutsche und böhmische Berufskrieger zu Pferd.

Die Mongolen begannen als erste den Angriff unter wildem Kriegsgeheul. Das vorderste Kontingent von Heinrichs Heer überrannte die mongolische Vorhut. Nach schnellem Rückzug formierten sich die Asiaten mit ihrer Hauptmacht neu und wandten eine ihrer Kriegslisten an. Als sie einige der weiß-roten polnischen Fahnen erspähten, sprengten die Mongolen in vollem Galopp auf den Gegner zu und schrieen aus Leibeskräften in polnischer Sprache: "Ratujcie sje! Ratujcie sje!" (Rettet euch!) Die Polen verließen voller Panik das Feld.

Damit war das schlesische Heer entscheidend geschwächt. Jetzt blieb Heinrichs Männern nur noch der Kampf bis zum Letzten. Mitten in den mongolischen Pfeilregen hinein stürmten die Ritter. Herzog Heinrich kämpfte im dichtesten Gewühl. Eine Lanze traf ihn beim Erheben des Schwertes in die linke Achselhöhle und warf ihn sterbend vom Pferd. Mit ihm ging alles zu Ende. Sein Kopf wurde auf einer Lanze als Trophäe vor die Stadttore von Liegnitz getragen. Der deutsche Blutzoll war ungeheuer. Sämtliche höheren Kommandeure kamen ums Leben, allein Herzog Friedrich der Streitbare konnte sich retten. Sechs schlesische Adelsfamilien verloren bei Liegnitz nahezu alle ihre Väter und Söhne. Die späteren Grafen von Strachwitz beklagten 14 Gefallene. Von der Familie Rothkirch starben sämtliche männlichen Familienmitglieder, bis auf einen nach der Schlacht geborenen Knaben. Schwere Verluste erlitten auch die Familien Nostitz, Seydlitz, Prittwitz und Zedlitz. Diese sechs schlesischen Adelsfamilien nannten sich später "Vettern von Wahlstatt“. Für den erst nach der Schlacht geborenen männlichen Nachkommen der Familie Rothkirch übernahm der Bund der überlebenden Kämpfer die Vormundschaft. Die heute noch lebenden Mitglieder dieser sechs Familien veranstalten regelmäßig Treffen im Gedenken an die Schlacht.

 


Doch die Verluste der Mongolen waren ebenfalls außerordentlich. Nach einem Versuch, Liegnitz zu erobern, stoppte Baidar Khan den Marsch nach Westen und zog mit seinen Truppen zur Hauptmacht nach Ungarn. Die Mongolen zogen entlang der Sudeten nach Mähren. Die Gebirgspässe bei Glatz ließen sich zwar sperren, aber nach der Einnahme von  Ratibor und Troppau fielen die Mongolen durch die Mährische Pforte in Mähren ein, nahmen Prerau, Littau, Wischau sowie andere Städte. Nur zwei mährische Städte – Olmütz und Brünn – sowie das nordostungarische Neustadt am Zeltberg widerstanden und wurden von den Mongolen erfolglos belagert. Olmütz wurde durch 6.000 Mann unter Jaroslaw von Sternberg verteidigt. Die Mongolen rückten drei Tage später ab und schlossen sich in Ungarn wieder Batu Khans Hauptheer an. Als Ende 1241 Großkhan Ögödei starb, zogen die mongolischen Führer ab, um einen neuen Herrscher zu wählen.

Es kam nach 1241 nie mehr zu einem Versuch der Mongolen, in deutsches Territorium einzudringen.
Auf dem Schlachtfeld ließen die Mutter und die Frau Heinrichs, die Herzoginnen Hedwig und Anna von Böhmen, eine Propstei errichten und übergaben diese den Benediktinern des Klosters Opatowitz bei Königgrätz. Heinrichs Leichnam wurde gefunden. Der um die Propstei entstehende Ort wurde nach dem Allgemeinbegriff Schlachtfeld 'Wahlstatt' genannt. 

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